Minister Hövelmann zum 8. Mai: Tag der
Befreiung und 60. Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes
08.05.2009, Magdeburg – 133
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 133/09
Ministerium des Innern -
Pressemitteilung Nr.: 133/09
Magdeburg, den 8. Mai 2009
Minister Hövelmann zum 8. Mai: Tag der
Befreiung und 60. Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes
Bei der Kundgebung
für Frieden und Freiheit, gegen Rechtsextremismus erklärt Innenminister Holger
Hövelmann (SPD) heute in Lutherstadt Eisleben:
Heute ist nicht nur der Tag der Befreiung, sondern auch der 60. Jahrestag der
Annahme des Grundgesetzes durch den Parlamentarischen Rat. Ich freue mich,
gerade an diesem Tag vor Ihnen zu stehen und mich selbst vom Engagement der
Lutherstadt Eisleben gegen den Rechtsextremismus ¿ und damit gegen Feinde des
Grundgesetzes ¿ überzeugen zu dürfen.
Als Innenminister unseres Landes bin ich verantwortlich für die Arbeit der
Polizei und des Verfassungsschutzes. Wenn ich am heutigen Jahrestag der Annahme
des Grundgesetzes die Arbeit staatlicher Sicherheitsbehörden würdige, so bin
ich mir bewusst, dass die Väter und (vier) Mütter des Grundgesetzes, welche
fast durchweg Gegner oder Verfolgte Hitlers gewesen waren, bei der Schaffung
des Grundgesetzes vor allem die Sicherung der Freiheitsrechte der Deutschen
gegenüber ihrem Staat im Auge hatten. Sie wollten insbesondere verhindern, dass
niemals wieder der Einzelne wehrloses Objekt einer schrankenlosen Staatsgewalt
werden kann. Sie wollten, dass der Staatsbürger als selbstbewusstes Subjekt dem
Staat und seinen Vertretern auf der Grundlage unveräußerlicher Freiheitsrechte
gegenüber tritt. Und dafür steht das Grundgesetz noch heute ein.
Und in diesem Auftrag arbeiten auch unsere Sicherheitsbehörden, arbeiten
Verfassungsschutz und Polizei. Damit befinden sie sich natürlich in einem
Spannungsfeld, denn die Arbeit der Sicherheitsbehörden wäre vielfach einfacher,
wenn nicht stets der Ausgleich zu den Freiheitsrechten der Bürgerinnen und
Bürger gesucht werden müsste. Sei es in Bezug auf einzelne Maßnahmen oder bei
Gesetzgebungsverfahren. Die Bedeutung des Datenschutzes ist zum Beispiel erst
unlängst durch eine wegweisende Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in
diesem Kontext hervorgehoben worden.
Gerade am 60. Jahrestag des Grundgesetzes ist es mir wichtig daher, die Arbeit
unserer Sicherheitsbehörden richtig einzuordnen. Polizei und Verfassungsschutz
stehen für eine wehrhafte Demokratie: Aber sie können dieses nur glaubwürdig
tun, da sie dabei fest auf dem Boden des Grundgesetzes stehen. Und dieses
Grundgesetz hat zu aller Erst die Sicherung der Freiheitsrechte seiner
Bürgerinnen und Bürger zum Ziel.
Deshalb kann für den Staat nicht gelten, der Zweck heilige die Mittel. Nach
diesem Verfahren wurde unter Präsident Bush in den USA verfahren und es wurden
Terrorverdächtige gefoltert um die Arbeit der dortigen Sicherheitsbehörden zu
erleichtern. Präsident Obama hat diese Praxis mittlerweile eingestellt, weil
sie der moralischen Integrität seines Landes geschadet hat. Er hat dieses mit
den zutreffenden Worten begründet: - Zitat - ¿ Wir lassen uns die falsche Wahl
zwischen Sicherheit und unseren Idealen nicht aufzwingen.¿
Die
aktuellen Erkenntnisse von Polizei, Verfassungsschutz und auch der Wissenschaft
zeichnen ein identisches Bild über den qualitativen und quantitativen Zustand
des Rechtsextremismus in Deutschland. Daraus ergibt sich ganz klar, dass die
wehrhafte Demokratie gefordert und weiterhin ein konsequentes Handeln aller
Akteure der präventiven und repressiven Ebene erforderlich ist.
Rechtsextremisten agieren in
den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen. Einerseits erschüttern
uns immer wieder Beispiele aus dem Bereich der politisch motivierten Kriminalität.
