Innenminister Klaus Jeziorsky: ?Katastrophenschutzbehörden
sind auf Hochwasser vorbereitet?
04.04.2006, Magdeburg – 69
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 069/06
Ministerium des Innern -
Pressemitteilung Nr.: 069/06
Magdeburg, den 4. April 2006
Innenminister Klaus Jeziorsky: ¿Katastrophenschutzbehörden
sind auf Hochwasser vorbereitet¿
Innenminister
Klaus Jeziorsky hat heute in Magdeburg im Rahmen einer Pressekonferenz über den
Stand und die weitere Vorbereitung zur Bewältigung der Hochwasserlage in
Sachsen-Anhalt informiert.
Der Scheitel des Elbehochwassers
baut sich, nach Auskunft von Innenminister Klaus Jeziorsky, derzeit in Sachsen
auf und wird Sachsen-Anhalt in den nächsten Tagen erreichen. Bereits gestern
habe der Landkreis Stendal den Katastrophenfall ausgerufen. Im
Landesverwaltungsamt (LVwA) wurden ebenfalls am 3. April erste Stabsstrukturen
eingerichtet. Das Ministerium des Innern habe am heutigen Tag seine
Arbeitsbereitschaft rund um die Uhr durch die Einrichtung eines Meldekopfes hergestellt.
¿Die Pegel steigen weiter an, und es ist nicht auszuschließen, dass weitere
untere Katastrophenschutzbehörden in Sachsen-Anhalt den Katastrophenfall
ausrufen werden. Darauf wollen wir vorbereitet sein, um gegebenenfalls die
Behörden vor Ort gemeinsam mit dem Landesverwaltungsamt unterstützen zu
können¿, erklärte Innenminister Jeziorsky. Insgesamt gesehen sei der Katastrophenschutz
im Land gut aufgestellt. Nach dem Hochwasser 2002 und intensiver Auswertung
wurde eine Reihe von Maßnahmen in Angriff genommen, um die Vorbereitung auf
solche Situationen und die Abwehr möglicher Gefahren zu verbessern.
Jeziorsky benannte folgende
Schwerpunkte:
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Mit der Novellierung des
Katastrophenschutzgesetzes konnte eines der wichtigsten Projekte erfolgreich
abgeschlossen werden. Damit konnten Führungskompetenz und das Führungsverständnis
der unteren Katastrophenschutzbehörden gestärkt und die Einsatzbereitschaft der
Katastrophenschutzstäbe verbessert werden. Zudem wurden Aufgaben und Befugnisse
der im Katastrophenschutz mitwirkenden Behörden klarer voneinander abgegrenzt;
das Potential des LVwA als landesweit zuständige Behörde der Mittelinstanz
wurde gestärkt, in dem dort zentrale Aufsichts- und Koordinationsbefugnisse
des Landes für den Katastrophenschutz gebündelt worden sind.
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Vorbereitungs- und
Katastrophenabwehrmaßnahmen wurden abgestimmt geplant bzw. durchgeführt und
grundlegende Regelungen zur Anforderung von Kräften und Mitteln sowie geregelte
Informations- und Kommunikationsbeziehungen im Katastrophenfall eingerichtet.
Dazu wurde den unteren Katastrophenschutzbehörden beispielsweise ein Leitfaden
zur Erstellung und Fortschreibung von Gefährdungsanalysen im
Katastrophenschutz zur Verfügung gestellt. Diese Analysen bilden eine
wesentliche Grundlage zur Erarbeitung bzw. Fortschreibung der Abwehrkalender
und Sonderpläne.
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Im Hinblick auf eine Sicherung der
Arbeitsfähigkeit der Stäbe der Landkreise und kreisfreien Städte wurde seitens
des Innenministeriums darauf hingewirkt, dass in den Behörden ein ausreichend
großer Personenkreis mit den für die jeweilige Funktion erforderlichen
fachlichen und operativen Kenntnissen vorhanden ist, um das Katastrophenmanagement
geordnet und erfolgreich durchführen zu können. Seit 2003 haben insgesamt 1.627
Mitglieder von Katastrophenschutzstäben und Technischen Einsatzleitungen an 92
entsprechenden Lehrgängen an der BKS Heyrothsberge teilgenommen.
