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Grußwort des Ministers des Innern, Dr. Manfred Püchel, anlässlich der Verabschiedung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Magdeburg, Dr. Willi Polte, am 10.08.2001

10.08.2001, Magdeburg – 110

  • Ministerium für Inneres und Sport

 

 

 

Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 110/01

 

Magdeburg, den 10. August 2001

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Grußwort des Ministers des Innern, Dr. Manfred Püchel, anlässlich der Verabschiedung des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Magdeburg, Dr. Willi Polte, am 10.08.2001

 

Den heutigen Termin nehme ich außerordentlich gern wahr, aber nicht, weil ich mich freue, dass Willi Polte verabschiedet wird, sondern weil ich mit ihm seit der Wendezeit befreundet bin.

 

Vieles haben wir in den vergangenen 11 Jahren gemeinsam gemacht. Politisch standen wir uns bekanntermaßen auch immer nahe.

 

Wir haben die gleichen Erfahrungen gesammelt, im Bezirksvorstand der SDP bzw. SPD, dann als Bürgermeister der bedeutendsten Orte Sachsen-Anhalts, Etgersleben und Magdeburg.

ähnliche Probleme hatten wir zu bewältigen, als wir 1990 unser Bürgermeisteramt übernahmen. Denn so sehr unterscheiden sich beide Orte nicht, Etgersleben liegt an der Bode, Magdeburg an der Elbe. Magdeburg nahm man den ICE-Halt weg, uns sogar die gesamte Eisenbahnstrecke. Theater gibt es auch überall.

 

Magdeburg hat natürlich einige Einwohner mehr und eine etwas größere Verwaltung. Apropos Verwaltung, wie ich lesen konnte, wird Lutz Trümper sie nach seinen Vorstellungen umbauen. Das wird auch nötig sein. Denn er wird Kräfte freisetzen müssen, um das Referat öffentlichkeitsarbeit aufzustocken. Man könnte ja fast eine neue Maßeinheit einführen: Ein Willi entspricht zehn öffentlichkeitsarbeitern.

 

Jeder, der Willi Polte kennt, und es kennen ihn viele, weiß, wie er für seine Stadt geworben hat und weiter für sie wirbt. Mit seinem grenzenlosen Optimismus hat er viele angesteckt. Manche hat er regelrecht damit erschlagen. Zuletzt beim Empfang für den Bundestag des Deutschen Fußballbundes hat er wieder alle verblüfft, von Meyer-Vorfelder bis Beckenbauer. Und dies will schon etwas heißen.

 

Das alles wäre so noch 15/20 Jahre weitergegangen und die Magdeburger hätten ihn auch immer wieder gewählt, wenn es dieses Gesetz nicht gäbe, nämlich die Gemeindeordnung mit ihrem § 58, der hauptamtliche Bürgermeister mit 65 Lebensjahren zu Greisen erklärt.

 

Nun fragt man sich natürlich, wie dies sein kann. Konrad Adenauer war mit 87 noch Bundeskanzler und Willi Polte muss mit 63 aufhören. Irgend etwas passt da nicht zusammen. Ist der Fehler eventuell im Gesetz zu suchen?

 

Da ich dieses Gesetz mit zu verantworten habe, muss ich dieses natürlich zurückweisen. Also kann es nur an der Bürde des Amtes liegen. Das Amt des Oberbürgermeisters von Magdeburg ist eben anspruchsvoller als das Amt des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland.

 

Anrede,

wenn man eine verdienstvolle Persönlichkeit aus dem aktiven Dienst verabschiedet, gerät man leicht in Gefahr, Abschiedsreden zu halten. Dies will ich natürlich vermeiden. Denn Oberbürgermeister a.D. Dr. Polte sitzt frisch und munter unter uns und wurde erst kürzlich zum ehrenamtlichen Bürgermeister seines Geburtsortes Niegripp gewählt. Großes hat er noch vor sich. Denn auch ich wurde erst ehrenamtlicher Bürgermeister meines Geburtsortes, bevor ich Minister wurde.

 

Heute aus Anlass der Verabschiedung des langjährigen und verdienstvollen Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Magdeburg zu Ihnen zu sprechen, fällt wahrscheinlich allen schwer, denn so einen Oberbürgermeister wie Dr. Polte lässt man nicht gerne gehen.

