Innenministerkonferenz in Quedlinburg
Minister und Senatoren beraten zu Asyl- und Sicherheitsthemen ? AnKER-Einrichtungen und der Kampf gegen Antisemitismus
08.06.2018, Magdeburg – 46
- Ministerium für Inneres und Sport
In der UNESCO-Welterbestadt
Quedlinburg im Harz in Sachsen-Anhalt ist die 208. Sitzung der Ständigen
Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder (IMK) zu Ende gegangen.
Seit Mittwoch hatten sich die Ressortchefs der Länder unter Vorsitz von
Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht mit 58 Tagesordnungspunkten
beschäftigt. An der Frühjahrstagung der IMK nahmen als Gäste auch
Bundesinnenminister Horst Seehofer und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner
Haseloff teil. Zentrale Themen der Frühjahrstagung der IMK waren Flüchtlings-
und Ausländerangelegenheiten, die geplanten AnKER-Einrichtungen, die
konsequente Rückführung von abgelehnten Asylbewerbern, der Kampf gegen den
Terrorismus und den gewaltbereiten Extremismus, die Bewältigung von
Polizeieinsätzen sowie die Cybersicherheit.
Holger Stahlknecht, der
Vorsitzende der Innenministerkonferenz, sagte: ?Die Beratungen und Gespräche
verliefen konstruktiv und fair. Dass teilweise intensiv um Lösungen gerungen
wurde, gehört dazu.? Stahlknecht lobte Quedlinburg als idealen
Veranstaltungsort. ?Die Stadt und ihre Bürger haben sich von ihrer besten Seite
präsentiert, die Rückmeldungen der Delegationen sind durchweg positiv. Wir
haben unseren Gästen gezeigt, wie schön Sachsen-Anhalt ist.?
AnKER-Einrichtungen
Bundesminister Seehofer
informierte während der IMK über die AnKER-Einrichtungen. ?Ich bin zufrieden,
dass die Bedenken einzelner Bundesländer gegen AnKER-Einrichtungen im Grundsatz
ausgeräumt sind. Nach Bayern und Sachsen haben auch weitere Bundesländer
Interesse signalisiert.? Bundesminister Seehofer wird die Gespräche über die
Ausgestaltung der AnKER-Einrichtungen im Einzelnen mit allen Bundesländern in
Kürze führen. ?AnKER-Einrichtungen garantieren schnelle und sichere Verfahren.
Wir verbessern damit auch die völlig unbefriedigende Situation bei der Rückkehr
Ausreisepflichtiger in ihre Heimatländer.? Der Bundesminister sicherte den
Ländern zu, sofern gewünscht, die Passersatzpapierbeschaffung zu übernehmen.
Ferner werde sich der Bund verstärkt bei den Flugrückführungen engagieren,
insbesondere bei Rückführungen mit Charter. Der Vorsitzende der
Innenministerkonferenz, Holger Stahlknecht, begrüßte das Entgegenkommen.
IMK wendet sich gegen
Antisemitismus
Mit Blick auf
judenfeindliche Übergriffe und Straftaten in Deutschland, hat die IMK ein
deutliches Zeichen gesetzt. ?Für Antisemitismus ist in unserer Gesellschaft
kein Platz?, stellte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz Holger
Stahlknecht klar. ?Die Bekämpfung des Antisemitismus ist eine gesellschaftliche
Aufgabe. Staatliche und zivilgesellschaftliche Einrichtungen und Organisationen
sind gleichermaßen gefordert, antisemitischen Ansichten, Äußerungen und
Übergriffen entschieden entgegen zu treten.? Stahlknecht fügte hinzu, dass
Maßnahmen gegen Antisemitismus ein wichtiger Bestandteil des Engagements der
Länder und des Bundes zur Extremismusprävention sind. ?Wir haben in Deutschland
das hohe Gut der Religionsfreiheit und wir dulden keinen Hass und keine Hetze
gegen Juden. Wir werden es nicht tolerieren, dass Menschen, die zu uns kommen,
ihre Feindseligkeit in unserem Land verbreiten.? Ein ressortübergreifendes
Vorgehen ist bei den Maßnahmen der Länder und des Bundes nötig, unter
Berücksichtigung der länderspezifischen Gegebenheiten. Die IMK begrüßt
ausdrücklich die Einsetzung des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches
Leben in Deutschland. Bundesinnenminister Horst Seehofer dazu: ?Ich bin davon
überzeugt, dass sich der Beauftragte mit großem Nachdruck und
Fingerspitzengefühl für jüdisches Leben in Deutschland engagieren und seine
Kraft dem Kampf gegen Antisemitismus widmen wird.?
