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Letzte Ruhestätte für 121 NS-Opfer
Begräbnisstätte wird auf dem Halberstädter Friedhof eingeweiht

25.01.2019, Magdeburg – 6

  • Ministerium für Inneres und Sport

 

 

Am

Sonntag, 27. Januar 2019, am Tag des Gedenkens an die Opfer des

Nationalsozialismus, wird auf dem städtischen Friedhof in Halberstadt eine neu

angelegte Begräbnisstätte für 121 Opfer des Nationalsozialismus, die zumeist

aus Polen und Italien stammen, übergeben. Die Verstorbenen waren zwischen

Februar und April 1945 als Gefangene in einer Turnhalle am Reichsbahnausbesserungswerk

Halberstadt interniert. Sie verstarben aufgrund der unmenschlichen Bedingungen

und Arbeitsbelastungen an Entkräftung, Auszehrung oder Tuberkulose. Gemeinsam

mit den Botschaftern Prof. Andrzej

Przylebski (Polen), Luigi Mattiolo (Italien), Angehörigen der

Verstorbenen und Oberbürgermeister Andreas Henke wird Innenminister Holger

Stahlknecht die Grabanlage einweihen und der Öffentlichkeit übergeben.

 

 

 

Der Termin:

 

Sonntag,

27. Januar, 11:00 Uhr

 

Städtischer

Friedhof in Halberstadt

 

 

 

Innenminister

Holger Stahlknecht: ?Diese Grabanlage ist für die Angehörigen der

121 NS-Opfer ein Ort der Trauer und des Gedenkens. Zugleich ist sie aber auch

ein Ort des Gedenkens für alle Opfer des Nationalsozialismus, denen im Namen

des deutschen Volkes furchtbares Unrecht zugefügt wurde.

 

Darüber hinaus ist sie eine

Mahnung für uns alle heute. An diesem Ort kann man erkennen, wohin es führt,

wenn die Demokratie beseitigt und die Menschen- und Freiheitsrechte mit Füßen

getreten werden.?

 

 

 

Hintergrund:

 

 

Auf dem städtischen Friedhof

Halberstadt haben in Park 30 eine Vielzahl Opfer ihre letzte Ruhestätte

gefunden. In diesem auch Terrorfriedhof genannten Park wurde eine Begräbnisstätte

mit 121 polnischen und italienischen Opfern aus dem 2. Weltkrieg neu angelegt.

 

Auf dem Gelände des Bahnhofs

in Halberstadt befand sich bis zum Frühjahr 1945 die sogenannte

Eisenbahnerturnhalle. In dieser war eine große Anzahl in Wolfenbüttel

registrierter und wahrscheinlich aus Blankenburg nach Halberstadt verbrachter

Strafgefangener vorwiegend polnischer und italienischer Nationalität

untergebracht. Mindestens 121 dieser Zwangsarbeiter kamen zwischen Februar und

April 1945 aufgrund der vor Ort herrschenden unmenschlichen Lebens- und

Arbeitsbedingungen ums Leben.

 

Nach bisherigen

Erkenntnissen wurden die Opfer 1945 auf dem städtischen Friedhof in Halberstadt

beigesetzt. Im Jahr 1953 wurden die sterblichen Überreste exhumiert und im

Krematorium Quedlinburg eingeäschert. Nach der Beisetzung in zwei großen Urnen

im Park 30 erfolgte am 20. Dezember 1953 die feierliche Einweihung der seinerzeit

wohl vorhandenen Grabsteine.

 

In den folgenden Jahren

gerieten die Grabstelle und somit auch die Geschichte der dort Beigesetzten in

Vergessenheit. Erst mit der Anfrage des Angehörigen eines polnischen Opfers im

September 2015 wurde der Sachverhalt der jetzigen Friedhofsleitung bekannt. Da

eine Kennzeichnung der Grabstelle zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorhanden und

bisher auch keine Registrierung der Fläche als Kriegsgrab erfolgt war, konnte

die Grabstelle erst nach umfangreicher Recherche lokalisiert werden.

 

Auf Anregung des

Ministeriums für Inneres und Sport wurde im Oktober 2017 unter Teilnahme der

Vertreter der polnischen und italienischen Botschaften in Berlin, des

Landesverwaltungsamtes Magdeburg, des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge

sowie Vertretern der Stadt Halberstadt vor Ort über die Gestaltung einer

Grabstätte beraten. Im Ergebnis wurde beschlossen, eine Grabanlage zu

errichten, welche die Opfer namentlich nennt und deren Nationalität kenntlich

macht.

 

In den darauffolgenden

Monaten wurden die Opferlisten überprüft und bedarfsweise korrigiert. Nach

Abschluss der umfangreichen Recherchen konnten die Daten von 71 polnischen, 42 italienischen

und acht Opfern unbekannter Nationalität festgestellt werden.

 

Um mit der Gestaltung der

Begräbnisstätte beginnen zu können, wurden zunächst Gestaltungsentwürfe mit den

Botschaften diskutiert und abgestimmt sowie die für die Umsetzung der Maßnahme

notwendigen Mittel beim Landesverwaltungsamt beantragt.

 

 

 

Die Finanzierung erfolgte

aus Mitteln, die der Bund dem Land zur Anlegung, Instandsetzung und Pflege der

Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zur Verfügung gestellt hat.

 

Impressum:Ministerium für Inneres und Sport des Landes Sachsen-AnhaltVerantwortlich:Danilo WeiserPressesprecherHalberstädter Straße 2 / am "Platz des 17. Juni"39112 MagdeburgTel: (0391) 567-5504/-5514/-5516/-5517/-5377Fax: (0391) 567-5520Mail: Pressestelle@mi.sachsen-anhalt.de