 

Und mit dieser Einschätzung, mit dieser Wertschätzung Ihrer Person, lieber Dr. Polte, bin ich nicht alleine.

Meine Damen und Herren, fast alle hier Versammelten haben miterlebt ¿ man möchte fast sagen: am eigenen Leibe zu spüren bekommen, welch große Leistungen Dr. Polte zum Wohle der Stadt Magdeburg erbracht hat!

 

Natürlich nicht er allein, sondern im engen Schulterschluss mit seinem Stellvertreter, seinen Beigeordneten, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung und vor allem mit den Magdeburger Bürgerinnen und Bürgern. Aber Willi Polte war der Mann an der Spitze. Mit seinen Ideen, seinem Elan, seiner Kraft und seinem Enthusiasmus hat er sie alle mitgerissen und kann heute nach 11 Jahren Bilanz ziehen über eine äußerst erfolgreiche Zeit.

 

Heute möchte ich Ihnen, Herr Dr. Polte, im Namen der Landesregierung danken, danken für Ihre großen Verdienste, die Sie sich bei Ihrem unermüdlichen Einsatz

 

 

für Ihre Stadt Magdeburg,

für lokale, regionale und überregionale Aufgaben,

für politische, gesellschaftliche und soziale Angelegenheiten und vieles mehr erworben haben.

 

 

Sie, Herr Dr. Polte, haben für Magdeburg die Möglichkeiten genutzt, die sich nach der Wiedervereinigung boten. Sie haben Magdeburg sicher und zielgerichtet durch die stürmischen Anfangsjahre gesteuert und in sicheres Fahrwasser gebracht. Von Ihrem damals mit Weitsicht eingeschlagenen Kurs haben Sie sich niemals abbringen lassen. Und das war richtig so; denn der Kurs stimmte. Er stimmt heute noch.

 

Wer wollte leugnen, dass Magdeburg heute viel schöner, viel lebendiger, viel liebenswerter und viel lebenswerter ist als noch vor ein paar Jahren? Eine Frage wird leider viel zu selten gestellt: Wie würden unsere Städte und Gemeinden heute aussehen, wenn es die Wiedervereinigung nicht gegeben hätte?

 

Wer einmal den Bericht von Schürer, damals Chef der Staatlichen Plankommission gelesen hat, weiß, dass die DDR 1989 am Ende war. Die sogenannten sozialen Errungenschaften, von denen manche heute noch nostalgisch träumen, waren schon lange nicht mehr finanzierbar. Ruinen schaffen ohne Waffen war ein geflügeltes Wort.

 

Die DDR war am Ende und hatte schon lange nicht mehr die Kraft gehabt, die aktuellen Herausforderungen anzugehen. Magdeburg lebte wie alles in der DDR eigentlich nur noch von der Substanz.

 

Und trotzdem musste es 1990 weitergehen und es sollte - so die berechtigten Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger ¿ besser werden, so wie im Westen. Jahrzehntelang sollten wir diesen Westen überholen, ohne ihn einzuholen. Nun wollten wir ihn wirklich einholen, wollten gleiche Lebensverhältnisse in Ost und West.

 

Ein großer Anspruch an die junge kommunale Selbstverwaltung, die sich selbst erst finden und organisieren musste, an die Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker der ersten Stunde.

 

Dr. Polte hat dafür gesorgt, dass Magdeburg in dieser Zeit gehalten wurde, Kurs auf ein funktionierendes Gemeinwesen - getragen von Demokraten.

 

Meine Damen und Herren,

wohl jeder kann sich noch an die vielen Baustellen gerade in den Anfangsjahren erinnern, die nicht nur notwendig waren, weil die Straßen sanierungsbedürftig waren. Durch die jahrzehntelang vernachlässigte Infrastruktur mussten vielerorts die Abwasserrohre ausgetauscht werden, neue Strom- und Telefonleitungen und andere Versorgungsleitungen verlegt werden.

