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Häu­fig ge­stell­te Fra­gen zur Un­ter­brin­gung von Asyl­su­chen­den im Rah­men der Erst­auf­nah­me

1. Was ist mit „Erst­auf­nah­me“ ge­meint?

Mit Erst­auf­nah­me ist der erste Zeit­raum der Un­ter­brin­gung neu an­ge­kom­me­ner Asyl­su­chen­der in Ein­rich­tun­gen der Bun­des­län­der ge­meint. Die Bun­des­län­der sind dazu ver­pflich­tet so­ge­nann­te Auf­nah­me­ein­rich­tun­gen zu die­sem Zweck vor­zu­hal­ten. In die­sen Ein­rich­tun­gen müs­sen Asyl­su­chen­de ei­ni­ge Zeit woh­nen. Ziel ist es, dass Asyl­su­chen­de für die Be­hör­den wäh­rend des Asyl­ver­fah­rens gut er­reich­bar sind. Wäh­rend des Auf­ent­halts in einer Auf­nah­me­ein­rich­tung er­fol­gen die Re­gis­trie­rung, eine me­di­zi­ni­sche Un­ter­su­chung sowie die Ein­rei­chung und Prü­fung des Asyl­an­tra­ges. Um den Asyl­an­trag auf kur­zem Weg stel­len zu kön­nen, be­fin­det sich meist in di­rek­ter Nähe der Auf­nah­me­ein­rich­tung eine Au­ßen­stel­le des Bun­des­am­tes für Mi­gra­ti­on und Flücht­lin­ge – das BAMF. Das BAMF prüft und ent­schei­det über die ge­stell­ten Asyl­an­trä­ge.

2. Wie wer­den Asyl­su­chen­de in Deutsch­land ver­teilt?

Asyl­su­chen­de, die nach Deutsch­land kom­men, wer­den auf die Bun­des­län­der ver­teilt. Um eine an­ge­mes­se­ne und ge­rech­te Ver­tei­lung si­cher­zu­stel­len, er­folgt die Ver­tei­lung der Asyl­su­chen­den auf die Bun­des­län­der nach einer Auf­nah­me­quo­te. Die Auf­nah­me­quo­te rich­tet sich nach dem so­ge­nann­ten „Kö­nig­stei­ner Schlüs­sel“, der in Ab­hän­gig­keit des Steu­er­auf­kom­mens und der Be­völ­ke­rungs­zahl in den Bun­des­län­dern aus­ge­stal­tet ist. Sachsen-​Anhalt hat 2,69 Pro­zent aller neu in Deutsch­land an­kom­men­den Asyl­su­chen­den auf­zu­neh­men. Im An­schluss an die erste Un­ter­brin­gung in Auf­nah­me­ein­rich­tun­gen der Bun­des­län­der er­folgt die Ver­tei­lung der Asyl­su­chen­den auf die Land­krei­se und kreis­frei­en Städ­te. In­ner­halb Sachsen-​Anhalts er­folgt die Ver­tei­lung unter Be­rück­sich­ti­gung der Ein­woh­ner­zahl.

3. Was be­deu­tet Zen­tra­le An­lauf­stel­le für Asyl­be­wer­ber des Lan­des Sachsen-​Anhalt (ZASt)?

In Sachsen-​Anhalt ist die „Zen­tra­le An­lauf­stel­le für Asyl­be­wer­ber des Lan­des Sachsen-​Anhalt“, ab­ge­kürzt „ZASt“, die zu­stän­di­ge Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung. Die ZASt or­ga­ni­siert die Un­ter­brin­gung von Asyl­su­chen­den an ver­schie­de­nen Stand­or­ten in Sachsen-​Anhalt. Neben der Haupt­stel­le in Hal­ber­stadt gibt es wei­te­re Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tun­gen in Mag­de­burg und Bern­burg. An­fang Mai 2024 wird eine neue Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tung in St­endal er­öff­net. Im Land­kreis Harz wer­den wei­te­re klei­ne­re Au­ßen­stel­len be­trie­ben, die der Haupt­stel­le der ZASt zu­ge­ord­net sind.