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Das Land hat in den vergangenen
Jahren erhebliche Summen in den Standort Heyrothsberge investiert, um
angesichts der stetig steigenden Anforderungen an Einsatz- und Führungskräfte
die Möglichkeiten für ein realitätsnahes Üben und eine zeitgemäße Aus- und
Fortbildung nachhaltig zu sichern. So wurde z.B. zur Ausbildung von
Katastrophenschutzleitungen und ¿stäben sowie von Technischen Einsatzleitungen
an der BKS Heyrothsberge ein nach aktuellen Erkenntnissen ausgestatteter
Stabsraum mit den erforderlichen Funktionsräumen in Betrieb genommen.
¿
Auch die Übungstätigkeit auf allen
Ebenen wurde forciert. Allein in den letzten beiden Jahren fanden insgesamt 120
Katastrophenschutzübungen statt. So hat beispielsweise das LVwA im Jahr 2004 im
Auftrag des Innenministeriums eine landesweite Katastrophenschutzübung mit dem
Schwerpunkt Hochwasserlagen durchgeführt, an der auch sechs untere Katastrophenschutzbehörden
und das Innenministerium teilnahmen.
¿
Darüber hinaus beteiligt sich
Sachsen-Anhalt an Aufbau und Fortschreibung der Datenbank ¿Deutsches
Notfallvorsorge und Informationssystem des Bundes¿ (¿deNIS II¿). Diese
Datenbank beinhaltet neben den Katastrophenschutzkräften der Länder auch
bundesweit vorhandene Spezialkräfte und Mangelressourcen. Durch den Zugriff auf
dieses System kann länderübergreifend effizient die Bereitstellung
entsprechender Kräfte und Mittel veranlasst werden. Dies hat sich sowohl bei
den Übungen Sachsen-Anhalts als auch bei Hilfeersuchen anderer Bundesländer gezeigt.
¿Insgesamt ist festzustellen, dass
sich der Katastrophenschutz im Land Sachsen-Anhalt seit 2003 deutlich
weiterentwickelt hat. Diese positive Entwicklung soll durch geeignete
Maßnahmen stabilisiert und zielgerichtet weiter fortgeschrieben werden¿, sagte
Jeziorsky. ¿Damit sind wir gut gerüstet.¿ Natürlich, so der Minister, hoffe er,
dass sich die Situation nicht so dramatisch entwickele wie 2002.
In bezug auf die aktuelle Lage
wurden laut Jeziorsky folgende Vorbereitungsmaßnahmen getroffen:
¿
Die unteren
Katastrophenschutzbehörden wurden bereits mit Verfügung des LVwA vom 30.03.2006
aufgefordert, mit Ausrufung der Alarmstufe 2 täglich über mögliche
Auswirkungen, eingetretene Schäden sowie eingesetzte Kräfte und Mittel zu berichten.
Die Behörden vor Ort beobachten die Entwicklung, insbesondere bekannte Gefährdungsschwerpunkte,
um angemessen reagieren zu können. Alle von einem möglichen Hochwasser
betroffenen Landkreise und kreisfreien Städte haben einen der derzeitigen Lage
angepassten Stab unter Beteiligung von Fachberatern Wasser/Umwelt eingerichtet.
Diese Stäbe stehen in ständigem Kontakt mit den betroffenen Kommunen.
¿
Im LVwA wurden am 03.04.2006 erste
Stabsstrukturen eingerichtet. Es wurden entsprechende Vorkehrungen getroffen,
damit lageabhängig notwendig werdende personelle Verstärkungen kurzfristig
erfolgen können. Ebenfalls am 03.04.2006 fanden erste Abstimmungen hinsichtlich
einer möglichen Zusammenarbeit mit dem THW, der Bundeswehr und den
Hilfsorganisationen statt; so können z.B. Verbindungsbeamte und Fachberater
kurzfristig im Stab eingesetzt werden.
