Politisch motivierte Kriminalität
Weiterer Rückgang der Fallzahlen
12.03.2015, Magdeburg – 10
- Ministerium für Inneres und Sport
Im Jahr 2014 sind in Sachsen-Anhalt 1.734
politisch motivierte Straftaten registriert worden. Das sind 102 Delikte
weniger als im Jahr 2013. Die Aufklärungsquote konnte mit 50,3 Prozent
gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozentpunkte gesteigert werden, was dem höchsten
Wert seit sieben Jahren entspricht.
Innenminister Holger Stahlknecht: ?Die Anzahl
der Straftaten ist das vierte Jahr in Folge rückläufig. Das ist insgesamt eine
positive Entwicklung und zeigt, dass wir im Kampf gegen extremistische
Straftaten den richtigen Weg eingeschlagen haben. Den wollen wir weitergehen.?
Der rückläufige Trend erstreckt sich sowohl
auf das rechte als auch auf das linke Spektrum. Im Bereich der rechtsmotivierten
Delikte sind 1.261 Straftaten und damit 78 weniger verübt worden als im Jahr
2013. Die Anzahl der linksmotivierten Delikte ist um 71 Taten von 323 im Jahr 2013
auf aktuell 252 gesunken.
Einen Anstieg um 44 auf 169 Taten gab es im
Bereich der politisch motivierten Delikte, die keinem Spektrum zuzuordnen
sind.
Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Taten
wie Sachbeschädigung und Diebstahl von Wahlplakaten, die insbesondere im
Zusammenhang mit den im Jahr 2014 stattgefundenen Kommunal- und Europawahlen
registriert worden sind.
Schwerpunkt bleiben nach wie vor die links- und
die rechtsmotivierten Straftaten, die in ihrer Summe fast 90 Prozent des
Gesamtaufkommens der politisch motivierten Kriminalität ausmachen.
Im Bereich der rechtsmotivierten Straftaten
dominieren mit 930 Delikten (73,8 Prozent) klar die Propagandastraftaten. Dazu
gehören unter anderem Schmierereien verfassungsfeindlicher Symbole,
öffentlichkeitswirksame Parolen, wie ?Heil Hitler? oder das Abspielen von Tonträgern
mit rechtsextremistischen Inhalten.
Ohne die Einbeziehung der Propagandadelikte
entfallen 331 politisch motivierte Straftaten auf den Phänomenbereich rechts,
und 245 Taten auf den Phänomenbereich links.
Im Focus linksmotivierter Straftaten steht
vor allem die anlassbezogene Auseinandersetzung mit den öffentliche
Veranstaltungen
absichernden Polizeibeamten und Anhängern des
vermeintlich politischen Gegners. Hierbei werden in erster Linie
Sachbeschädigungen (118 Taten) und Körperverletzungen (24 Taten) begangen.
Während bei den rechtsmotivierten Gewaltstraftaten
ein weiterer Rückgang von 71 Delikten im Jahr 2013 auf 47 Delikte im Jahr 2014 feststellbar
ist, sind die Gewaltstraftaten mit linker Tatmotivation von 63 Taten im Jahr
2013 auf 72 Taten im Jahr 2014 gestiegen.
Damit sind in Sachsen-Anhalt 2014 erstmals
mehr linksmotivierte als rechtsmotivierte Gewaltdelikte registriert worden.
Insgesamt ist die Zahl der Gewaltstraftaten
mit 128 registrierten Delikten gegenüber dem Jahr 2013 mit seinerzeit 140
Delikten weiter rückläufig.
Dagegen sind abermals fremdenfeindliche und
antisemitische Straftaten angestiegen. Bei den fremdenfeindlichen Taten -
hierunter sind Handlungen zu verstehen, die sich gegen Menschen aufgrund ihrer
Nationalität, Hautfarbe, Herkunft oder Weltanschauung richten - stieg die
Fallzahl von 222 Delikten im Jahr 2013 auf 255 im vergangenen Jahr. Im Bereich
der antisemitischen Taten stieg die Zahl von 70 auf 74 Delikte.
