Computerkriminalität weiter auf hohem Niveau -
Innenminister zieht Bilanz
24.07.2006, Magdeburg – 138
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 138/06
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 138/06
Magdeburg, den 24. Juli 2006
Computerkriminalität weiter auf hohem Niveau -
Innenminister zieht Bilanz
Innenminister
Holger Hövelmann (SPD) hat heute in Magdeburg gemeinsam mit dem Direktor des
Landeskriminalamtes, Frank Hüttemann, die aktuelle Kriminalitätslage im Bereich
Informations- und Kommunikationstechnik (IuK), der sogenannten
Computerkriminalität, im Land Sachsen-Anhalt dargestellt.
Innenminister Hövelmann: ¿Mit Besorgnis stellen wir fest, dass die
Nutzer von Informations- und Kommunikationstechnologien zunehmend
zielgerichteten Angriffen von Kriminellen ausgesetzt sind¿. Zwar sei die
Gesamtzahl mit 1.507 registrierten Fällen im Jahr 2005 im Vergleich zu 2004
(1.539 Fälle) nahezu konstant geblieben, doch erstatteten Unternehmen oder
Institutionen bei den Strafverfolgungsbehörden in vielen Fällen keine Anzeige,
da sie bei einem Hackerangriff einen Ansehensverlust in der Öffentlichkeit oder
bei den Vertragspartnern befürchten. Dass es den Tätern zum Teil recht leicht
gemacht wird, liegt laut Hövelmann ¿oftmals am fahrlässigen Verhalten im Umgang
mit der Technik und an fehlenden oder unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen.¿
Das zeige sich insbesondere beim Online-Banking und beim E-Commerce
(elektronischer Warenverkehr). In diesem Zusammenhang bemerkte der
Innenminister weiter, dass ¿in besonders leichtfertiger Weise personenbezogene
Daten durch die Nutzer preisgegeben werden¿.
Bei den Straftätern ist vermehrt ein Trend hin zur Professionalisierung
und Kommerzialisierung der IuK-Kriminalität zu verzeichnen. Standen früher noch
isolierte Computerhacker hinter den Angriffen, so sind es zunehmend Mitglieder
organisierter Tätergruppen. Die Auswirkungen der veränderten Arbeitsweise der
Täter, so Hövelmann, werden besonders deutlich am eingetretenen Schaden. ¿Bei
fast gleichbleibenden Fallzahlen stieg der Schaden von 1,2 Mio. ¿ im Jahr 2004
auf 1,8 Mio. ¿ im Jahr 2005¿.
Aktuelle Entwicklungstendenzen
Die Kreativität der Täter bei der Entwicklung der Angriffsmethoden ist
unerschöpflich. Der aktuelle Trend der Angreifer in Deutschland besteht in der
Erpressung von Firmen und privaten Nutzern. So werden z.B. über Schadprogramme
Daten auf der Festplatte des Nutzers für eine weitere Nutzung blockiert und per
E-Mail die Zahlung eines Lösegeldes erpresst. Erfolgt keine Zahlung, werden
Dateien gelöscht oder für eine weitere Nutzung unbrauchbar gemacht.
Das Kriminalitätsgeschehen in Sachsen-Anhalt wurde im Jahr 2005 durch
das Phänomen Phishing bestimmt. Die besonders dreiste Methode der Täter wird
dadurch gekennzeichnet, dass die Täter beim klassischen Phishing den Nutzer auf
verfälschte Web-Seiten der Bank locken und hierüber sensible Daten im
Zusammenhang mit dem Online-Banking abgreifen. Jeder Nutzer sollte daher darauf
achten, dass eine Bank niemals PIN oder TAN für eine Sicherheitsüberprüfung
oder aus anderen Gründen vom Nutzer abverlangt. Zudem sollte der Nutzer stets
prüfen, ob ein Sicherheitszertifikat für die Web-Seite der Bank vorhanden ist.
Kommt es im Zusammenhang mit dem Online-Banking zu Programmabbrüchen oder
Fehlermeldungen, sollte der Nutzer das Verfahren abbrechen und unverzüglich
seine Bank kontaktieren.
Eine andere Methode in Verbindung mit Online-Banking steht im
Zusammenhang mit dem Einsatz von ¿Finanzagenten¿. Dabei wird der Internetnutzer
auf vermeintlich seriöse Web-Seiten von Finanzdienstleistungsanbietern,
virtuellen Reisebüros oder Heiratsagenturen gelockt und ihm wird eine risikolose
Arbeit im Nebenverdienst angeboten. Diese besteht darin, dass der ahnungslose
Nutzer lediglich seine Bankverbindung in Deutschland preis gibt, telefonisch
erreichbar ist und über einen E-Mail-Account verfügt. Mit der
Einverständniserklärung des Nutzers und nach Abschluss eines Arbeitsvertrages
erfolgt eine Kontaktaufnahme, zumeist per E-Mail mit einem Täter, vornehmlich
aus dem osteuropäischen Raum. Die Kontaktperson kündigt einen Geldbetrag an,
der auf das vom Nutzer angegebene Konto überwiesen wird. Unter Einbehalt einer
Provision von 7 bis 12 % seitens des ahnungslosen Nutzers wird dieser
beauftragt, das Geld von seinem Konto abzuholen und über den
Finanzdienstleister ¿Western Union¿ an einen Empfänger im Ausland zu
überweisen. Sollte sich der Nutzer auf diese ¿Geldbotendienste¿ einlassen,
besteht der Verdacht der Geldwäsche und er muss mit der Einleitung eines
Ermittlungsverfahrens rechnen. Zielgruppe für diese kriminelle Methode sind
zumeist sozial bzw. finanziell schwach gestellte Internet-Nutzer, wie Arbeitslose,
Rentner, die sich mit einer vermeintlich risikolosen Nebenbeschäftigung ein
zusätzliches lukratives Einkommen sichern möchten. Dabei wird die
wirtschaftliche Notlage der Opfer von den Tätern skrupellos ausgenutzt.
Neben der Anwendung von ¿Spy-Programmen¿, bei denen durch die Täter
elektronische Spione via Internet auf der Festplatte verankert werden und die
Surfgewohnheiten der Nutzer ausgespäht werden, bedienen sich die Angreifer
verstärkt dem Einsatz von ¿Bot-Netzen¿. Dabei werden im Netz verfügbare und
nicht geschützte Rechner von den Tätern zum Angriff auf andere Rechner oder zum
Spam-Versand genutzt. Mit einem so genannten fernsteuerbaren Netzwerk gelingt
es den Tätern, einzelne am Netz hängende Rechner durch Viren bzw. ¿Trojaner¿ zu
¿willenlosen Werkzeugen¿ zu machen und diese dann auf Anweisung für ihre
kriminelle Aktivitäten zu nutzen.
¿Die Zunahme und Veränderung der kriminellen Machenschaften im Internet
erfordern auch für die Strafverfolgungsbehörden neue Denk- und
Handlungsweisen¿, so Hövelmann. Es gelte, die Kriminalitätserscheinungen auf
diesem Gebiet aufmerksam wahrzunehmen, zu reagieren und gegen neue Gefahren
effektive Bekämpfungsstrategien zu entwickeln. ¿Mit der Einrichtung einer
Auswertungs- und Koordinierungsstelle IuK-Kriminalität im Landeskriminalamt
konnte dazu ein erster Beitrag geleistet werden, um den neuen
Kriminalitätserscheinungen wirkungsvoll entgegen zu treten¿, sagte der
Innenminister abschließend.
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