¿
Im Katastrophenfall bündelt das
LVwA überörtliche Hilfeersuchen der unteren Katastrophenschutzbehörden und
stellt - soweit verfügbar - landesintern Kräfte und Mittel zur Verfügung.
Soweit diese nicht mehr ausreichen und länderübergreifende Hilfe notwendig
wird, richtet das LVwA ein entsprechendes Ersuchen an das Innenministerium.
Das Innenministerium habe bereits
am 29.03.2006, so Jeziorsky, vorsorglich auf mögliche Lageentwicklungen
hingewiesen und um entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen gebeten. Am heutigen
Tag ist ein ständig besetzter Meldekopf zur Lagebeobachtung und Unterstützung
der nachgeordneten Katastrophenschutzbehörden gebildet worden. Dieser kann
abhängig von der weiteren Lageentwicklung bis hin zu einer vollständigen
Stabsstruktur personell verstärkt werden. Kontakte zur Bundeswehr sowie zu dem
für Sachsen-Anhalt zuständigen Länderverband des Technischen Hilfswerks wurden
aufgenommen; auch zum Sächsischen Staatsministerium des Innern besteht
intensiver Kontakt, um umfassend die weitere Lageentwicklung einschätzen zu
können.
Hauptaufgabe des Innenministeriums
im Katastrophenfall ist es, bei Bedarf länderübergreifende Hilfe zu
organisieren. Dies geschieht unter anderem dadurch, dass Kräfte und Mittel
nicht betroffener Bundesländer herangeführt werden; deren Einsatz erfolgt
koordiniert, damit die Hilfe dahin gelangt, wo sie am meisten benötigt wird.
Aktuelle Lageinformationen:
Die Hochwassersituation in
Sachsen-Anhalt hält weiter an. Für die Zuflüsse der Saale entschärft sich die
Lage seit gestern. Dort sind
an fast allen Pegeln gleich bleibende bzw. rückläufige Tendenzen
festzustellen.
Die Gefahrensituation konzentriert
sich auf die Elbe. Die
meisten Pegel steigen hier weiter an. Zum Teil sind die Alarmstufen 2 und 3
erreicht, an einzelnen Pegeln sogar die Stufe 4 (z.B. Aken, Barby).
Am
03.04.2006 um 18:15 Uhr hat der Landkreis Stendal den Katastrophenfall festgestellt.
Durch den lang anhaltenden hohen Pegelstand der ELBE, den
Rückstau der Tanger und den noch nicht sanierten Ringdeich Demker/ Elversdorf
sind bereits einige forst- und landwirtschaftlich genutzte Flächen überflutet.
Die Ortslagen werden derzeit durch Verschließen von Gräben und sonstigen
Durchlässen vor dem Eindringen des Wassers geschützt.
Eine Sicherung mit Sandsackverbau
ist bei dem prognostizierten Wasserstand von
7, 45 m nicht möglich, da stellenweise bis zu einer Höhe von 1, 60 m aufgekadet
werden müsste. Die Deicherhöhung wird nunmehr durch eine Deich verstärkende
Baumaßnahme des LHW seit dem heutigen Morgen durchgeführt.
Weitere Gefahrenschwerpunkte
im Land Sachsen-Anhalt
LK WB:
Gefahrenschwerpunkt
ist die Gemeinde Elster. Durch die Kräfte der FF¿en des Landkreises wird
gegenwärtig die Lage beherrscht.
Der
LK WB hat seit dem 01. April 2006 einen 24-Stunden besetzten Stab SAE mit
Leiter des Stabes, S1, S2 und FB Wasser/ Umwelt eingesetzt.
Bislang
wird durch den LK WB eingeschätzt, dass keine Kräfte und Mittel des THW, der
Bundeswehr oder der Hilfsorganisationen benötigt werden. Der Landkreis hält
Sandsackreserven von ca. 150.000 Stück vor.
