Wie gesund ist unsere Polizei?
Minister Hövelmann zur Abschlussveranstaltung ?Gesundheitsmanagement in der
Polizei?
25.04.2008, Magdeburg – 90
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 090/08
Ministerium des Innern -
Pressemitteilung Nr.: 090/08
Magdeburg, den 25. April 2008
Wie gesund ist unsere Polizei?
Minister Hövelmann zur Abschlussveranstaltung ¿Gesundheitsmanagement in der
Polizei¿
Sperrfrist: 25. April 2008, 11:00 Uhr
Im Jahr 2003 wurde
das Projekt ¿Gesundheitsmanagement in der Polizei (GIP)¿ gestartet. Im Rahmen
einer Abschlussveranstaltung blickte Innenminister Holger Hövelmann (SPD) am
heutigen Freitag, dem 25. April 2008, auf das Projekt zurück und stellte die
Ergebnisse vor.
Minister Hövelmann: ¿Nun, nach etwas mehr als vier Jahren, ist es an der Zeit,
ein Resümee ziehen. Wie ist das Projekt verlaufen? Welche Ergebnisse hat es uns
und insbesondere den Beschäftigten in der Polizei gebracht? Vor allem aber:
Welche Perspektive hat das Gesundheitsmanagement in der Polizei?¿
In den letzten Jahrzehnten haben sich Gesellschaft und Arbeitswelt grundlegend
gewandelt. Unstetige Berufsverläufe, instabile Beschäftigungsverhältnisse sowie
wachsender Leistungsdruck sind einige Kennzeichen dieser Veränderung.
Infolge des medizinisch-technischen Fortschrittes, des Lebensstandards und des
Bildungsniveaus hat sich Lebenserwartung der Bevölkerung erhöht. Wer heute in
Deutschland geboren wird, hat eine um über 30 Jahre höhere Lebenserwartung als
vor 100 Jahren. Männer werden im Schnitt 75,6 Jahre und Frauen 81,3 Jahre alt.
Andererseits werden immer weniger Kinder geboren, was eine stetige Überalterung
der Bevölkerung zur Folge hat. Infektionskrankheiten sind heute weit weniger
anzutreffen, dafür ist eine starke Zunahme von chronisch-degenerativen
Erkrankungen wie Muskel-Skelett-Erkrankungen, Diabetes oder
Herz-Kreislauferkrankungen zu verzeichnen.
¿Dieser Wandel hat auch nicht vor der Polizei Halt gemacht. Eine durch den Polizeiärztlichen
Dienst durchgeführte Bestandsaufnahme zeigte, dass sich die in der Gesellschaft
vorherrschenden demographischen und sozialstrukturellen Veränderungen und deren
Auswirkungen auch in der Polizei widerspiegeln. Das Berufsbild Polizist sowie die
Organisation Polizei haben tiefgreifende Veränderungen erfahren¿, so der
Minister.
Der Personalkörper hat eine inhomogene Altersstruktur. Nach der
Wiedervereinigung waren erst überproportional viele Abgänge von über 50jährigen
und dann über eine lange Zeit keine Altersabgänge zu verzeichnen. Das
Durchschnittsalter lag im Jahr 2002 bei ca. 43 Jahren. Die Zahl der
Altersabgänge stieg dann in den nächsten Jahren deutlich an. Im Jahr 2013
werden ca. 50 % aller Polizeivollzugsbeamten zwischen 51 und 60 Jahren alt
sein.
Knappe Haushaltskassen, Stellen- und Personalabbau, stark anwachsende
Personalkosten, geringe Neueinstellungen und politische Vorgaben bedingen die
zunehmende Überalterung in der Polizei wesentlich mit. Die Möglichkeiten,
personalwirtschaftliche Maßnahmen wie Beförderungen durchzuführen und damit
auch finanzielle Anreize zu schaffen, werden - perspektivisch gesehen ¿ weiter
abnehmen.
Im Rahmen des Gesundheitsmanagements wurden Arbeitsplatzsituationsanalysen
durchgeführt. Dabei traten Handlungsfelder wie Kommunikations- und
Informationsprobleme, Probleme mit Vorgesetzten, Unzufriedenheit mit einem als
schlecht empfundenem Bedarfsorientierten Schichtdienstmanagement sowie mit
vorhandenen persönlichen Schutzausrüstungen und Einsatzmitteln zu Tage.
Innenminister Hövelmann: ¿Auch wenn unsere Beschäftigten für ihre Lebensführung
und Gesundheit in erster Linie selbst Verantwortung tragen, sieht der
Dienstherr doch die Bedeutung der Gesunderhaltung für die kompetente und
leistungsstarke Erfüllung der der Landespolizei obliegenden Aufgaben. Diese
Erkenntnis sowie steigende Krankenstände, immer mehr eingeschränkt dienstfähige
Polizisten und vorzeitige Zurrruhesetzungen wegen Polizeidienstunfähigkeit
gaben letztendlich den Anlass für das Projekt GIP.¿
¿Wir haben Kooperationspartner gesucht und gefunden, die bereit waren, das
Projekt mit ihrem Erfahrungsschatz und ihrem Fachwissen beratend zu
unterstützen und zu begleiten. Ohne diese wertvolle ideelle und zum Teil auch
materielle Unterstützung hätten wohl einige Maßnahmen nicht realisiert werden
können. Besonders hervorheben möchte ich die Zusammenarbeit mit der AOK, der
Unfallkasse Sachsen-Anhalt und der Hochschule Magdeburg/Stendal (FH), so
Hövelmann.
