Innenminister der Union tagen in Wanzleben
(Sachsen-Anhalt): Mautdaten müssen zur besonderen Gefahrenabwehr genutzt werden
können?
03.03.2006, Magdeburg – 49
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 049/06
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 049/06
Magdeburg, den 3. März 2006
Innenminister der Union tagen in Wanzleben
(Sachsen-Anhalt): Mautdaten müssen zur besonderen Gefahrenabwehr genutzt werden
können¿
- Polizei für ¿Herausforderung
Fußball-WM¿ gut gerüstet
- Einsatz der Bundeswehr in
besonderen Gefahrenlagen notwendig
- Verbot von ¿Killerspiele¿
Wanzleben. ¿ Die mit den automatischen Mautgeräten an den Bundesautobahnen und Bundesstraßen
erfassten Daten müssen nach Überzeugung der Unions-Innenminister für die
Abwehr besonderer Gefahrenlagen genutzt werden können. ¿Ich bin mir mit den
Kolleginnen und Kollegen einig, dass es einfach nicht nachvollziehbar ist, wenn
bei konkreten Hinweisen Daten, die zur Verhinderung und Aufklärung selbst
schwerster Straftaten bis hin zu terroristischen Anschlägen dienen können,
nicht genutzt werden dürfen. Hier ist der Bundesgesetzgeber dringend gefordert,
die rechtlichen Möglichkeiten zu schaffen¿, sagte Sachsen-Anhalts
Innenminister Klaus Jeziorsky nach
einer Tagung der Unions-Innenminister in Wanzleben (Sachsen-Anhalt).
Mit Blick auf die Fußball-Weltmeisterschaft begrüßte Jeziorsky zugleich
die Einrichtung der Verbunddatei
¿Gewalttäter Sport¿ , die sich insbesondere gegen Hooligans richtet.
Darin sind derzeit rund 8.900 Vorkommnisse sowie rund 7.000 Personen, die im
Rahmen von Sportveranstaltungen, beispielsweise bei Fußball-Spielen,
polizeilich auffällig geworden sind, erfasst. Die Bundesländer können sich
damit umfassend im Vorfeld über mögliche Entwicklungen informieren. Jeziorsky:
¿Der WM-Turnierplan bedingt erhebliche Reisetätigkeiten für die Fans. Umso
wichtiger ist es, die Datei jeweils auf dem aktuellsten Stand zu führen. Dazu
gehört, alle relevanten Sachverhalte verstärkt zu erfassen und auch in konkrete
Maßnahmen, wie z. B. Meldeauflagen, umzusetzen. Nur wenn alle Vorkommnisse mit
Hooligans schnell und umgehend in die Verbunddatei eingestellt werden, kann die
Datei ihren Zweck erfüllen: Schnell Information an die anderen Bundesländer
und damit ein gezieltes Vorgehen gegen mögliche Störer.¿
Bundesinnenminister Dr. Wolfgang
Schäuble und der Sprecher der Unions-Innenminister/-senatoren,
Hessens Innenminister Volker Bouffier,
erklärten, dass die Sicherheitsbehörden des Bundes und der Länder bei der
bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft alle rechtstaatlich möglichen und
gebotenen Möglichkeiten ergreifen werden, um die Sicherheit jederzeit
gewährleisten zu können. Die vorliegenden Konzepte stimmten sehr
zuversichtlich, dass die Aufgaben erfolgreich bewältigt werden können. ¿Unser
Ziel ist es, eine fröhliche, unbeschwerte Weltmeisterschaft mitzugestalten und
dabei ein Höchstmaß an Sicherheit zu bieten¿, machten Dr. Wolfgang Schäuble
und Volker Bouffier deutlich.
Die Gewährleistung der Sicherheit, so Dr. Schäuble und Bouffier weiter,
verlange den vollen Einsatz aller verfügbaren Polizeikräfte der Länder und des
Bundes. ¿Alle normalen Sicherheitslagen, die im Rahmen sportlicher
Großveranstaltungen üblicherweise zu erwarten sind, können von den
Polizeikräften bewältigt werden¿, stellten die beiden Minister zugleich klar.
