Innenminister Holger Hövelmann stellt
Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2007 vor
11.02.2008, Magdeburg – 23
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 023/08
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 023/08
Magdeburg, den 11. Februar 2008
Innenminister Holger Hövelmann stellt
Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2007 vor
- Straftaten mit leichtem Anstieg zum Vorjahr
- Aufklärungsquote weiterhin auf
hohem Niveau
- Rückgang bei der Anzahl und dem Anteil der Jungtatverdächtigen
¿Wir werden in unseren Anstrengungen für die
Sicherheit nicht nachlassen¿, erklärte Innenminister Holger Hövelmann heute in
Magdeburg bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr
2007.
¿Im vergangenen Jahr gab es einen leichten Anstieg der
Kriminalität. Die Aufklärungsquote liegt im Gesamtvergleich der Bundesländer
weiterhin auf hohem Niveau. Erneut erfreulich ist die Entwicklung bei den
Straftaten begangen durch die sogenannten Jungtatverdächtigen (Tatverdächtige
unter 21 Jahre). Im Vergleich zum Vorjahr sind 1.358 Jungtatverdächtige weniger
registriert worden und ihr Anteil an allen Tatverdächtigen ist auf 26 %
gesunken.¿
Die Polizei hat auch im vergangenen Jahr, trotz hoher
Einsatzbelastung, bei der Verfolgung von über 216.000 erfassten Straftaten gute
Arbeit geleistet. Dies zeigten insbesondere die Vielzahl von Meldungen zu
aufgeklärten Straftatenserien, so der Minister weiter. Er hob in diesem
Zusammenhang hervor, dass es in vielen Fällen auch Dank der Mithilfe der
Bevölkerung möglich war und unterstrich die besondere Bedeutung des
gesamtgesellschaftlichen Ansatzes bei der Bekämpfung der Kriminalität.
Innenminister Hövelmann: ¿Die vorliegenden Zahlen der
Polizeilichen Kriminalstatistik betrachte ich in verschiedenen Deliktbereichen,
wie der Straßenkriminalität und der Körperverletzung, mit Sorge. Eine
ausschließliche Betrachtung der rein statistischen Zahlen reicht jedoch nicht
aus, da sie von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden.¿
Er wies beispielhaft auf das veränderte Anzeigeverhalten
der Bevölkerung, Anzeigen werden heute regelmäßig viel eher erstattet, sowie
den gesellschaftlichen Wertewandel hin.
Dieses veränderte Anzeigeverhalten begrüße er
nachdrücklich, da so das traditionell hohe Dunkelfeld aufgehellt werde,
zwangsläufig aber auch zu einem Anstieg der Straftaten führe.
Deutlich werde bei der Betrachtung der vorliegenden
Statistik zudem, dass sich die bereits in den vergangenen Jahren erkennbare
Verschiebung der Kriminalitätsfelder kontinuierlich fortgesetzt habe - erneut
weniger Diebstähle, aber mehr Computer- und Internetkriminalität mit
Steigerungsraten im zweistelligen Bereich sowie vermehrt in diesem Zusammenhang
auftretende Betrugsformen -, so Hövelmann weiter. Täter nutzen die sich ihnen
bietenden Tatmöglichkeiten neuer Informations- und Kommunikationstechnologien,
die vermeintliche Anonymität des Internets und die gesellschaftliche Akzeptanz
immer raffinierter aus. Ermittlungsverfahren gestalten sich schwieriger, zeit- und
personalaufwendiger. Der Minister: ¿Mit der Neuorganisation der Polizei zum
01.01.2008 haben wir dem Rechnung getragen, indem wir mehr Polizei in die
Fläche bringen und die Sachbearbeitung vor Ort, also die weitere fachliche
Stärkung kriminalpolizeilicher Kompetenz auf Revierebene und die
Eigenverantwortung der Reviere, gestärkt worden ist.¿
Die Eckdaten der Polizeilichen Kriminalstatistik stellen
sich wie folgt dar:
·
216.704 Straftaten
wurden im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt registriert. Die Zahlen liegen mit
plus 0,5 % leicht über dem Vorjahresniveau
- deutliche
Rückgänge beim einfachen Diebstahl, den Vermögens- und den Rauschgiftdelikten
sowie den Straftaten gegen das Aufenthalts- und Asylverfahrensgesetz
- deutliche
Steigerungen bei der Straßenkriminalität, der Körperverletzung und der
Sachbeschädigung
·
die Aufklärungsquote
liegt mit 57,6 % trotz eines Rückgangs um 0,8 Prozent auf weiterhin hohem
Niveau
·
erneute erfreuliche
Entwicklung bei den Jungtatverdächtigen (Tatverdächtige unter 21 Jahren)
-
Rückgang in allen
Altersgruppen, insgesamt 6 % weniger Kinder, Jugendliche und Heranwachsende
- Rückgang
beim Anteil an allen Tatverdächtigen auf 26 % (- 1,6%-Punkte)
- Rückgang
der Straftaten um 2.722 Fälle im Vergleich zum Vorjahr
Zu den Tatverdächtigen
82.231 Tatverdächtige wurden ermittelt, 135 weniger als im Jahr 2006. Bei 21.383 Personen handelt es sich um
sogenannte Jungtatverdächtige. Diese
begingen 33.674 Straftaten, 2.722 Fälle weniger als noch 2006. Im Vergleich zu
2005 betrug der Rückgang 4.276 Fälle und bei mittelfristiger Betrachtung (fünf
Jahre) sogar 8.648 Fälle.