Mit dem Projekt GIP betrat die Polizei unseres Landes im Jahr 2003 Neuland und
sie hat ihre Vorreiterrolle bis heute behalten. In keiner anderen Landespolizei
ist das Gesundheitsmanagement so systematisch und flächendeckend etabliert wie
in Sachsen-Anhalt. Es gibt keine Alternative zum Gesundheitsmanagement in der
Polizei. Bei anhaltendem Personalabbau und zunehmender Überalterung des
Personalkörpers sind effektive Maßnahmen zur Gesunderhaltung der
Polizeivollzugsbeamten erforderlich.
Daher ist für ein erfolgreiches Gesundheitsmanagement von großer Bedeutung,
seine Prinzipien auch über das Projekt hinaus durchzusetzen. Diese Aufgabe wird
sich künftig auf die Ebene der Behörden und Einrichtungen der Landespolizei
verlagern. Gesundheitsmanagement muss von überzeugten Führungskräften und
engagierten Beschäftigten vor Ort gelebt werden und langfristig angelegt sein.
Es bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten bereit sind, den langen und manchmal
auch steinigen Weg des Gesundheitsmanagements konsequent weiter zu gehen.
Kurzfassung der realisierten Maßnahmen
Schaffung von gesundheitsförderlichen Arbeitsbedingungen
(Verhältnisprävention) durch:
· Analyse arbeitsbedingter
Gesundheitsbelastungen
(Arbeitssituationsanalysen, Mitarbeiterbefragungen,
· Wissenschaftliche Kooperation
mit universitären Einrichtungen
· Führungskräfteentwicklung/
Führungskräfteseminare
· Einrichtung von Arbeitskreisen
Gesundheit und Gesundheitszirkeln
· Integration von
gesundheitswissenschaftlichen Themen in der Ausbildung des gehobenen
Polizeivollzugsdienstes an der Fachhochschule Polizei
· Abschluss einer
Dienstvereinbarung zum Nichtraucherschutz
· Wissenschaftliche Untersuchung
zur Umsetzung des BSM
· Präzisierung der
Heilfürsorgebestimmungen
· Abschluss einer
Dienstvereinbarung zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement
· Neugestaltung des Sporterlasses
· Optimierung der PTSD ¿
Betreuung/Bildung von Kriseninterventionsteams
· Optimierung der betrieblichen
Suchtkrankenhilfe
· Abschluss einer
Dienstvereinbarung über partnerschaftliches Verhalten am Arbeitsplatz
Förderung der
Kompetenzen der Beschäftigten (Verhaltensprävention) durch:
· Durchführung von
Gesundheitstagen und themenspezifischen Aktionswochen
· Auflistung von flächendeckenden
Präventionsangeboten
· Vorträge zu
gesundheitsförderlichen Themen
· Verstärkung präventiver
Maßnahmen in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Stress/Psyche und Sucht (Betreuungskonzept Adipositas, 14tägiges Projekt
¿Herz und Kreislauf¿ in der Medianklinik Heiligendamm, Durchführung von
Maßnahmen zur Rückengesundheit, Gesundheitsseminare für gefährdete PVB)
· Durchführung von
Führungskräfteseminaren
· Gestaltung eines Kalenders mit
Gesundheitsthemen
· Durchführung eines
sportmedizinischen Schulungsprogramms zur Therapie der Adipositas
· Einrichtung eines Info-Portals
zum Gesundheitsmanagement im Intranet der Landespolizei
· Durchführung von medizinischen
Präventions- und Rehabilitationsmaßnahmen
Fakten für 2007 (aktuelle Situation)
· Gesamtkrankenstand im Polizeivollzugsdienst 2007: 7,9 %
(weibl.: 9,5%, männl.: 7,6 %)
· Durchschnittliche
Anzahl der Fehltage pro PVB: 29 Tage
· Durchschnittliche
Dauer eines Krankheitsfalles: 15,2 Tage
· Gesundheitsquote:
28 % (PVB, die keine Krankschreibung in 2007 hatten)
· Schwerpunkte im
Krankheitsgeschehen (prozentuale Verteilung der Krankheitstage):
1.
Muskel- Skelett-Erkrankungen (27 %)
2.
Erkrankungen des Atemsystems (17,6 %)
3.
Verletzungsfolgen (14,7 %)
à drei Krankheitsgruppen
verursachen knapp 2/3 der Gesamtausfalltage
à ähnliches Krankheitsgeschehen
mit diesen Schwerpunkten zeigt sich
auch in der Wirtschaft
· Die altersbezogene Auswertung
des Krankenstandes der Polizeivollzugsbeamten zeigt das dringende Erfordernis
von gesundheitsförderlichen Maßnahmen für die derzeit größte Altersgruppe
(41-50 Jahre) in der Landespolizei.
· In 2006 sind 18 % der PVB langzeitkrank
(Krankheitsdauer über 42 Tage am Stück und in der Summe). Diese 18 %
verursachen fast 70 % der Fehlzeiten in 2006. Das betriebliche
Eingliederungsmanagement soll hier langfristig eine Verringerung dieser
Fehlzeiten erbringen.
· Zunahme der Rehabilitationsmaßnahmen
aufgrund von psychischen Erkrankungen und Abhängigkeitserkrankungen in den
letzten Jahren
· Anzahl von vorzeitigen
Zurruhesetzungen wegen Polizeidienstunfähigkeit gleichbleibend
· Anstieg der arbeitsbedingten
psychischen Belastungen (ähnlich auch in der Wirtschaft)
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