Mit Blick auf mögliche besondere Sicherheitslagen oder gar konkrete
terroristische Bedrohungen betonten die Unionsinnenminister erneut die Notwendigkeit eines Einsatzes der Bundeswehr .
¿Es geht nicht darum, Panzer
vor die Fußballstadien zu stellen. Die Sicherheit in den Stadien kann und wird
von der Polizei gewährleistet¿, stellte Bouffier heraus. Aber zur Abwehr
extremer Bedrohungslagen könne die Bundeswehr mit Spezialkräften die Polizei
und den Katastrophenschutz unterstützen, beispielsweise durch ABC-Abwehreinheiten.
Und auch der Objektschutz, beispielsweise der Schutz von Generalkonsulaten
oder ausländischen Kultureinrichtungen, könne von der Bundeswehr geleistet
werden. ¿Die Übernahme dieser Aufgaben durch die Bundeswehr wäre eine wichtige
Unterstützung für die Polizei. Ich bin mir deshalb mit den Kollegen einig, dass
wir mit einer Grundgesetzklarstellung die Voraussetzung schaffen müssen, die
Bundeswehr in solchen Extremsituationen zur Gewährleistung der Sicherheit auch
im Inland einsetzen zu können¿, so der Sprecher der Unionsminister, Volker
Bouffier.
Die Unionspolitiker sprachen sich zugleich erneut für die Einrichtung
einer zentralen ¿Antiterrordatei¿
aus. Bayerns Innenminister Dr. Günther
Beckstein : ¿Die Zusammenführung der Erkenntnisse der
Sicherheitsbehörden in einer solchen zentralen Datei ist für die Abwehr der
Bedrohung, die vom islamistischen Terrorismus für Deutschland ausgehen,
unabdingbar. Wir begrüßen ausdrücklich die Absicht des Bundesinnenministers,
zeitnah einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen.¿
Einhellig unterstützt wird von den Unionsministern auch die Forderung
von Bundesinnenminister Dr. Schäuble, die im Rahmen der Fußball-WM geplanten
Übertragungen von Spielen auf öffentliche Großleinwände (¿Public-Viewing¿)
mittels Videoüberwachungsanlagen
zu sichern. Bundesinnenminister Dr. Wolfgang
Schäuble : ¿Die Public-Viewing-Veranstaltungen
stellen die Polizeibehörden vor ganz besondere Herausforderungen. Mehrere
zehntausend Besucher beispielsweise in den Großstädten werden keine Seltenheit
sein. Damit im Fall der Fälle schnell und zielgerichtet eingegriffen werden
kann, ist es wichtig, jederzeit einen Überblick zu haben. Das erreicht man nur
mit dem Einsatz moderner Videoanlagen.¿
Die Unionsinnenpolitiker sprachen sich zudem für ein Verbot sowohl der
Produktion als auch des Vertriebs so genannter ¿Killerspiele¿ aus. Die Video- und Computerspiele stellen ein
erhebliches Gefährdungspotential insbesondere für Kinder und Jugendliche dar.
Die Innenminister stellten übereinstimmend fest, dass die im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag
vereinbarte Prüfung der Spiele durch die ¿Unterhaltungssoftware
Selbstkontrolle¿ nur sehr mangelhaft funktioniert und nicht mit dem
Jugendschutzrecht in Einklang stehe. Ein erhebliches Problem stellen zudem die
virtuellen ¿Killerspiele¿ im Internet dar. ¿Hier gibt es einen riesigen grauen
Markt¿, sagte Innenminister Bouffier. Experten erwarten in den nächsten Jahren
zudem einen erheblichen Zuwachs der Teilnehmerzahlen an diesen überaus
brutalen Online-Spielen von heute 3,4 Millionen auf 30 Millionen im Jahr 2009.