 

Das kostete Zeit, viel Geld und ¿ auch viele Nerven. Aber das war notwendig. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen:

Mit der Sanierung der Straßen, Wege und Plätze einher gingen viele Baumaßnahmen an Gebäuden. Gerade im Stadtzentrum sind die Veränderungen besonders deutlich zu sehen. Wer Magdeburg länger nicht gesehen hat und mit der Bahn anreist, wird sich verwundert die Augen reiben:

 

Magdeburg hat wieder ein Zentrum ¿ viele Leute aus nah und fern kaufen hier gerne ein und beleben das Stadtbild. Magdeburg ist wieder zur Einkaufsstadt geworden! Zu einer grünen Einkaufsstadt - in der Amtszeit von Willi Polte wurden 30.000 Bäume gepflanzt. Eigentlich 30.001 Bäume, aber den heutigen pflanzte er ja in seiner a.D.-Zeit.

 

Und natürlich - meine Damen und Herren ¿ muss die Johanniskirche genannt werden.

 

Dr. Polte hat sich, wie kaum ein anderer, für den Wiederaufbau der zerstörten Johanniskirche unermüdlich eingesetzt. Damit hat die Stadt nicht nur einen Teil des alten Gesichts wiederbekommen, sondern die Magdeburger bekamen zugleich einen zentralen und schönen Veranstaltungsort.

 

Hier lässt es sich gut wohlverdiente Oberbürgermeister verabschieden. Womit ich nicht behauptet haben möchte, dass Willi Polte dieses im Hinterkopf hatte, als er sich für den Wiederaufbau eingesetzt hatte.

 

Auch mit Ihrem Engagement für die Johanniskirche, Herr Dr. Polte, haben Sie bewiesen, dass Sie trotz der Hektik der Nach-Wende-Jahre immer den überblick behielten und erkannten, wie wichtig, schützenswert und prägend für das gesamte Stadtbild gerade auch die verbliebene alte Bausubstanz ist.

 

Sie haben sich auch für den Wirtschaftsstandort Magdeburg stark gemacht. So haben Sie z. B. - im Zusammenwirken mit dem Land ¿ den Hafen wiederbelebt.

 

Und nicht zuletzt war es Ihnen auch immer ein wichtiges Anliegen, Lehre und Forschung in der Stadt zu unterstützen. Ihrem Engagement ist es mitzuverdanken, dass Magdeburg zu einem namhaften internationalen Standort für Lehre und Forschung geworden ist.

 

Der Sport, insbesondere auch der Breitensport, wurde nachhaltig gefördert. So wurden zahlreiche Sporthallen der Schulen auf den neuesten Stand gebracht, und nachdrücklich setzten Sie sich für den Bau der Bördelandhalle ein - einen gewichtigen Standortvorteil für Magdeburg.

 

Und diese Halle wird heute gut frequentiert. Vielleicht sind ja auch die großen Erfolge der Handballer des SCM ¿ jedenfalls ein Stückchen ¿ auf die schöne neue Halle und damit auch auf das Wirken des alten OB`s zurück zu führen. Der neue OB hat es ja mehr mit dem Fußball, nur noch ein paar gewonnene Spiele und wir sind in der zweiten Liga.

 

Ich möchte aber auch noch auf ein anderes, sehr wichtiges und ernstes Thema eingehen.

Sie - sehr geehrter Herr Dr. Polte - haben sich ¿ nicht nur in den vergangenen 12 Jahren, sondern auch schon weit davor ¿ immer für ein gutes Verhältnis zu allen hier lebenden ausländischen Mitbürgern eingesetzt. Besonders am Herzen lag Ihnen dabei ein besseres, ein gutes Verhältnis zu Israel und zu den hier lebenden jüdischen Mitbürgern. So haben Sie bei der Gründung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft mitgewirkt.

Dafür gebührt Ihnen besonderer Dank.

 

Eines darf natürlich nicht unerwähnt bleiben - die BUGA.

Denn Willi Polte war es, der sich wie kein zweiter für dieses Projekt eingesetzt hat!

Sie - lieber Dr. Polte - hatten schon zu Beginn Ihrer Amtszeit die Idee dazu und wurden dafür anfangs eher belächelt als gerühmt. Denn so weit in die Zukunft dachte kaum jemand. Sie haben sich aber nicht beirren lassen, dieses großartige Projekt nach Magdeburg zu holen.

 

Damit haben Sie es geschafft, ein symbolisches Band zu knüpfen zwischen dem besonderen Glanz Magdeburgs vor der Zerstörung und der heutigen Zeit: Eine Parklandschaft, die Vergangenheit und Gegenwart verbindet und den Magdeburgerinnen und Magdeburgern die großzügig gestaltete Möglichkeit bietet, sich hier zu erholen und zu entspannen.

