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Kleeblatt-Konzept

In den vergangenen Tagen war bei der Verlegung von Corona-Intensivpatienten häufiger vom Kleeblatt Ost die Rede. Was das ist – und was wir als Innenministerium damit zu tun haben:

Was ist das Kleeblatt-Konzept?

Zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 verabredeten die Bundesländer mit der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden, dem Arbeitskreis V der Innenministerkonferenz, Bundesministerien, dem Robert-Koch-Institut und Fachvertretern für Intensiv- und Notfallmedizin das sogenannte Kleeblatt-Konzept, um im Notfall Intensivpatientinnen und Patienten, die schwer an Covid-19 erkrankt sind, von stärker belasteten in weniger stark betroffene Regionen verlegen zu können.

Ziel ist es, dass Regionen mit hoher Belastung unterstützt werden, indem Patientinnen und Patienten in Regionen verlegt werden, in denen es höhere Kapazitäten bei den Intensivbetten sowie ein geringeres Infektionsgeschehen gibt. So soll eine bestmögliche Versorgung aller Intensivpatientinnen und Intensivpatienten sichergestellt werden.

Wie sind die Kleeblätter aufgeteilt?

Für das Kleeblatt-Konzept wurde Deutschland in fünf Regionen aufgeteilt: Nord (Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern), Ost (Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin), West (Nordrhein-Westfalen), Südwest (Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen) und Süd (Bayern).

Wie funktioniert das Kleeblatt-Konzept?

Für die Planungen sind verschiedene Stufen vorgesehen, die nach den Ampelfarben abgestuft sind: Bei „grün“ werden Verlegungen regulär organisiert, meist zwischen den zu einem Kleeblatt gehörenden Regionen. Bei „gelb“ müssen Verlegungen eingehender geprüft werden, weil Krankenhäuser nur noch bedingt aufnahmefähig sind. Mit der Planungsstufe „rot“ wird eine sich abzeichnende Überlastungssituation angezeigt. Wird diese Stufe von einem oder mehreren Kleeblättern angezeigt, ist die strategische Verlegung nötig, also von einer Kleeblatt-Region in eine andere.

Für die Einschätzung der Planungsstufe werden verschieden Kriterien zugrunde gelegt, unter anderem das Infektionsgeschehen, die tatsächlich betreibbaren Intensivbetten sowie Prognosen über die Auslastungsentwicklung. Für diese Lageeinschätzung greifen die Länder sowohl auf Angaben des Divi-Intensivregisters als auch auf interne Beobachtungssysteme zurück. In die Koordinierung sind zahlreiche Beteiligte von Bund und Ländern einbezogen, darunter zentral auch das Gemeinsame Melde- und Lagezentrum (GMLZ).

Welche Rolle spielt das Innenministerium Sachsen-Anhalt beim Kleeblattkonzept?

Für die Abstimmung der überregionalen Verlegungen wurden für jedes Kleeblatt Koordinatorinnen und Koordinatoren bestimmt, die sogenannten Single Points of Contact, kurz SPoC. Diese stimmen sich untereinander ab und koordinieren die jeweiligen Verlegungen von Corona-Intensivpatientinnen und Corona-Intensivpatienten. Für das Kleeblatt Ost wird die Funktion des SPoC von einem Referatsleiter des Innenministeriums Sachsen-Anhalt wahrgenommen, der unter anderem für das Rettungswesen zuständig ist. Er übernimmt die Aufgaben persönlich mit Unterstützung eines kleinen Stabs in seinem Referat. Zusätzlich hat jedes Land im Kleeblatt Ost einen eigenen Koordinator (SPoC).

Wie ist die Situation im Kleeblatt Ost?

Die Länder Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Berlin und Brandenburg haben seit Beginn der Pandemie nötige Verlegungen von Corona-Intensivpatientinnen und Corona-Intensivpatienten vor allem untereinander organisiert. Das war möglich, weil nur ein Teil des Kleeblatts Ost an der Überlastungsgrenze war. Im Herbst/Winter 2020 wurden etwa 400 Fälle gezählt. Kleeblattübergreifende Verlegungen waren die Ausnahme.