Fremdenfeindliche und antisemitische Delikte
äußern sich in Taten wie Volksverhetzung (83 Straftaten), Propagandastraftaten
(67 Straftaten) und Körperverletzungen (18 Straftaten).
Ebenfalls
angestiegen ist die Anzahl der Straftaten, die sich gegen Staat und Polizei
richten. Gegenüber dem Jahr 2013 ist die
Anzahl der Delikte von 298 auf 322 gestiegen. Besonders deutlich fällt der
Anstieg im Bereich der Widerstandsdelikte aus. Waren im Jahr 2013 insgesamt 15
dieser Delikte erfasst worden, stieg die Fallzahl auf 58 Taten. 24
Widerstandsdelikte sind dabei dem rechtsmotivierten Spektrum zuzuordnen, 31
Widerstände dem linken Spektrum.
Weitere
Daten
Tatverdächtige
Im Jahr
2014 wurden 1.025 Tatverdächtige ermittelt. 359 Personen und damit etwas mehr
als Drittel der Täter war zum Tatzeitpunkt jünger als 21 Jahre alt und sind dem
Bereich der Jungtatverdächtigen zuzuordnen.
Noch im
Jahr 2011 war nahezu die Hälfte aller Tatverdächtigen (49,6 Prozent) dieser
Altersgruppe zugehörig, was bedeutet, dass es über diesen Zeitraum hinweg
mittlerweile zu einer Verschiebung in der Altersstruktur der Tatverdächtigen
gekommen ist.
Kriminalitätsbelastung
Eine Kennziffer bei der Bewertung der
Kriminalitätsbelastung einer Region und deren Bevölkerung ist die
Häufigkeitszahl, also die Anzahl der Straftaten bezogen auf 100.000 Einwohner.
In Sachsen-Anhalt wurden im Jahr 2014
durchschnittlich etwa 77 politisch motivierte Straftaten bezogen auf 100.000
Einwohner registriert. Im Jahr 2013 waren es 81 Straftaten. Dabei ergibt die
Auswertung nach Landkreisen und kreisfreien Städten ein differenziertes Bild.
Mit 123 und
121 politisch motivierten Straftaten liegt die Kriminalitätsbelastung in
Magdeburg und im Landkreis Jerichower Land deutlich über dem
Landesdurchschnitt. Dies resultiert wiederum aus höheren Fallzahlen im Deliktsbereich der Sachbeschädigungen und
Propagandastraftaten
Mit 36 registrierten Straftaten je 100.000
Einwohner weist der Landkreis Harz den geringsten Wert im Land auf.
Staatsschutzkriminalität ohne explizite politische
Motivation
Im Bereich der Staatsschutzkriminalität ohne
explizite politische Motivation (STOEPM) ist die Anzahl der Fälle im Jahr 2014 mit
43 erfassten Delikten (2013: 45 Delikte) erneut rückläufig. Damit werden
lediglich 2,5 Prozent aller Straftaten diesem Bereich zugerechnet. In den
letzten Jahren lag der Bundesdurchschnitt weit darüber - nämlich bei etwa neun
Prozent.
Das zeigt, dass Sachsen-Anhalt bei der
Zuordnung in diesen Bereich sehr restriktiv verfährt. Hier wurden
ausschließlich Propagandastraftaten zugeordnet, wenn konkrete Anhaltspunkte
eine politische Motivation ausschlossen, zum Beispiel Straftaten von Kindern.
Politisch motivierte Ausländerkriminalität
Politisch motivierte
Ausländerkriminalität beschreibt nicht die Gesamtheit der Straftaten, die durch
nichtdeutsche Tatverdächtige begangen werden. Vielmehr muss die durch die
nichtdeutsche Herkunft geprägte politisch motivierte Einstellung des Täters
entscheidend für die Tatbegehung sein. Beispiele dafür sind Straftaten mit
religiösem Hintergrund oder die Unterstützung von verbotenen ausländischen
Organisationen. Mit nur insgesamt neun Delikten (2013: vier) spielt die Zahl
der politisch motivierten Ausländerkriminalität auch im Jahr 2014 eine nur
untergeordnete Rolle.
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