Einbürgerungen
Die Innenminister haben sich weiterhin
zum Thema Einbürgerungen verständigt. Sie sind sich einig, dass ein Ausländer
das Recht auf Einbürgerung wahrnehmen kann, wenn seine Identität zweifelsfrei
feststeht. Daneben muss sich nach Ansicht der Innenminister der Ausländer, um
die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen zu bekommen, zwingend in die
deutschen Lebensverhältnisse, insbesondere bei den Vorstellungen über die Ehe,
einordnen. Dies soll die Einbürgerung von in Mehr-Ehen lebenden Ausländern
verhindern. Darüber hinaus bitten die Innenminister den Bund eine
Gesetzesinitiative zur Verlängerung der Ausschlussfrist für die Rücknahme der
Einbürgerung von fünf auf bis zu zehn Jahre auf den Weg zu bringen, wenn sich
nach einer Einbürgerung herausstellt, dass der Ausländer über seine Identität
getäuscht hatte bzw. die Einbürgerung rechtswidrig erlangt hat. Hierzu erklärt
der Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns und Sprecher der unionsgeführten
Innenressorts Lorenz Caffier: ?Es ist doch niemandem zu erklären, dass jemand,
der im Rahmen eines Einbürgerungsverfahrens die deutsche Staatsangehörigkeit
erhält und sich nach einem Zeitraum X herausstellt, dass diese Person nicht
derjenige ist, die er vorgegeben hat zu sein, für immer die deutsche Staatsangehörigkeit
behalten darf - mit allen Rechten, die jeder gebürtige Deutsche auch hat.?
Rückführungen in den Irak
Im Bereich der Rückkehrpolitik haben
sich die Innenminister auch über die Möglichkeiten der Rückführungen nach
Deutschland eingereister Ausländer aus dem Irak verständigt. ?Nachdem die Terrormiliz Islamischer Staat aus von ihr
besetzten Gebieten im Irak vertrieben worden ist, kehren immer mehr
Binnenflüchtlinge freiwillig in den Irak zurück?, erklärt Unionssprecher Lorenz
Caffier. Daher wollen die Innenminister aus dem Irak stammende Migranten,
vordergründig Straftäter und Gefährder, auch wieder vermehrt in die sicheren
Regionen ihres Landes, neben dem Nord- auch in den Zentralirak, zurückführen.
Minister Lorenz Caffier: ?Es ist eine grundlegende Aufgabe des Rechtsstaats,
seine Bevölkerung vor Straftätern mit hohem Gewaltpotential zu schützen. Der
konsequenten Aufenthaltsbeendigung ausländischer Straftäter und Gefährder kommt
hierbei eine große Bedeutung zu.?
Staatsvertrag
Die IMK ist sich einig, dass
die Polizei von fachfremden Aufgaben entlastet werden muss. Dazu gehört auch
die Begleitung bei Abschiebemaßnahmen. Abschiebungen dürfen aktuell auch von
Verwaltungsvollzugsbeamten begleitet werden, aber nur bis zur eigenen
Ländergrenze. Dahinter darf das nur die Polizei. ?Das ist eine Mehrbelastung
der Polizei, die wir unbedingt abschaffen sollten?, sagte der Sprecher der
A-Länder Boris Pistorius. ?Wir sprechen hier alleine 2017 in Niedersachsen von
deutlich über 20.000 geleisteten Polizeistunden.? Deshalb hat die IMK
vorgeschlagen, einen Staatsvertrag zu entwerfen. Damit soll eine Regelung
gefunden werden, durch die die hoheitlichen Befugnisse der
Verwaltungsvollzugskräfte künftig auch auf andere Bundesländer ausgeweitet
werden können. ?Nach dem Beschluss werden wir einen solchen Staatsvertrag
erarbeiten, der uns wirklich deutlich weiterhelfen würde - und vor allem den
Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten?, fügte Pistorius hinzu.
Hintergrund:
Die ?Ständige Konferenz der
Innenminister und -senatoren der Länder" - kurz Innenministerkonferenz
(IMK) - setzt sich mit zentralen Fragen der deutschen Innen- und
Sicherheitspolitik auseinander. Mitglieder sind die Innenminister und
-senatoren der Länder. Der Bundesminister des Innern (BMI) nimmt als ständiger
Gast teil. In der Regel tagt die IMK zwei Mal im Jahr. Der Vorsitz wechselt
jedes Jahr, 2018 hat den Vorsitz der IMK Sachsen-Anhalt inne. Nach der
Frühjahrskonferenz in Quedlinburg im Harz ist die Herbstkonferenz vom 28. bis
zum 30. November in Magdeburg geplant. Es werden dann ebenfalls rund 200
Tagungsteilnehmer erwartet.
Weitere Infos:
www.innenministerkonferenz.de
www.mi.sachsen-anhalt.de/imk2018/
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