Hövelmann: ¿Eine positive Entwicklung. In der neuen
Polizeistruktur werden wir mit der vollzogenen Einrichtung von Sachgebieten
¿Jugendkriminalität¿ in den Polizeirevieren und den Sachbereichen
¿Jugendkriminalität¿ in den Revierkommissariaten das vorhandene Konzept zur
spezialisierten und beschleunigten täterorientierten Bearbeitung von
Jugendsachen zusätzlich vor Ort stärken.¿
Eine nähere Betrachtung der Jugendkriminalität
zeige aber auch, dass nicht pauschaliert argumentiert werden darf, sondern dass
eine sehr differenzierte Betrachtung erforderlich sei. Zumal es außer Zweifel
stehe, dass in vielen Fällen Straftaten junger Leute episodenhaften Charakter
haben. Besonderes Augenmerk gelte einem annähernd gleichbleibendem Kreis von
jungen Intensivtätern (mehr als neun Handlungen), der annähernd ein Drittel
aller Straftaten von Jungtatverdächtigen begangen habe, so der Innenminister
weiter.
Zur Bekämpfung und Zurückdrängung von
Jugendkriminalität, insbesondere von jungen Intensivtätern, seien deshalb
gesamtgesellschaftliche Anstrengungen erforderlich.
Der Minister: ¿Das derzeit geltende Recht genügt,
um Jugendlichen ihre Grenzen aufzuzeigen. Einer Verschärfung des Rechts bedarf
es nicht.¿
Zu den Opfern
Leider sei im vergangenen Jahr eine steigende Anzahl von
Opfern zu verzeichnen gewesen. Ziel müsse es sein, die Hilfe für Opfer in allen
Deliktbereichen weiter zu verbessern. Opferschutz beschäftige Polizei und
Justiz schon jetzt stärker. Themen wie ¿Opferschutz¿, ¿Gewalt in der Familie¿
und ¿Stalking¿ würden deshalb auch in der polizeilichen Präventionsarbeit einen
immer höheren Stellenwert einnehmen. So werde den Betroffenen z.B. schon bei
der Anzeigenaufnahme von der Polizei ein ¿Informationsblatt für Opfer von
Straftaten¿ ausgehändigt, das wichtige Informationen, Verhaltensempfehlungen
und rechtliche Möglichkeiten zum Selbstschutz aufzeige, fügte Hövelmann hinzu.
Schwerpunkte aus einzelnen
Straftatengruppen
Diebstahl
Der Minister: ¿Der Diebstahl dominiert, trotz Rückgangs und sich ändernder Deliktfelder,
mit einem Anteil von 42,6 % in der Gesamtkriminalität weiterhin. Die
Entwicklung in diesem Deliktbereich gestaltet sich jedoch sehr uneinheitlich.