4. Was pas­siert in der Haupt­stel­le der ZASt in Hal­ber­stadt?

Alle neu in Sachsen-​Anhalt an­kom­men­den Asyl­su­chen­den müs­sen sich zur ZASt Hal­be­stadt be­ge­ben. Wenn eine Per­son dort an­kommt, wird sie zu­erst re­gis­triert. Das be­deu­tet, dass per­sön­li­che Daten und Fin­ger­ab­drü­cke ab­ge­nom­men wer­den und eine Si­cher­heits­über­prü­fung ein­ge­lei­tet wird. Alle Asyl­su­chen­den wer­den an­schlie­ßend durch das Ge­sund­heits­amt des Land­krei­ses Harz auf an­ste­cken­de Krank­hei­ten ärzt­lich un­ter­sucht. Um Er­kran­kun­gen vor­zu­beu­gen, wird den Asyl­su­chen­den auch die Mög­lich­keit ge­ge­ben, sich vor Ort imp­fen zu las­sen.

Die Mit­ar­bei­ter der Auf­nah­me­ein­rich­tung in­for­mie­ren die Asyl­su­chen­den in meh­re­ren Spra­chen über ihren Auf­ent­halt in der ZASt, die vor­han­de­nen Be­ra­tungs­an­ge­bo­te sowie über den Ab­lauf des Asyl­ver­fah­rens. Wird fest­ge­stellt, dass bei einer Per­son bei­spiels­wei­se auf­grund einer kör­per­li­chen oder geis­ti­gen Be­ein­träch­ti­gung oder Be­hin­de­rung oder einer Schwan­ger­schaft be­son­de­re Maß­nah­men er­for­der­lich sind, wird eine be­son­de­re Un­ter­brin­gung ge­währ­leis­tet.

5. Was be­deu­tet Asyl­ver­fah­ren?

Men­schen, die aus ihrem Her­kunfts­land ge­flo­hen sind, kön­nen in Deutsch­land Asyl be­an­tra­gen. Nach ihrer An­kunft in der ZASt in Hal­ber­stadt sol­len die Asyl­su­chen­den wäh­rend ihres Auf­ent­halts in der Auf­nah­me­ein­rich­tung in der Regel alle für das Asyl­ver­fah­ren not­wen­di­gen Schrit­te durch­lau­fen. An der Haupt­stel­le der ZASt in Hal­ber­stadt be­treibt auch das für die Be­ar­bei­tung von Asyl­ver­fah­ren zu­stän­di­ge BAMF eine Au­ßen­stel­le. Hier stellt die Per­son, die Schutz sucht, einen An­trag auf Asyl. Wäh­rend des Ver­fah­rens wird die Per­son be­fragt. Für die Prü­fung ist es wich­tig zu er­fah­ren, warum eine Per­son ihr Her­kunfts­land ver­las­sen hat. Am Ende des Ver­fah­rens wird eine Ent­schei­dung dar­über ge­trof­fen, ob die Per­son nach den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen einen Schutz­sta­tus er­hal­ten kann. Das Asyl­ver­fah­ren kann un­ter­schied­lich lange dau­ern. Wei­te­re de­tail­lier­te­re In­for­ma­tio­nen zum Asyl­ver­fah­ren fin­den Sie auf den Sei­ten des BAMF.

6. Wie wer­den Asyl­su­chen­de in der ZASt ver­sorgt?

Asyl­su­chen­de er­hal­ten in der Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung alles Nö­ti­ge, um ihren täg­li­chen Be­darf zu de­cken. Dazu ge­hö­ren Un­ter­kunft, Ver­pfle­gung, me­di­zi­ni­sche Ver­sor­gung, Klei­dung und wei­te­re Sach­mit­tel, die im All­tag be­nö­tigt wer­den. Es gibt auch So­zi­al­ar­bei­ter und Be­treu­er vor Ort, die den Asyl­su­chen­den in ihrem All­tag hel­fen und sie wäh­rend des Asyl­ver­fah­rens un­ter­stüt­zen. Die ZASt bie­tet auch Kin­der­be­treu­ungs­an­ge­bo­te an. Wäh­rend des Auf­ent­halts in der ZASt be­su­chen Kin­der keine Be­treu­ungs­ein­rich­tun­gen oder Schu­len in den Land­krei­sen oder kreis­frei­en Städ­ten. In der ZASt wer­den zudem Asyl­ver­fah­rens­be­ra­tung sowie Rück­kehr­be­ra­tung an­ge­bo­ten. Asyl­su­chen­de haben unter be­stimm­ten Vor­aus­set­zun­gen auch die Mög­lich­keit, wäh­rend ihres Auf­ent­halts in der ZASt Ar­beits­ge­le­gen­hei­ten gegen ge­ring­fü­gi­ge Auf­wands­ent­schä­di­gung wahr­zu­neh­men. Dazu ge­hö­ren bei­spiels­wei­se Rei­ni­gungs­ar­bei­ten, Über­set­zungs­tä­tig­kei­ten oder die Pfle­ge der Au­ßen­an­la­gen.

