Rede von Innenminister Klaus Jeziorsky
anlässlich des 5. Landesdelegiertentages der Deutschen Polizeigewerkschaft am 26./27. Oktober 2005 in Halberstadt
27.10.2005, Magdeburg – 150
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 150/05
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 150/05
Magdeburg, den 27. Oktober 2005
Rede von Innenminister Klaus Jeziorsky
anlässlich des 5. Landesdelegiertentages der Deutschen Polizeigewerkschaft am 26./27. Oktober 2005 in Halberstadt
- ¿Keine finanziellen Kürzungen auf Kosten der Inneren Sicherheit¿
Anrede,
herzlichen Dank für die Einladung.
Ich bin gern nach Halberstadt gekommen, um mit Ihnen über Themen der Inneren
Sicherheit sprechen zu können.
Das Motto Ihres Delegiertentages
¿ Keine finanziellen Kürzungen auf Kosten der
Inneren Sicherheit¿ ist gut gewählt. Es verweist indirekt auf die
bedrohliche Haushaltssituation und den Zwang, den weiteren Anstieg der
Staatsverschuldung zu stoppen. Ihr Leitspruch unterstreicht aber auch die
erhebliche Bedeutung der inneren Sicherheit für unser Gemeinwesen. Und
schließlich fordern Sie mit Ihrem Motto, dass das Ausgabevolumen unseres Landes
nicht in der Form gekürzt wird, dass es zu Lasten der Inneren Sicherheit geht.
Anrede,
gestatten Sie mir zunächst
einige Hinweise zur Schuldenlast, die uns alle bedrückt, die politische
Spielräume einschränkt und Ihre Arbeit erschwert, die Sie neben Ihrem Dienst
freiwillig als Interessenvertreter Ihrer Kolleginnen und Kollegen übernommen
haben. Der Bund der Steuerzahler hat kürzlich eine beeindruckende Rechnung zum
Abbau der Staatsschulden Deutschlands veröffentlicht. Um den Schuldenberg von
über 1,45 Billionen Euro ohne neue Schuldenaufnahme abzubauen, sei 122 Jahre
lang jeden Monat 1 Milliarde Euro Tilgung erforderlich. Derzeit steige der
Schuldenberg jedoch pro Stunde um ca. 6 Millionen Euro. Unstreitig müssen also
die Staatsausgaben gekürzt werden. Es geht also nicht um das Ob dieser
Kürzungen, sondern um das Wie. Und dabei verlangen ¿ neben der Inneren
Sicherheit ¿ auch andere politische Themen Ihr Recht.
Die Bertelsmann-Stiftung hat
kürzlich die Studie ¿Die Bundesländer im Standortwettbewerb 2005¿ vorgelegt.
Gegenstand dieser Studie ist ein umfassender Vergleich der 16 deutschen Länder.
Kern der Analyse ist der
Erfolgsindex, in dem die Entwicklung der einzelnen Bundesländer in den
Bereichen Einkommen, Beschäftigung und Sicherheit vergleichend bewertet wird.
Ein Ergebnis dieser nach 2001 und 2003 dritten Studie ist, dass den größten
Sprung nach vorn Sachsen-Anhalt geschafft
hat ¿ und zwar vom letzten auf den 13. Platz. Ich will diese Studie
nicht übergewichten; und obwohl der inneren Sicherheit in dieser Studie kein
vorrangiges Gewicht beigemessen wird, habe ich sie angesprochen, weil sie den
Zusammenhang z.B. der Faktoren Einkommen, Beschäftigung und Sicherheit aufzeigt
und verdeutlicht, dass bei den politischen Entscheidungen zur
Haushaltskonsolidierung verschiedene gewichtige Interessen zu berücksichtigen
sind, die neben der Inneren Sicherheit für das Gemeinwohl erhebliche Bedeutung
haben.
Anrede,
wir können heute feststellen,
dass die Polizei unseres Landes trotz der Sparmaßnahmen erfolgreicher geworden
ist, dass sie ihren Beitrag zur inneren Sicherheit gesteigert hat. Worauf,
meine sehr geehrten Damen und Herren, ist diese verbesserte Leistungsbilanz
zurückzuführen? Sie ist zunächst erreicht worden, durch die hohe
Leistungsbereitschaft unserer Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten, die mit
großer Ausdauer für die Menschen unseres Landes ihren Dienst verrichten. Der
Leistungsfortschritt ist aber auch bewirkt worden, weil wir die
Leistungsfähigkeit unserer Polizei gesteigert haben: z. B. durch eine
Strukturreform, die Entwicklung und Umsetzung eines Personalkonzepts, die
Optimierung der Ausstattung mit Führungs- und Einsatzmitteln sowie durch
zusätzliche Befugnisse der Polizei, die der heutigen Sicherheitslage
entsprechen.