Neben den zahlreichen so genannten Propagandadelikten verüben Rechtsextremisten
brutale Gewaltdelikte. Die Opfer ¿ in der Mehrzahl Ausländer und politische
Gegner ¿ werden häufig erheblich an Leib und Leben geschädigt. Die Zahlen im
Bereich der politisch motivierten Kriminalität befinden sich auf einem sehr hohen
Niveau. Im Vergleich zum Jahr 2007 nahmen die politisch motivierten Straf- und
Gewalttaten - rechts ¿ im Jahr 2008 erneut um 30 Prozent und die Gewaltdelikte
um 22 Prozent zu.
Abseits der Gewalt der Straße begegnet uns der Rechtsextremismus auf ganz anderem
Terrain ¿ im parlamentarischen Raum. Die Erfolge rechtsextremistischer Parteien
wie NPD und DVU bei Landtags- und Kommunalwahlen machen einmal mehr deutlich,
wie dringend eine Auseinandersetzung mit der menschenverachtenden rechten Ideenwelt
ist.
An dieser Stelle ist vor allem ein Blick auf die NPD als derzeit wichtigster
rechtsextremistischen Partei aufschlussreich.
Ideologisch-programmatische Grundlage der NPD ist nach wie vor ein
Menschenbild, aus dem die Ablehnung des zivilisatorischen Grundrechtekanons von
individueller Freiheit und Gleichheit folgt und ¿ darauf basierend ¿ die
Ablehnung des Systems der repräsentativen Demokratie, seiner Institutionen und
seiner Akteure.
Die Grundlage von Ideologie und
Programmatik der NPD liegt in einem biologistischen und kollektivistischen
Menschenbild. Biologistisch ist es, weil es Identität und Status von Menschen
aus vermeintlich natürlichen Unterschieden ableitet, kollektivistisch, weil der
Mensch als Gemeinschaftswesen definiert wird, das in der mit dem Volk
identischen Nation seinen höchsten ethischen Wert findet. Der Mensch existiert
demnach nicht als Individuum, sondern nur als Teil eines Volksstammes.
Die Übergänge zwischen der ethnischen Definition des ¿Deutschen¿, der Forderung
nach einer ¿Rückführung¿ von Ausländern und offenem Rassismus sind fließend.
Unverhohlen wird gegen das Grundgesetz polemisiert, dessen Grundrechtsbestimmungen
Aussgane der NPD zufolge vor ¿Menschenrechtstümelei¿ triefen und Deutsche im eigenen
Land de facto mit Ausländern gleichstellen würden. Unter ¿Ausländer¿ werden vor
dem Hintergrund des evolutionsbiologischen Volks- und Nationenbegriffs auch
deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund gefasst, denen dementsprechend
nicht gleiche Rechte zugestanden werden. Deutscher sei man durch Abstammung,
könne es aber nicht durch einen Pass werden.
Die äußere Erscheinung eines Menschen ist nach Ansicht der NPD-Ideologen
untrennbar mit bestimmten genetischen Eigenschaften und unveränderlichen
charakterlichen Merkmalen verbunden. Daraus leitet die NPD hierarchische Unterschiede
in der Wertigkeit der Menschen ab. Wer diese angeblich natürlichen Unterschiede
nicht beachtet, beschwört nach Meinung der Partei den Untergang der deutschen
Kultur herauf, die man fest an die Rasse gebunden glaubt.
Der politische Antisemitismus der NPD weist Parallelen zu der schon im
historischen Nationalsozialismus propagierten Feindbildkonstruktion auf, die
vom konspirativen Wirken ungenau definierter ¿fremder Mächte¿ gegen das eigene
Volk ausgeht und eine Veschwörung behauptet. Das antisemitische Element besteht
in diesem Zusammenhang darin, die vordergründig gegen die USA gerichtete
Feindbildkonstruktion und die antikapitalistische Ausrichtung der NPD bewusst
mit judenfeindlichen Zwischentönen zu unterlegen.
Ihre ablehnende Haltung gegenüber der freiheitlichen demokratischen
Grundordnung dokumentiert die NPD, indem sie den völkerrechtlichen Fortbestand
des Deutschen Reiches behauptet und spricht dem Grundgesetz als ¿Diktat der Siegermächte¿
seine Legitimation ab. Grundlegend ist in diesem Zusammenhang die immer
wiederkehrende Unterstellung einer anhaltenden Fremdherrschaft auf deutschem
Boden. Danach sei der 8. Mai 1945 kein Tag der Befreiung gewesen, sondern des
Verlustes deutscher Souveränität.