7. Wel­che Maß­nah­men wer­den für be­son­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen er­grif­fen

Für be­son­ders schutz­be­dürf­ti­ge Per­so­nen (wie bei­spiels­wei­se Kin­der und Ju­gend­li­che, Men­schen mit Be­hin­de­run­gen, Per­so­nen mit kör­per­li­chen und see­li­schen Er­kran­kun­gen, äl­te­re Men­schen, Schwan­ge­re, Al­lein­er­zie­hen­de sowie Opfer des Men­schen­han­dels, der Fol­ter oder se­xu­el­ler Ge­walt) wer­den in der ZASt be­son­de­re bau­li­che, or­ga­ni­sa­to­ri­sche und per­so­nel­le Schutz­maß­nah­men er­grif­fen, um ihre Si­cher­heit und be­son­de­ren Be­dar­fe wäh­rend der Un­ter­brin­gung im Rah­men der Erst­auf­nah­me zu ge­währ­leis­ten.

8. Wel­che Funk­ti­on hat die Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tung (LAE) in St­endal?

Die Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tung in St­endal ist ins­be­son­de­re dafür vor­ge­se­hen, die be­son­de­ren Un­ter­brin­gungs­be­dar­fe schutz­be­dürf­ti­ger Per­so­nen und Frau­en zu er­fül­len. In der LAE St­endal wer­den zudem auch Plät­ze für Asyl­su­chen­de vor­ge­hal­ten, für die keine be­son­de­ren Un­ter­brin­gungs­be­dar­fe gel­ten z.B. Ehe­paa­re, Fa­mi­li­en mit voll­jäh­ri­gen Kin­dern oder al­lein­rei­sen­de Män­ner.

Die Ein­rich­tung in St­endal wird im Mai 2024 vor­zei­tig in Be­trieb ge­nom­men. Es ste­hen 500 bis 600 Bet­ten­plät­ze zur Ver­fü­gung. Wer­den alle Bau­maß­nah­men bis Ende 2025 ab­ge­schlos­sen, ste­hen ab die­sem Zeit­punkt bis zu 1.000 Bet­ten­plät­ze zur Un­ter­brin­gung von Asyl­su­chen­den be­reit.

9. Wer be­treut die Men­schen in der Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tung (LAE) in St­endal?

Für die Be­treu­ung der in der LAE St­endal un­ter­ge­brach­ten Asyl­su­chen­den wur­den Dienst­leis­tun­gen für die so­zia­le und me­di­zi­ni­sche Be­treu­ung, Rei­ni­gung, Wä­sche­rei, Ver­pfle­gung sowie für Haus­meis­ter­tä­tig­kei­ten ver­ge­ben. Zu­sätz­lich sind Mit­ar­bei­ter des Lan­des und des Land­krei­ses St­endal in der Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tung tätig. Der Land­kreis St­endal ist für die aus­län­der­be­hörd­li­che und leis­tungs­recht­li­che Be­treu­ung der Asyl­su­chen­den zu­stän­dig.

Die Kin­der­be­treu­ung sowie ein schul­vor­be­rei­ten­des An­ge­bot wer­den in der Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tung an­ge­bo­ten. Auch Be­ra­tungs­an­ge­bo­te wie die Asylverfahrens-​ und Rück­kehr­be­ra­tung wer­den un­ter­brei­tet. Das BAMF wird vor Ort auch An­hö­run­gen im Asyl­ver­fah­ren durch­füh­ren. Durch Mit­ar­bei­ten­de aus dem Be­reich so­zia­le Be­treu­ung wer­den den Be­woh­nern der Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tung auch An­ge­bo­te im Be­reich Frei­zeit und Sport vor­ge­schla­gen.