Am 23. November 2021 wechselte das Kleeblatt Ost aufgrund des hohen Infektionsgeschehens und der knapper werdenden Intensivbetten in die Planungsstufe „rot“ und aktivierte damit die strategische Verlegung. Damit verbunden ist die Information, dass die fünf Länder zunächst keine weiteren Corona-Intensivpatientinnen und Corona-Intensivpatienten aus anderen Bundesländern mehr aufnehmen können. Zwar sind noch Intensivbetten in den Ländern frei, aufgrund des regionalen Infektionsgeschehens ist jedoch zu befürchten, dass die Länder sie für ihre eigenen Corona-Patientinnen und Corona-Patienten brauchen.

Die besonders stark betroffenen Bundesländer Sachsen und Thüringen meldeten zudem bereits an, Patientinnen und Patienten in weniger belastete Kleeblattregionen verlegen zu müssen. Erste Verlegungen wurden Ende November realisiert. Aktuelle Informationen dazu können auf den Seiten des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) abgerufen werden.

Muss auch Sachsen-Anhalt Patientinnen und Patienten verlegen?

Bisher können die Kliniken im Land die Verlegungen untereinander organisieren und müssen keine Patientinnen und Patienten in andere Bundesländer verlegen.

Wie wird entschieden, welche Patientinnen und Patienten verlegt werden und wohin?

Nachdem das Kleeblatt Ost – ebenso wie das Kleeblatt Süd – die strategische Verlegung von Patientinnen und Patienten angemeldet hat, wurde abgefragt, welche Regionen freie Kapazitäten haben und deswegen schwer erkrankte Menschen aufnehmen können. Daraufhin meldeten Kliniken aus Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland die Aufnahmemöglichkeit für rund 120 Patientinnen und Patienten.

Parallel dazu wird geprüft, welche Covid-Intensivpatientinnen und –Patienten aus den besonders belasteten Regionen verlegt werden können und auch ihr Einverständnis dazu geben. Je nach Einzelfall wird dann nach der passenden Klinik gesucht, dabei wird unter anderem auch die Wegstrecke und die Transportmöglichkeit einbezogen.

Bis Ende November wurden so zunächst 14 Patientinnen und Patienten aus Sachsen, sechs aus Thüringen sowie 24 aus Bayern in andere Bundesländer verlegt.

Wie wird die Verlegung praktisch umgesetzt und welche Transportmittel kommen zum Einsatz?

Auch das hängt vom jeweiligen Einzelfall ab, unter anderem von der Wegstrecke zwischen der abgebenden und der aufnehmenden Klinik sowie dem Zustand der Patientinnen und Patienten. Theoretisch können sowohl Intensivtransportwagen eingesetzt werden als auch Intensivtransporthubschrauber oder Flugzeuge. Für letzteres stehen kleinere Jet-Maschinen von Privaten zur Verfügung sowie speziell ausgerüstete Flugzeuge der Bundeswehr, sogenannte MedEvacs, zur Verfügung.

Wie lange können Patientinnen und Patienten überregional verlegt werden und was sind Alternativen?

Das hängt von der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens ab und ist schwer zu prognostizieren. Das Kleeblattkonzept ist daraus ausgelegt, dass das Gesundheitssystem in Deutschland regional unterschiedlich stark belastet ist. Parallel wird daran gearbeitet, die Zahl der Covid-Intensivbetten zu erhöhen, etwa indem weitere Stationen für die reguläre Versorgung in Corona-Stationen umgewidmet werden. In anderen Kleeblattregionen wird bereits darüber nachgedacht, Corona-Intensivpatientinnen und Corona-Intensivpatienten ins Ausland zu verlegen.

Weitere Informationen zum Kleeblatt-Konzept:

-Robert-Koch-Institut: RKI - COVRIIN
-Bundeswehr: Kleeblatt-Konzept: Bundeswehr verlegt Intensivpatienten
-Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Aktuelles zum Kleeblattkonzept - BBK (bund.de)