Prävention Enkeltrick
Enkeltrick-Betrug und Love Scamming – Polizei warnt vor perfiden Betrugsmaschen
18.02.2025, Magdeburg – 020/2025
- Ministerium für Inneres und Sport
„Hallo, hier ist dein Enkel. Ich bin in einer Notlage und brauche dringend Geld…“ oder „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen – überweisen Sie bitte eine kleine Gebühr, um den Gewinn im Anschluss zu erhalten…“ – derartige Einleitungen von Telefonaten und Textnachrichten verbergen oft perfide Betrugsmaschen.
Wegen der hohen Zahlen im Bereich der Enkeltrickdelikte in den vergangenen Jahren hat die Landespolizei Sachsen-Anhalt ihre Präventionsarbeit intensiviert. Neben der Aufklärung und Sensibilisierung über aktuelle Betrugsmaschen auf den Social-Media-Kanälen der Landespolizei beteiligt sich das Landeskriminalamt seit 2023 an den sogenannten Aktions-Wochen des Landeskriminalamtes Berlin zu den Phänomen Schockanrufe und Enkeltrick.
Die Ermittlungs- und Präventionsmaßnahmen scheinen erste Wirkung zu zeigen: Die Polizeiliche Kriminalstatistik weist bei den sogenannten Enkeltrickdelikten in Sachsen-Anhalt einen drastischen Rückgang der Fallzahlen von 1.917 Fällen im Jahr 2023 auf 463 Fälle im Jahr 2024 auf. Das ist eine Reduzierung um fast 76 Prozent und damit der niedrigste Wert seit 2020. Der finanzielle Schaden ist ebenso auf insgesamt 959.034 Euro gesunken; das stellt ein Rückgang um rund 60 Prozent dar.
Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: „Die Täter passen ihre Methoden ständig an, um Menschen um ihr Geld zu bringen. Trotz des Rückgangs der Fallzahlen bleibt der finanzielle Schaden enorm. Es ist daher entscheidend, wachsam zu bleiben und verdächtige Anrufe oder Nachrichten sofort zu hinterfragen.“
Oftmals agieren die Täter aus dem Ausland, nutzen mehrere Telefonanschlüsse parallel oder verwenden auch auf arglistige Art und Weise die künstliche Intelligenz (KI). Mittels Deepfakes (also verfälschte, aber realistisch wirkende Medieninhalte wie Fotos, Audios oder Videos) versuchen sie die Echtheit des Anrufers vorzutäuschen. Die Ermittlungen in diesem Zusammenhang sind demzufolge sehr aufwendig und umfangreich, insbesondere bei Bezügen ins Ausland und mit wenigen Ermittlungsansätzen. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 472 Geschädigte registriert (2023: 1.969) – davon 281 Frauen und 191 Männer, wobei fortwährend vor allem Menschen ab 71 Jahren in fast 60 Prozent aller Fälle betroffen waren (2024: 277 Fälle; 2023: 897 Fälle).
Um sich vor dem Enkeltrick zu schützen, gibt die Polizei folgende Tipps:
- Seien Sie misstrauisch, wenn Sie von einem unbekannten Anrufer oder von einem Verwandten oder Freund, der sich lange nicht gemeldet hat, angesprochen werden.
- Raten Sie nicht, wer anruft, sondern fordern Sie den Anrufer grundsätzlich dazu auf, seinen Namen selbst zu nennen.
- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.
- Äußern Sie sich am Telefon niemals zur Vermögenssituation.
- Fragen Sie nach einem Beweis, dass die Person wirklich die ist, die sie vorgibt zu sein.
- Rufen Sie den angeblichen Verwandten unter einer Ihnen bekannten Nummer zurück.
- Informieren Sie unverzüglich die Polizei unter 110, wenn Ihnen ein Anruf verdächtig vorkommt oder sie Opfer geworden sind.
Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: „Betrüger agieren immer raffinierter und setzen ihre Opfer gezielt unter Druck. Sie nutzen Gefühle wie Angst, Hilfsbereitschaft oder den Wunsch nach finanzieller Sicherheit aus. Besonders ältere Menschen werden Opfer dieser skrupellosen Maschen. Seien Sie misstrauisch, wenn Ihnen am Telefon plötzlich ein Verwandter oder Bekannter eine finanzielle Notlage schildert oder Ihnen eine vermeintliche Geldsumme verspricht. Trotz des Rückgangs der Fallzahlen bleibt der finanzielle Schaden erheblich. Deshalb rate ich Ihnen: Überweisen Sie niemals Geld an Personen, die Sie ausschließlich online oder telefonisch kennen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und holen Sie sich Rat, wenn Sie unsicher sind.“
In Sachsen-Anhalt gewinnt zunehmend eine andere Form des Betrugs, das sogenannte Love Scamming, an Bedeutung. Dies gilt insbesondere mit Blick auf den Schadensumfang. Beim Love Scamming geben sich Täter als potenzielle Partnerinnen oder Partner in Online-Dating-Portalen oder sozialen Netzwerken aus. Über Wochen bis hin zu Monaten bauen sie Vertrauen auf, bevor sie emotionale Notlagen vortäuschen und Geld fordern – sei es für angebliche Krankenhausrechnungen, Kreditkartenschulden oder dringende Investitionen. 2018 wurden noch 39 Fälle mit einem Gesamtschaden von 636.939 Euro registriert. Bis zum Jahr 2023 stiegen die Fallzahlen auf 81, bei denen die Betrüger 954.000 Euro erbeuteten. 2024 wurde ein erheblicher Anstieg mit 124 Fälle registriert, die einen Gesamtschaden von rund 1,64 Millionen Euro verursachten.
Innenministerin Dr. Tamara Zieschang: „Betrüger, die sich als potenzielle Partner ausgeben, nutzen gezielt die Einsamkeit und das Bedürfnis nach Zuneigung, um ihre Opfer finanziell zu schädigen. Die alarmierenden Zahlen zeigen, dass Love Scamming neben der persönlichen Enttäuschung mit erheblichen finanziellen Schäden einhergeht. Wir raten daher dringend: Seien Sie vorsichtig bei Online-Kontakten und geben Sie niemals Geld an Menschen, die Sie ausschließlich über das Internet und Telefon kennen.“
Die Polizei Sachsen-Anhalt setzt weiterhin auf Aufklärung und Prävention. Neben regelmäßigen Informationskampagnen werden Bürgerinnen und Bürger konsequent über aktuelle Betrugsmaschen informiert und erhalten konkrete Tipps, wie sie sich davor schützen können.
Weitere Informationen und Präventionshinweise gibt es auf den Internetseiten der Landespolizei Sachsen-Anhalt oder in den kriminalpolizeilichen Beratungsstellen.
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