Innenminister Volker Bouffier :
¿Wir beobachten die zunehmende Gewaltbereitschaft gerade von Kindern und
Jugendlichen mit großer Sorge. Deshalb muss konsequent gegen Spiele, die Gewalt
in jeder Form verherrlichen, vorgegangen werden. Dazu sollte das Jugendschutzgesetz
insofern geändert werden, dass eine niedrigere Eingriffsschwelle, durch das
Streichen des Wortes ¿offensichtlich¿ jugendgefährdend, erreicht wird. Diese Spiele sind mit einem effektiven
Jugendschutz schlicht unvereinbar. Mit geeigneten technischen Maßnahmen,
beispielsweise durch elektronische Filter, muss sichergestellt werden, dass
Minderjährige keinen Zugriff auf solche Spiele haben. Hier sind insbesondere
die Provider gefordert, aber auch die Betreiber von so genannten
Internet-Cafes.¿ Einhellig wurde die Bundesregierung gebeten gemeinsam mit den
Ländern, auf Bundes- und europäischer
Ebene in diesem Sinne tätig zu werden.
Mit Blick auf das Thema ¿Einbürgerung¿
betonten die Unionspolitiker die Notwendigkeit, bundeseinheitliche
Einbürgerungsstandards festzulegen, in deren Mittelpunkt ein Einbürgerungskurs
steht. ¿Wer in unserem Land
Staatsbürger werden will, der sollte nicht nur unsere Sprache beherrschen,
sondern sich auch intensiv mit der Geschichte, Politik, Wirtschaft,
Gesellschaft und Kultur seines künftigen Heimatlandes auseinandersetzen.
Zugleich wird der Bewerber dadurch veranlasst, sich mit der Werteordnung der
Bundesrepublik zu beschäftigten, die er für sein Leben hier zu akzeptieren
hat¿, sagte Innenminister Volker Bouffier .
Die Unionsinnenpolitiker waren sich darin
einig, dass das derzeitige Verfahren im internationalen Vergleich lediglich
einem Mindeststandard entspricht und Schwachstellen hat. Derzeit kann jemand
Staatsbürger werden, der eine bestimmte Zeit in Deutschland Land lebt, einen
Sprachtest absolviert hat und das Bekenntnis zur freiheitlich-demokratischen
Grundordnung lediglich unterschreibt. Ob er diese Grundlage auch verstanden
hat, weiß niemand. Nach Überzeugung der Unionspolitiker ist es im Interesse des
Staates ¿ aber auch seiner künftigen Staatsbürger -, dass sie die Chance haben,
sich vor der Einbürgerung intensiv mit unserem Staat zu befassen. Nur so findet
der vom Gesetz geforderte Prozess der inneren Hinwendung zu unserer Verfassung
auch statt.
Die Unions-Innenminister sind zudem der festen Überzeugung, dass die
beabsichtigte Verfahrensweise auch ein wichtiger Baustein dafür ist, um in der
Gesellschaft zu mehr Miteinander und weniger Nebeneinander zu kommen. Es ist
unbestritten, dass künftige Staatsbürger die gemeinsamen Grundlagen und
Überzeugungen unserer Gesellschaft teilen müssen. Hessens Innenminister
Bouffier: ¿Aus diesem Grund halten wir es für klug, ihnen diese Grundlagen und
Überzeugungen vorher nahe zu bringen und sie aufzufordern, diese auch zu
bejahen. Dies ist auch wichtig, um eine Parallelgesellschaft zu verhindern.
Indem wir die Pflicht auferlegen, sich mit dem Grundwissen und den ¿werten
unseres Landes auseinander zu setzen, leisten wir Integrationsarbeit.¿ Dazu
gehört auch das entschiedene Vorgehen gegen Zwangsheiraten, deshalb
unterstützen wir die Bestrebungen des Bundesinnenministers das Nachzugsalter
auf 21 Lebensjahre hochzusetzen.
Die Innenminister betonten darüber hinaus, dass die Zuwanderungspolitik
auf der nationalen Ebene und nicht durch Entscheidungen der EU zu steuern sei.
Die EU dürfe nicht darüber befinden, wer in Deutschland einen Arbeitsplatz
erhält.
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