10. Dür­fen Be­woh­ner die Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung ver­las­sen?

Der Asyl­su­chen­de ist nach dem Ge­setz ver­pflich­tet, in der Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung, der er zu­ge­wie­sen wurde, zu woh­nen. Die Be­woh­ner müs­sen sich aber nicht durch­ge­hend in der Ein­rich­tung auf­hal­ten, sie dür­fen die Ein­rich­tun­gen der ZASt ver­las­sen. Der Auf­ent­halt in der Erst­auf­nah­me dau­ert für die meis­ten Be­woh­ner in der Regel we­ni­ge Mo­na­te. Im Ein­zel­fall kann die Dauer des Auf­ent­halts län­ger sein, z. B. für Per­so­nen, die aus so ge­nann­ten si­che­ren Her­kunfts­län­dern ein­ge­reist sind. Fa­mi­li­en mit Kin­dern woh­nen höchs­tens sechs Mo­na­te in der ZASt.

11. Be­su­chen Kin­der, die in der ZASt, un­ter­ge­bracht sind eine Schu­le?

Für die Dauer des Auf­ent­halts eines Kin­des in einer Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung in Sachsen-​Anhalt be­steht keine Schul­pflicht. Daher kön­nen Kin­der und Ju­gend­li­che im schul­pflich­ti­gen Alter in der ZASt eine Lern­werk­statt be­su­chen, wel­che vom Ca­ri­tas­ver­band für das Bis­tum Mag­de­burg e.V. be­trie­ben wird. Hier wer­den Kin­der und Ju­gend­li­che auf den Schul­all­tag vor­be­rei­tet und er­lan­gen erste Deutsch­kennt­nis­se. Auch Kurse wie Musik, Bas­teln oder Spiel­zeit wer­den an­ge­bo­ten.

Kin­der wer­den mit ihren Fa­mi­li­en spä­tes­tens nach sechs Mo­na­ten aus der Erst­auf­nah­me­ein­rich­tung in an­de­re Un­ter­künf­te in den Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten ver­teilt. Erst dann setzt die Schul­pflicht in der Re­gel­schu­le ein.

12. Wie wird die Si­cher­heit ge­währ­leis­tet?

Für die Si­cher­heit in allen Ein­rich­tun­gen der ZASt be­auf­tragt das Land Sachsen-​Anhalt einen ge­schul­ten Si­cher­heits­dienst. Der Si­cher­heits­dienst ist rund um die Uhr vor Ort. Es er­fol­gen Zu­tritts­kon­trol­len in den Ein­gangs­be­rei­chen. Auch die Zu­sam­men­ar­beit mit der Lan­des­po­li­zei wird durch­ge­hend si­cher­ge­stellt.

13. Was ist der Un­ter­schied zwi­schen einer Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tung und einer Ge­mein­schafts­un­ter­kunft?

Eine Lan­des­auf­nah­me­ein­rich­tung ist eine Ein­rich­tung, in der Men­schen zu­erst un­ter­ge­bracht wer­den, die als Asyl­su­chen­de neu nach Deutsch­land kom­men. Hier wer­den sie re­gis­triert, me­di­zi­nisch un­ter­sucht und be­kom­men Un­ter­kunft, Ver­pfle­gung sowie Un­ter­stüt­zung bei der An­trag­stel­lung auf Asyl. Erst da­nach wer­den sie einem Land­kreis oder einer kreis­frei­en Stadt zu­ge­wie­sen und dort in ei­ge­nen Un­ter­künf­ten un­ter­ge­bracht. Dabei wer­den auch Sam­mel­un­ter­künf­te, so­ge­nann­te Ge­mein­schafts­un­ter­künf­te, ge­nutzt.

Wei­te­re Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zur Zu­gangs­si­tua­ti­on in Sachsen-​Anhalt und zur Lan­deser­st­auf­nah­me­ein­rich­tung in St­endal fin­den sie hier.