Die NPD empfiehlt ihren Parteimitgliedern, eine konkrete Auseinandersetzung mit
den Themen Holocaust und Kriegsschuldfrage bewusst zu meiden. Allerdings hat
gerade der Massenmord an den europäischen Juden im Rahmen der Geschichtsklitterung
seitens der NPD eine so zentrale Bedeutung, dass vor allem führende
Parteimitglieder sich dennoch immer wieder dazu äußern. Zum einen wird Kritik
daran geübt, dass dieses Thema überhaupt noch auf der politischen Agenda steht
und dass Strafverfolgung dafür droht, wenn von der etablierten Geschichtsschreibung
abweichende Sichtweisen geäußert werden. Zum anderen wird das historische
Stattfinden des Holocaust ¿ zumindest in seinem überlieferten Umfang ¿ in
Zweifel gezogen.
Die Kritik an der Thematisierung des Holocaust macht sich exemplarisch an der
Haltung der NPD zur Existenz von Mahnmalen fest. Die NPD bezeichnet das
Holocaustdenkmal am Brandenburger Tor in Berlin in verschiedenen Zusammenhängen
als ¿Bundesschamanlage¿ und unterstellt, es solle ¿wie ein Kainsmal Schande
über diese Stadt¿ bringen.
Noch stärker als durch die Verherrlichung von historischem Nationalsozialismus
ist die NPD durch die Glorifizierung und den teilweisen Personenkult um die
führenden Repräsentanten dieser Diktatur geprägt. Im Mittelpunkt der
Geschichtsverklärung stehen dabei Adolf Hitler und sein Stellvertreter Rudolf
Heß. Der NPD-Landesverband Berlin fordert sogar die ¿Wiederaufnahme der
Mitglieder der ermordeten oder in den Tod getriebenen letzten Reichsregierung
in die Liste der Ehrenbürger (Berlins)¿.
Die NPD verfolgt ihre Ziele in einer Weise, die über eine Rolle als Wahlpartei
weit hinaus reicht. Es geht ihr nicht um Reformen, wie sie für das politische
Leben in der Demokratie üblich und notwendig sind, sondern sie verfolgt
planvoll und kontinuierlich die Beseitigung der freiheitlichen demokratischen
Grundordnung. Stattdessen strebt sie eine eigene totalitäre Herrschaft an.
Aussagen der Partei bzw. maßgeblicher Funktionäre lassen in ihren Angriffen auf
die freiheitliche demokratische Grundordnung und ihre Repräsentanten weiterhin
eine bis zur Militanz reichende aktiv kämpferische, aggressive Diktion
erkennen. Wenngleich sich die Parteiführung in ihren offiziellen Stellungnahmen
regelmäßig gegen Gewaltanwendung ausspricht, verlassen maßgebliche Protagonisten
der NPD oftmals die ¿offizielle Linie¿ und belegen in ihren Äußerungen erneut
das nach wie vor gespaltene Verhältnis zur Gewaltfrage.
Die NPD und weite Teile der neonazistischen Kameradschaftsszene haben sich seit
dem gescheiterten Verbotsverfahren im Jahr 2003 wieder stärker aufeinander zu
bewegt. Inzwischen sind beide Lager unter der Losung ¿Volksfront von rechts¿
eng miteinander verflochten. Der Nutzen ist beiderseitig. Zum einen unterstützt
die NPD Veranstaltungen der rechtsextremistischen Kameradschafts- und
Musikszene, indem sie sich als Demonstrationsanmelderin oder
Konzertveranstalterin zur Verfügung stellt. Zum anderen profitiert die Partei
selbst, indem sie sich für junge ungebundene, aktionsorientierte und
subkulturell geprägte Rechtsextremisten attraktiv macht. Im Gegenzug kann sie
auf deren Unterstützung bei Parteiveranstaltungen und Wahlkämpfen bauen. Die
NPD bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen legaler Parteiarbeit und der
Gewaltaffinität des kameradschaftlich oder gar nicht organisierten
neonazistischen Lagers.
Die Delegierten des NPD-Bundesparteitages stellten Anfang April mit der Wahl
eines neuen Parteivorstandes die Weichen für den weiteren politischen Kurs der
Partei. Eins ist klar: Der alte und neue Parteivorsitzende Udo VOIGT ist ein
Befürworter der Allianz im rechtsextremistischen Lager, er will die ¿Volksfront
von Rechts¿.