LK AZE:
Gefahrenschwerpunkt
in AZE stellt z. Z. die Rossel in Roßlau dar. Bislang wurde 1 Person hier
evakuiert. Weitere Evakuierungen sind
bisher nicht angedacht. Die Hauptstraße
in Roßlau (B 187) ist leicht überströmt (Straße gesperrt , aber befahrbar für
Einsatzkräfte). Eine örtliche Umleitung ist ausgeschildert.
Alle
betroffenen Verwaltungsgemeinschaften und Städte haben örtliche
Einsatzleitungen gebildet.
Der LK AZE hat seit Freitag, den 31. März
2006, einen Stab SAE mit 2 Mann gebildet. Am heutigen Tage wird ein Fachberater
Wasser/ Umwelt hinzugezogen (= 3 Mann).
Es
finden mit Vertretern der betroffenen VGem und Städte täglich um 10:00 Uhr
Lagebesprechungen statt.
An
der Rossel sind gegenwärtig ca. 250 Personen im Einsatz (FF, Wasserwehren, THW und DLRG). In Roßlau
wurden Big Packs angeliefert und werden gegenwärtig befüllt (Länge ca. 250 m, Höhe ca. 80 cm).
Stadt DE:
In
Waldersee sind 3 Straßen durch Schließen der Deichscharten gesperrt.
Ein
Einsatzstab wurde gebildet.
Dessau
setzt neben eigenen Kräften und Mitteln
(BF und FF), auch Kräfte von Wasserwehren sowie des THW und der
Wasserschutzpolizei zu HW-Abwehr ein.
LK KÖT:
Der
Fährbetrieb wurde eingestellt, Infrastrukturschäden sind bislang nicht bekannt.
Bisher
sind Deichwachen eingesetzt und die örtliche Einsatzleitung wurde im Rathaus in
Aken eingerichtet.
LK SBK:
Durch Ziehen des Wehres
Pretzien, sind die Gemeinden Plötzky und Pretzien nicht mehr direkt von
Schönebeck aus erreichbar. Die Betreuung der Gemeinden wird nach Zustimmung des
LVwA durch den LK JL gewährleistet. Bislang sind keine HW-Schäden an der Infrastruktur
entstanden. In Schönebeck, Müllerstr. (direkt an der ELBE) sind erste Verbaumaßnahmen
mit aqua barrier und Sandsäcken durchgeführt worden. Teilweise sind Straßensperrungen
unumgänglich geworden.
Der
Stab SAE ist eingerichtet. Deichwachbüros sind durch VG eingerichtet und
Deichwachen sind eingesetzt.
LHS MD:
Es erfolgte eine Sperrung der Schweinebrücke
und der Kanaldurchfahrt Pechau-Wahlitz. Beginn der Überflutung im Bereich
Herrenkrug (Golfplatz und Rennbahn) sowie diverser Rad- und Fußwege. Sperrung
Elbradweg.
Bislang
eigene Kräfte und Mittel zur HW-Abwehr vorbereitet.
LK JL:
In den Gemeinden Gerwisch,
Hohenwarte, Biederitz, Gübs sind Wege, Wiesen und Ackerflächen überflutet. Alle
Siele in Lostau sind geschlossen. Zum Schutz des Wohngebietes an der
Radrennbahn in Biederitz ist ein Damm geschüttet worden. In Höhe Siel
Heyrothsberge sind 2 große Löcher auf der Deichkrone festgestellt worden. Diese
werden heute geschlossen. Der LK JL wurde durch das LVwA angewiesen, die
Betreuung der Gemeinden Plötzky und Pretzien des LK SBK zu übernehmen.
LK OK
Keine
HW-Schäden im LK.
Bislang wurde am 03. April 2006 lediglich
eine Beratung des KatS-Stabes durchgeführt.
Keine
eigenen oder andere Kräfte und Mittel im Einsatz bzw. vorbereitet.
Impressum:
Verantwortlich: Dr. Matthias Schuppe
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