Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit ?Gemeinsamem
Lagebild Rechtsextremismus?
31.07.2009, Magdeburg – 169
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 169/09
Ministerium des Innern -
Pressemitteilung Nr.: 169/09
Magdeburg, den 31. Juli 2009
Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit ¿Gemeinsamem
Lagebild Rechtsextremismus¿
Verfassungsschutz
durch Aufklärung
Schönbohm und
Hövelmann: Extremismus länderübergreifend aufhellen
Ein
"Gemeinsames Lagebild Rechtsextremismus" haben heute die Leiter der
Verfassungsschutzbehörden von Sachsen-Anhalt und Brandenburg vorgestellt. Darin
werden der parteigebundene Rechtsextremismus (NPD, DVU), die unorganisierte Szene
von Neonationalsozialisten, die rechtsextremistische Musik-Szene sowie polizeiliches
Zahlenmaterial zu relevanten Straftaten ausgewertet. Hierzu erklären
Sachsen-Anhalts Innenminister Holger
Hövelmann
und Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm : ¿Wer den Extremismus wirksam bekämpfen
will, der muss ihn aufhellen. Da der Extremismus nicht an Landesgrenzen halt
macht, sind gemeinsame Lagebilder der Sicherheitsbehörden dafür ein wichtiges
und wirksames Mittel.¿
Zur aktuellen Situation
zwischen DVU und NPD erläuterte Brandenburgs Verfassungsschutz-Leiterin, Winfriede
Schreiber : ¿Der Bruch des Deutschlandpakts hat das rechtsextremistische
Lager deutlich geschwächt. 2004 wurde er noch mit markigen Worten verkündet.
Dabei hatte die NPD aus der Not heraus gehandelt, weil ihr große Teile der
brandenburgischen Partei abhanden gekommen waren. Im Schutz des Deutschland-Paktes
hat die NPD Strukturen ausbauen können. Die DVU dagegen nicht. Deswegen hält
die NPD den Pakt nun für überflüssig. In Sachsen-Anhalt und Brandenburg wird
die NPD bei den jeweiligen Landtagswahlen gegen die DVU antreten. Auch bei der
Bundestagswahl sind sie Konkurrenten. Das wird diesen Parteien schaden .¿
Der Leiter des
Verfassungsschutzes in Sachsen-Anhalt, Volker Limburg , stellte fest: ¿Die NPD
setzt auf eine Strategie der lokalen Verankerung. Allerdings ist diese
Verankerung häufig nur vorgespielt. In Wirklichkeit ist die NPD im Wahlkampf
auf die Hilfe anderer Rechtsextremisten angewiesen. Hierzu zählen besonders
eher parteifern organisierte Neonationalsozialisten. Beide sind eng miteinander
verbunden und ihre Entwicklungen verlaufen oft parallel. ¿
In Sachsen-Anhalt ist die Zahl
der Mitglieder in rechtsextremistischen Parteien im letzten Jahr von 350 auf
280 gesunken. Die der Neonationalsozialisten ist ebenfalls von 270 auf 240
gefallen. In Brandenburg lässt sich das umgekehrt feststellen. Hier haben beide
leicht zugelegt (NPD 2007: 250, 2008: 300;
Neonationalsozialisten 2007: 240, 2008: 260). Limburg weiter: ¿Eine
Nazifizierung der NPD ist besonders bei der NPD-Jugendorganisation ¿Junge
Nationaldemokraten¿ erkennbar. Deren Funktionäre bewegen sich sowohl in
NPD-Parteistrukturen wie auch unter Neonationalsozialisten und verbinden so
beides. Oft spielt sich dieses Zusammenwirken auf regionalem Niveau ab.
Gleichzeitig rücken Neonationalsozialisten immer weiter vom Organisationsmodell
der Kameradschaft ab. Heute treten sie meist als lose, über das Internet
verknüpfte ¿Freie Kräfte¿ auf. Eine überregionale Vernetzung und Zusammenarbeit
zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist jedoch eher selten. Anlassbezogen
kommen Neonationalsozialisten mitunter dann zusammen, wenn sie regional
zueinander in Beziehung stehen. Das betrifft die Szene im Jerichower Land und
die im südlichen Havelland.¿
Ähnliches gilt auch für die
rechtsextremistische Musik, erklärte Winfriede Schreiber: ¿Seit einigen Jahren gewinnt Musik
stetig an Bedeutung für die Verbreitung rechtsextremistischen Gedankenguts. Die
16 Bands in Sachsen-Anhalt treffen aber nur selten mit den 25 aus Brandenburg
aufeinander. Zwar gab es 2008 insgesamt 13 Konzerte in Sachsen-Anhalt und 9 in
Brandenburg, aufgetreten sind aber jeweils eher Bands aus der jeweiligen Region
oder solche, die es über die Landesgrenzen schon zu einiger Bekanntheit gebracht
haben. Kontakte zwischen den Gruppen und den sie zu Konzerten begleitenden Fans
gibt es nur im grenznahen Bereich. Das bedeutet allerdings nicht, dass auch die
rechtsextremistische Fangemeinde rein lokal agiert. Von ihr werden längere
Anfahrtswege durchaus in Kauf genommen. Die Organisatoren stellen den Konzerten
nicht selten eine Art Schnitzeljagd voran, die dazu dient, die Polizei
abzuschütteln und möglichst ungestört von staatlichen Stellen die Konzerte
durchzuführen. Oft sehen die Konzertbesucher bereits solch eine Anfahrt als
konspirativen Akt und als Bestandteil des Events an. Allerdings geht der
Einzugsbereich solcher Veranstaltungen selten über einen regionalen Bezug
hinaus. ¿
Beide Verfassungsschutzchefs
betonten, dass sich der Eindruck einer starken Regionalisierung rechtsextremistischer
Erscheinungsformen in Sachsen-Anhalt und in Brandenburg bei der Erstellung des
gemeinsamen Lagebildes bestätigt hat. Eine länderübergreifende Zusammenarbeit
zwischen den unterschiedlichen Szenen ist eher selten und steht meist unter
regionalen Vorzeichen.
¿Für die Bekämpfung des
Rechtsextremismus bedeutet dies, dass sie ebenfalls regional ansetzen muss ¿,
erklärte Volker Limburg. Winfriede Schreiber ergänzte: ¿Kommunen und Gemeinden unterschätzen
oft ihre Bedeutung in der Auseinandersetzung mit dem Extremismus. Das
gemeinsame Lagebild zeigt, dass diese lokale Rolle voll wahrgenommen werden
muss. Der Verfassungsschutz kommt hier seiner Verantwortung nach und steht
allen Kommunen als Ansprechpartner zur Verfügung. Jeder Verantwortliche kann
sich an uns wenden .¿
Das ¿Gemeinsame Lagebild Rechtsextremismus¿
kann im Internet eingesehen werden unter www.verfassungsschutz.brandenburg.de
und www.mi.sachsen-anhalt.de.
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Pressestelle
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