Wer nach alledem, was er eben über die menschenverachtende Ideologie der NPD
gehört hat, glaubt, die Partei werde sich angesichts ihrer in gegenwärtigen
internen Streitigkeiten und Finanzprobleme von selbst erledigen, unterschätzt
sie.
Die NPD war in ihrer Geschichte schon mehrfach am Rande ihrer Existenz, und sie
wurde schon häufiger von verschiedensten rechtsextremistischen Strömungen umkämpft,
die sich aber nur graduell und nicht in ihrer grundsätzlichen Ablehnung der Verfassungsordnung
unterscheiden. Deshalb möchte ich unterstreichen, dass ich im der Krach in der
NPD eindeutig kein Zeichen zur Entwarnung sehe
Ich habe eben Einiges gesagt zum so genannten Volksfront-Gedanken der NPD, also
über eine Einigung im rechten Lager über die Einbindung neonazistischer Kräfte
in die Partei.
Diese Einigung wird seit neuestem auch an anderer Stelle vorangetrieben:
Am 11. Januar dieses Jahres hat in Calbe/Saale der DVU-Bundesparteitag
stattgefunden, in dessen Mittelpunkt die Neuwahl des Bundesvorstandes sowie die
Aufstellung der Bundesliste für die Europawahl standen. Neuer
Bundesvorsitzender wurde der 37-jährige bisherige Bundesorganisationsleiter Matthias
FAUST aus Hamburg.
Der neue DVU-Vorsitzende verfolgt eine Annäherung an die NPD. Diesen
politischen Weg unterstreicht FAUST in einem Interview mit dem
rechtsextremistischen Nachrichtenportal Altermedia vom 7. April 2009. Auf die
Frage wie die DVU zu einer ¿rechten Einheitspartei aus DVU und NPD¿ stehe,
antwortete FAUST: ¿Ich stehe weiter auf dem Standpunkt, daß wir in der Zukunft
nur eine wirkliche Chance haben, wenn es in den nächsten Jahren zu einer
solchen rechten Einheitsbewegung kommt.¿
Mit der Schaffung einer Sammlungsbewegung im Bereich des
organisationsgebundenen Rechtsextremismus und mit der Überwindung der noch
bestehenden partikularen Interessen verschiedener Parteien und Vereinigungen
hätte es das demokratische Gemeinwesen mit einer neuen Qualität rechtsextremistischen
Handelns zu tun.
Die Auseinandersetzung mit demokratiefeindlichen und menschenverachtenden
Handlungsweisen und Denkmustern kann kein kurzfristiger Prozess sein ¿
zweifellos bleibt dies eine Daueraufgabe, in die alle Ebenen der Gesellschaft
eingebunden werden müssen.
Bund, Länder und Kommunen haben in den letzten Jahren vielfältige präventive
und repressive Maßnahmen ergriffen, um den menschenverachtenden Denk- und
Handlungsweisen der Rechtsextremisten vorzubeugen oder zu bekämpfen.
Polizeibehörden gehen konsequent gegen fremdenfeindliche, rassistische und
antisemitische Straf- und Gewalttaten vor.
Polizei und Verfassungsschutz beteiligen sich an den Präventionsmaßnahmen im
Rahmen von Bundes- und Landeskonzepten, um die politisch motivierte
Kriminalität oder anderweitige öffentlichkeitswirksame rechtsextremistische
Aktivitäten bereits im Vorfeld zu verhindern.
In Sachsen-Anhalt wird die Präventionsarbeit der Landesregierung über einen
¿Interministeriellen Arbeitskreis Extremismusprävention¿ gesteuert. In diesem
Gremium arbeiten unter Federführung des Innenministeriums alle Landesministerium
unter Einbindung zivilgesellschaftlicher Vereine und Initiativen mit. Das
Kabinett wird monatlich über rechtsextremistische Aktivitäten anhand der Berichterstattung
durch Verfassungsschutz und Polizei und den vielfältigen präventiven
Aktivitäten unterrichtet.
Neben zahlreichen Informationsveranstaltungen für Multiplikatoren der
politischen Bildungsarbeit wurden Informationsmaterialien und Internetangebote
entwickelt, die die Präventionsarbeit unterstützen sollen.
Die Innenressorts der SPD geführten Länder Berlin, Bremen, Rheinland-Pfalz,
Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt haben die aus allgemeinen und jedermann
zugänglichen Informationen über das verfassungsfeindliche Agieren der NPD und
ihrer Jugendorganisation, den ¿Jungen Nationaldemokraten¿ (JN) in einem Bericht
zusammengeführt und eine eindrucksvolle Anthologie rechtsextremistischer Einstellungen
vorgelegt.
