Staatssekretär Erben spricht auf der
Gedenkveranstaltung zum 64. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge
17.04.2009, Magdeburg – 108
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 108/09
Ministerium des Innern -
Pressemitteilung Nr.: 108/09
Magdeburg, den 19. April 2009
Staatssekretär Erben spricht auf der
Gedenkveranstaltung zum 64. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge
Anlässlich
des 64. Jahrestages der Befreiung durch Einheiten der 8. amerikanischen
Panzerdivision am 11. April 1945 fand am heutigen Sonntag in der Gedenkstätte
des Konzentrationslagers Langenstein-Zwieberge eine Gedenkveranstaltung statt.
In seiner Rede sprach der
Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt und Staatssekretär
im Innenministerium Rüdiger Erben (SPD) von ¿Bildern des Grauens und des
Schreckens, die die Befreier der US-Armee am
11. April 1945 in Langenstein-Zwieberge vorfanden¿.
Erben würdigte insbesondere das damalige Verhalten der Bürgerinnen und Bürger
der Region und nannte in diesem Zusammenhang die Langensteinerin Elisabeth Abel
und den evangelischen Pfarrer Konrad Hager, die als Erste Kontakt zu dem
amerikanischen Befehlshaber aufnahmen und sich in langen Gesprächen auf ein
gemeinsames Vorgehen, bei dem die Rettung der gerade befreiten und
schwerkranken Menschen an oberster Stelle stand, einigten.
Erben: ¿Die Langensteiner halfen, in dem sie Nahrung und saubere Kleidung zur
Verfügung stellten. Alle männlichen Bürger, die kräftig genug waren, wurden
nach Zwieberge beordert, um den noch Lebenden zu helfen und um die Toten zu
bestatten.¿
In seiner Rede führte der Innenstaatssekretär auch zur Geschichte der
Gedenkstätte aus und bekräftigte wiederholt seine Zusage, die Neugestaltung des
Mahnmals zu unterstützen. Als Fortschritt bewertete er, dass bereits die ersten
sechs Namenstafeln der Opfer des KZ, die in sechs Massengräbern ruhen,
angefertigt worden sind.
Die an den Gräbern ausgelegten Tafeln mit Namen und Lebensdaten ermordeter
Häftlinge hält Rüdiger Erben für einen wichtigen Schritt, um der heutigen
Generation das Geschehen vor 64 Jahren in das Gedächtnis zu rufen, mahnt aber
gleichzeitig an: ¿Tafeln mit den Namen der Todesopfer allein reichen nicht, um
die Verbrechen der Nazis zu begreifen, deren Ausmaß und den Bruch mit der
Zivilisation, der von den Nationalsozialisten und ihren Mitläufern begangen
wurde, zu verstehen. Dazu ist eine Vertiefung der ersten Erfahrung, ein Lernen
historischer Fakten und Zusammenhänge, eine Auseinandersetzung und Anwendung
des Erlernten notwendig.¿
Erben
weiter: ¿Der Tod von Millionen, das Leid der Überlebenden, die Qualen der Opfer
- sie begründen unseren Auftrag, eine bessere Zukunft zu schaffen.
Vergangenheit können wir weder ungeschehen machen, noch wirklich bewältigen.
Aber aus der Geschichte, aus der Zeit der tiefsten Schande unseres Landes, können
wir wohl lernen: Wir, die Nachgeborenen, die Vertreter eines anderen, eines demokratischen
Deutschlands, wir wollen und wir werden nicht zulassen, dass Unrecht und
Gewalt, dass Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in unserem Land
jemals wieder eine Chance bekommen. Alte wie neue Nazis dürfen nie wieder auch
nur einen Fußbreit Raum in unserer Gesellschaft erlangen.
Die Demokraten müssen zusammenfinden und die NPD in ein neues Verbotsverfahren
treiben. Sachsen-Anhalt wird das weiterhin und mit großer Beharrlichkeit
voranbringen.¿
Zugleich bekräftigte Erben
seine Forderung, dass Besuche von KZ-Gedenkstätten zum Pflichtprogramm in den
Schulen des Landes werden: ¿Das ist die beste Methode, sie gegen die Propaganda
der Rechten immun zu machen. Wo geht das besser, als am authentischen Ort? Im
letzten Jahr haben zahlreiche Schulklassen die hiesige Gedenkstätte besucht.
Das ist positiv und zeugt vom Engagement der Lehrerinnen und Lehrer in der
Region!¿
Zum Ende seiner Rede betonte der Innenstaatssekretär, dass die Unterstützung
der Gedenkstätte und ihrer Mitarbeiter durch die Überlebenden und Nachfahren
der Todesopfer unverzichtbar sei und dankte in diesem Zusammenhang den
ehemaligen Gefangenen des KZ Langenstein-Zwieberge und ihren Hinterbliebenen,
die mit ihren Recherchen in Archiven und Dokumenten, mit Fotos oder durch
geduldige Auskünfte diese Arbeit so wertvoll unterstützen.
Hintergrund
Die heutige Veranstaltung ist
Bestandteil der ¿Tage der Begegnung 2009¿, die vom 16. bis 20. April
stattfinden. Zu den erwarteten Gästen gehören ehemalige Häftlinge aus drei
Ländern. Ebenso erwartet wurden Hinterbliebene von Todesopfern des KZ Langenstein-Zwieberge
und Angehörige ehemaliger Häftlinge aus weiteren fünf Ländern als Gäste der
Gedenkstätte und des Fördervereins für die Gedenkstätte.
So hatten bereits am Freitag Schüler des Käthe-Kollwitz-Gymnasiums Halberstadt
die Möglichkeit mit ehemaligen Häftlingen ins Gespräch zu kommen und über den
Abschluss des Projektes ¿Wir nehmen Euch an die Hand¿ zu berichten.
Schüler der 12. Klasse hatten im Rahmen dieser Aktion kleinere Gruppen von
Schülern der 5. Klassen durch die Gedenkstätte und das ehemalige Lager geführt.
Die Gedenkstätte erinnert an die mehr als 4.000 Opfer des Außenkommandos des KZ
Buchenwald mit dem Decknamen "Malachit".
Durch eine Verwaltungsvereinbarung zwischen dem Land Sachsen-Anhalt und dem
Landkreis Halberstadt ist die Trägerschaft über die Gedenkstätte
Langenstein-Zwieberge mit Wirkung vom 01.01.1994 auf das Land übergegangen.
Vor allem von Seiten der Opfer- und Häftlingsverbände wurde mit Nachdruck gefordert,
einen originalen Teil des Stollens in die Gedenkstätte einzubeziehen und der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wegen der immensen Kosten war ein auch nur
teilweiser Stollenausbau bisher nicht zu realisieren. Um aber dennoch die
Untertageanlage in das pädagogische Konzept der Gedenkstätte einzubeziehen,
wurde ein Konzept entwickelt und realisiert, das den "Leidensweg der
Häftlinge" rekonstruiert und mit einer kleinen Ausstellung am Mundloch A
endet und von dort aus den Besuchern der Gedenkstätte einen Blick von außen in
die Untertageanlage ermöglicht. Informationstafeln erläutern den Besuchern die
historischen Hintergründe. Anlässlich der "Zwieberger Gespräche" am
Jahrestag der Befreiung des Lagers (11. April 1945) konnten 1998 die
Ausstellung am Stolleneingang und die Zuwegung der Öffentlichkeit vorgestellt
werden.
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