Rückgänge sind besonders bei
-
den Diebstählen ¿in/aus Kraftfahrzeug¿ (-1.002/-11,0%)
-
den Diebstählen an Kfz (-396 Delikte/-7,0%) und
-
beim ¿Ladendiebstahl¿ (-1.832
Delikte/-10,6%)
und Anstiege bei
-
den Mopeddiebstählen
(+230 Delikte/+16%)
-
den Diebstählen aus
Boden- und Kellerräumen (+192 Delikte/+3,7%) und
-
den
Fahrraddiebstählen(+484 Delikte/+3,2%)
zu verzeichnen, und dies trotz umfangreicher Aufklärungsarbeit, wie
Beratungen und Fahrradcodierungen von Seiten der Polizei.
Hier wiesen polizeiliche
Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr nach wie vor darauf hin, dass die
technischen Sicherungen an Türen und Fenstern noch verbessert werden können.
Von den angebotenen Beratungsmöglichkeiten, beispielweise im Rahmen der
Qualitätsgemeinschaft ¿das sichere Haus¿ oder in Form der kostenlosen
Information durch die Dezernate Prävention bei den Polizeibehörden, sollte mehr
Gebrauch gemacht werden, betonte Hövelmann.
Straßenkriminalität
Der Innenminister: ¿Zur Straßenkriminalität
werden Straftaten aus der Polizeilichen Kriminalstatistik
zusammenfassend gezählt, die ausschließlich oder überwiegend im öffentlichen
Raum begangen werden. Leider ist ein Anstieg der Fälle zu registrieren:
-
Rückgänge sind bei den
Diebstählen in/aus Kfz und an Kfz sowie bei den Raubüberfällen auf Straßen,
Wegen und Plätzen, die uns in der Vergangenheit besondere Probleme bereitet
haben, zu verzeichnen.
-
Deutliche Zunahmen sind
dagegen bei den Fahrrad- und Mopeddiebstählen sowie den Sachbeschädigungen zu
registrieren.¿
So ist bei den Sachbeschädigungen
durch illegale Graffiti ein
Anstieg der Straftaten um 2.735 Fälle zu verzeichnen. Ursächlich hierfür sind
zum einen vermehrte Kontrollen durch die Verantwortlichen, wie beispielweise in
Magdeburg durch das Bauamt, sowie zum anderen statistische Umstellungen. So
konnten erstmals auch Meldungen der Bundespolizei zu Graffiti-Schmierereien,
hierbei handelt es sich um 1.825 Fälle, ausgewertet werden.
Hövelmann: ¿Polizeilich werden im Bereich der Straßenkriminalität eine
Vielzahl von Maßnahmen sowohl präventiver als auch repressiver Art
durchgeführt.¿ Er wies in diesem Zusammenhang auf
-
verstärkte Kontrollmaßnahmen
an örtlichen Deliktschwerpunkten,
-
die Einrichtung von
Arbeitsgruppen zur Bekämpfung der Graffiti-Schmierereien,
-
die Videoüberwachung an
Kriminalitätsschwerpunkten (derzeit an 21 Orten in Sachsen-Anhalt)
-
sowie eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit
hin.
Der Minister: ¿Künftig wollen wir bei den Straftaten im öffentlichen
Raum mit der Neustrukturierung der Polizei die gezielte polizeiliche Präsenz vor Ort nochmals intensivieren
und die Erstellung von Lagebildern auf kommunaler Ebene weiter verbessern.¿
Straftaten gegen das
Leben
machen zwar nur
0,1-Prozent der Gesamtkriminalität aus, sind für die Opfer (bei Versuchen) und
Hinterbliebene aber traumatisch und stehen im Mittelpunkt öffentlichen
Interesses. Leider war bei den Straftaten gegen das Leben im vergangenen Jahr
ein Anstieg um 3 Fälle festzustellen. Erfreulich ist in diesem Deliktbereich
der Rückgang um 6 Morde. Es wurden 8 vollendete Morde und 7 Mordversuche
im Jahr 2007 registriert. Dies ist die geringste Anzahl seit über 10 Jahren, so
Hövelmann. Zu den 15 Morden/Mordversuchen sind 22 Tatverdächtige
ermittelt worden. Hiervon waren 2 Tatverdächtige jünger als 21 Jahre, im
vergangenen Jahr waren es noch 11 Jungtatverdächtige.
Vermögens- und Fälschungsdelikte
Die Anzahl
der Fälle ist deutlich um 1.129 Straftaten (-3,1%) zurückgegangen. Der in der
Statistik ausgewiesene Vermögensschaden in Höhe von 97.719.466 Euro ist
gegenüber dem Vorjahr (63.675.448 Euro) jedoch gestiegen.