Diesen aktuellen Bericht, habe ich gemeinsam mit meinen Kollegen aus Berlin und
Bremen am 4. Mai 2009 der Öffentlichkeit vorgestellt. Einiges von dem, was ich
vorhin über die Ideologie der NPD ausgeführt habe, stammt aus dieser
Informationssammlung, deren Lektüre ich denen, die sich ein umfassendes Bild
von der Verfassungsfeindlichkeit der NPD verschaffen wollen, nachdrücklich empfehle.
Wenn wir über den Rechtsextremismus und seine Ursachen reden, müssen wir immer
auch die Frage nach dem ¿Warum¿ stellen.
Dieser Frage widmen sich auch zahlreiche Studien, die zumeist im Auftrag
politischer Stiftungen erstellt wurden und rechtsextremistische Einstellungen
von Menschen beleuchten. Insbesondere stand und steht dabei immer wieder die
Problematik fremdenfeindlicher Einstellungen im Fokus.
Zu den rechtsextremistischen Ideologemen gehört zweifelsohne ein
übersteigerter, aggressiver Nationalismus. Damit verbunden sind offene oder
verdeckte antisemitische und rassistische Vorstellungen und Verhaltensweisen.
Die Mitte letzten Jahres von der Friedrich-Ebert-Stiftung vorgelegte Studie
¿Ein Blick in die Mitte¿ widmete sich insbesondere der Frage nach der
Verankerung fremdenfeindlicher Einstellungen in der Bevölkerung.
Den größten Raum der Studie nimmt der Aspekt der Xenophobie, also der
Fremdenfeindlichkeit, als Einstiegsdroge in den Rechtsextremismus ein.
Untersucht wurden Ausländerfeindlichkeit als zentrale Dimension rechtsextremistischer
Einstellungen, Antisemitismus und Chauvinismus als Überlegenheitsvorstellung /
Nationalismus.
Obwohl keine empirischen Untersuchungen in Sachsen-Anhalt vorgenommen worden
sind, kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass der Aspekt der Fremdenfeindlichkeit
und des Rassismus auch in unserem Bundesland die bestimmenden Elemente des
Rechtsextremismus bilden, was sich nicht nur in der einschlägigen Publizistik
der Neonazis, sondern auch im Bereich der politisch motivierten Kriminalität ablesen
lässt.
Kulturalistische Vorbehalte, biologistische Argumente, die Vorstellung von
einer idealisierten Heimat, Diktaturbefürwortung (Führerprinzip, Wunsch nach
einer Gesellschaft, in der Ordnung herrscht) und eine Verharmlosung des
Nationalsozialismus prägen die rechtsextremistischen Erscheinungsformen auch
hierzulande.
Der Ost-West-Vergleich der Studie zeigt, dass die Ausländerfeindlichkeit in den
ostdeutschen Bundesländern sichtbarer ausgeprägt ist und im Westen der Republik
der Antisemitismus deutlicher hervortritt.
Fremdenfeindliche, rassistische und antisemitische Äußerungen und Aktivitäten
finden sich im gesamten Spektrum des Rechtsextremismus und können nicht nur auf
den Bereich der subkulturell geprägten Rechtsextremisten beschränkt werden.
Aber gerade in diesem Bereich ist der Aspekt der Fremdenfeindlichkeit durch die
Begehung derartig motivierter Straf- und Gewalttaten, die sich gegen Fremde und
Andersaussehende richten, signifikant.
Die Auseinandersetzung mit rechtsextremistischen Aktivitäten und Einstellungen
können staatliche Einrichtungen nicht allein leisten. Staat und Zivilgesellschaft
müssen Partner sein. Die Förderung bürgerlichen Engagements und die Zusammenarbeit
mit zivilgesellschaftlichen Stellen muss für die politisch Verantwortlichen ein
Grundpfeiler in der Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus und anderen
demokratiefeindlichen Strömungen sein. Hierzu zählt beispielsweise die Unterstützung
von Vereinen, die auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene entstanden sind.
Hierzu zählt aber auch, sich zu interessieren, sich zu informieren und
gemeinsam Flagge gegen den Rechtsextremismus zu zeigen, so wie das heute mit
Ihrem Erscheinen hier getan haben.
Sie alle tragen ihren Teil zum gesellschaftlichen Klima in unserem Land bei.
Und sie zeigen, dass Extremismus und Gewalt auch in Sachsen-Anhalt nicht
unwidersprochen hingenommen werden. Dafür danke ich Ihnen.
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