 

Und beim Stichwort BUGA fällt uns allen gleich Ihr Auftritt bei der "Lindenstraße " ein, mit dem Sie für die BUGA in Magdeburg warben . Kein Einsatz war Ihnen zu hoch, um dieses Projekt zum Erfolg zu führen!

 

Meine Damen und Herren,

für einen "normalen" Menschen hätten die vielen Vorhaben zum Wohle Magdeburgs, die Dr. Polte initiiert, angeschoben, unterstützt, begleitet und gefördert hat, gereicht, um für eine "Vollbeschäftigung" zu sorgen. Willi Poltes Tag muss aber mehr als 24 Stunden gehabt haben, wie sonst hätte er daneben noch eine Vielzahl von weiteren ämtern und Funktionen übernehmen können? Stellvertretend will ich nur zwei erwähnen:

 

Seit September 1990 ist er Mitglied des Präsidiums und des Hauptausschusses des Deutschen Städtetages, der natürlich auch schon in Magdeburg getagt hat.

 

Und was neben seinem OB-Amt besonders wichtig war und ist, seit 1994 ist er Präsident des Städte- und Gemeindebundes Sachsen-Anhalt. Als Präsident des Städte- und Gemeindebundes haben Sie immer wieder Ihre Stimme erhoben und sich für die Interessen der Städte und Gemeinden in unserem Lande eingesetzt. Ganz nebenbei gesagt: Dieses Amt könnte übrigens auch ein ehrenamtlicher Bürgermeister inne haben.

 

Ihr umfassendes Engagement zeigt, dass Sie Ihre Politik immer in größere Zusammenhänge gestellt haben und über den Tellerrand hinausgeblickt haben. Auch hierfür bin ich dankbar, denn gute Meinungsfindung gelingt nur durch Teilnahme vieler am öffentlichen Diskurs, durch Rede und Gegenrede - und Sie, lieber Dr. Polte scheuten die deutliche Gegenrede nicht, wenn es notwendig war. Von einigen gefürchtet, von anderen erhofft.

 

Meine Damen und Herren, sehr geehrter Herr Dr. Polte,

Sie haben nun das Zepter an Ihren Nachfolger Dr. Trümper übergeben. Eigentlich könnten Sie sich jetzt eigentlich beruhigt zurücklehnen in der überzeugung, Gutes, sehr Gutes geleistet und die Weichen richtig gestellt zu haben.

 

Aber Sie können ganz offensichtlich von der "Bürgermeisterei" gar nicht genug bekommen. Weshalb sonst haben Sie sich in Niegripp, Ihrem Geburtsort, erneut als Bürgermeister wählen lassen? übrigens mit respektablen 100 Prozent!

 

Man braucht kein Prophet zu sein, um Niegripp schon jetzt im Aufwind zu sehen.

 

Zum Abschluss möchte ich Ihnen, möchte ich Dir, lieber Willi, nochmals danken ¿ danken für Deinen unermüdlichen und erfolgreichen Einsatz zum Wohle Magdeburgs, zum Wohle Sachsen-Anhalts. Für mich gehörst Du zu den "Großen Bürgermeistern" Magdeburgs. Wenn sich überhaupt jemand freut, dass Du nicht mehr Oberbürgermeister bist, ist es wohl Deine Frau.

 

Liebe Frau Polte, Sie haben für 11 Jahre Ihren Mann an die Stadt ausgeliehen. Jetzt bekommen Sie ihn endgültig zurück. Die Haare sind grau geworden, an Gewicht hat er zugelegt. Ansonsten hat er, äußerlich wenigstens, nicht gelitten. Ich wünsche Ihnen noch viele glückliche Jahre. Wenn Sie ihm verbieten, in Niegripp Fahrrad zu fahren, steht dem nichts im Wege.

 

Lieber Willi, für Deinen weiteren Lebensweg wünsche ich Dir viel Kraft und Erfolg ¿ und bleib der Politik erhalten. Nach der Zeitungsmeldung vom Dienstag brauche ich da wohl keine Sorgen zu haben.

 

Vielen Dank!

 

 

 

 

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