Der Innenminister: ¿Die Entwicklung der
Fallzahlen gestaltet sich in dieser Straftatengruppe sehr uneinheitlich.
Ursächlich hierfür sind u.a. umfangreiche Großverfahren in den
unterschiedlichen Bereichen des Betruges, bei denen mit Abschluss der
Ermittlungen nicht selten einige hundert Fälle statistisch erfasst werden.¿
Deutliche Rückgänge (-3.935 Fälle) sind b eim Warenkreditbetrug (dem Erlangen von Waren ohne Gegenleistung oder durch
Anzahlung, Verkäufer wird betrogen) und beim Warenbetrug (man bekommt für sein Geld keine oder nur minderwertige
Ware geliefert, Käufer wird betrogen) zu verzeichnen.
Anstiege dagegen sind beim Leistungsbetrug (+
1.323 Fälle) und beim Abrechnungsbetrug (+1.121 Fälle) zu registrieren.
Zurückzuführen ist dies auf zwei Großverfahren, einem Abrechnungsbetrug durch
einen Arzt in Magdeburg und dem Leistungsbetrug durch den Pächter eines Hotels
im Bereich Merseburg.
Erfreulich bei
den Vermögens- und Fälschungsdelikten ist der weitere Rückgang beim Betrug mit rechtswidrig erlangten unbaren
Zahlungsmitteln. 736 Fälle sind weniger registriert worden. Konzepte
wie KUNO (Kriminalitätsbekämpfung im unbaren Zahlungsverkehr unter Nutzung
nichtpolizeilicher Organisationsstrukturen2)
aber auch die Umstellung in Geschäften auf das vermehrte Bezahlen mit PIN, also
mit Geheimzahl, dürften hier Wirkung gezeigt haben, betont der Minister.
Bei den
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist ein leichter
Anstieg um 49 Fälle zu verzeichnen. Ursächlich ist eine deutliche Zunahme
der Delikte durch das Verbreiten pornografischer Schriften um 81 Straftaten.
Positiv ist dagegen der Rückgang beim
sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen um 94 Straftaten.
Hövelmann: ¿Hier gilt es künftig, trotz
erster Erfolge, den Verfolgungsdruck auf hohem Niveau zu halten, um Täter, die
die Unerfahrenheit von Kindern und Jugendlichen in verächtlicher Form
ausnutzen, möglichst frühzeitig erkennen zu können. Diese Straftaten sind keine
Bagatelldelikte und müssen konsequent geahndet werden.¿
Rauschgiftdelikte
5.696 Rauschgiftdelikte sind verzeichnet worden, 824 weniger als im
Vorjahr. Polizeiliche Maßnahmen haben insbesondere in einzelnen
Asylbewerberunterkünften und deren Umgebung zu einem Rückgang der erfassten
Fälle geführt.
Innenminister Hövelmann: ¿Für eine Entwarnung
ist es zu früh, denn das Verhalten der Dealer wird zunehmend arbeitsteiliger
und konspirativer, zum Teil werden auch die Aktivitäten vom öffentlichen in den
privaten Bereich verlagert.¿ Im Mittelpunkt stehe weiterhin die Bekämpfung der
mittleren und oberen Händlerebene. So seien im vergangenen Jahr
Rauschgiftmengen im Wert von 1.555.991 Euro sichergestellt worden. Im Jahr 2007
starben 13 Personen in Folge des Konsums illegaler Drogen, fünf mehr als 2006,
ein trauriges Ergebnis, so der Minister. Hier werde deutlich, dass wir in
unseren Anstrengungen und Maßnahmen sowohl im repressiven als auch im
präventiven Bereich nicht nachlassen dürfen.
Mit Blick auf die
künftige Schwerpunktsetzung erklärte Innenminister Holger Hövelmann: ¿Neben der
Bekämpfung der Politisch motivierten Kriminalität, insbesondere der von rechts,
werden wir unser Augenmerk auf
-
Impressum:Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-AnhaltVerantwortlich:Danilo WeiserPressesprecherHalberstädter Straße 2 / am "Platz des 17. Juni"39112 MagdeburgTel: (0391) 567-5504/-5514/-5516/-5517/-5377Fax: (0391) 567-5520Mail: Pressestelle@mi.sachsen-anhalt.de