Diese Schritte haben Sie mit
einer bewundernswerten Stetigkeit und Fähigkeit zur konstruktiven Kritik
begleitet. Dabei sind Sie nicht nur energisch für die beruflichen Interessen
Ihrer Mitglieder eingetreten, sondern auch für Bemühungen, die Menschen unseres
Landes wirksamer vor Gefahren zu schützen. Ich erinnere mich noch gut an die
sachkundigen Anregungen der DPolG, mit denen im Frühjahr 2003 die Diskussion
zur Änderung des Polizeigesetzes unterstützt haben. Für all dies - ich möchte es auch an dieser Stelle sagen ¿ bin ich Ihnen sehr
dankbar.
Anrede,
lassen Sie mich etwas zur
Leistungsbilanz unserer Polizei sagen, bevor ich auf die Maßnahmen zur
Verbesserung der Leistungsfähigkeit eingehe.
Sie wissen, dass die
Leistungsbilanz der Polizei eines Landes zumeist eine sehr grobe Darstellung
vorwiegend statistischer Daten ist. Und sie wissen als Insider besser als ich,
dass eine solche Leistungsbilanz nicht ausreichend zeigt, was unsere
Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten im täglichen Dienst wirklich
leisten: teilweise in lebensbedrohlichen Situationen, bei der Aufklärung
grausamer Verbrechen, bei gewalttätigen Auseinandersetzungen, bei der
Verkehrsüberwachung, bei schweren Unglücksfällen, Katastrophenlagen usw.
Gleichwohl: Die Menschen unseres Landes haben einen Anspruch auf eine solche
Bilanz, ein Recht auf die Beantwortung der Frage, ob ihre Polizei erfolgreich
arbeitet. Diese Frage ¿ meine sehr geehrten Damen und Herren ¿ können wir
uneingeschränkt mit Ja beantworten, und wir brauchen den Vergleich mit anderen
Ländern nicht zu scheuen. Ich will dies mit einigen Beispielen belegen:
-
Nach der
Kriminalstatistik sind in Sachsen-Anhalt in der Zeit von 2002 bis 2004 die
Straftaten zurückgegangen (um 3,2 %); die Aufklärungsquote ist hier im gleichen
Zeitraum angestiegen (von 55 auf 57,4 %). Diese Quote liegt bei einem
bundesweiten Vergleich im oberen Drittel.
-
Neben der hohen
Aufklärungsquote hat die Aufklärungsarbeit in einer Reihe spektakulärer Fälle
bundesweite Anerkennung gefunden. Ich erinnere an die Aufklärung eines
abscheulichen Verbrechens, das die Öffentlichkeit stark bewegt hat: der Mord an
der jungen Anja Blum vor wenigen Monaten. Die Aufklärung gelang über einen DNA
¿ Vergleich. Durch einen DNA ¿ Vergleich ist in diesem Jahr eine ebenso
erschütternde Tat ¿ die bereits zehn Jahre zurück lag - geklärt worden: der
Mord an der kleinen Maria Juhl. In der Presse können Sie derzeit die Berichte
über die Gerichtsverhandlung gegen einen Mann (genannt ¿Marcy¿) verfolgen, der
ein weltweites Netz mit Kinderpornographie gegründet und maßgeblich betrieben
hat. Die Ermittlungen hierzu, die sich über den gesamten Globus auf 146 Staaten
erstreckten und zu vielen erfolgreichen Zugriffen führten, hatten ihren
Ausgangspunkt in Magdeburg. Dieser Fall zeigt, welche Herausforderungen auf die
Polizei bei der Verbrechensbekämpfung zukommen.
Die Kriminalprävention ist
intensiviert worden ¿ auch mit dem Ziel einer besseren Zusammenarbeit mit den Kommunen.
Derzeit wird der Opferschutz verbessert durch ein Maßnahmenpaket im
Zusammenhang mit dem sogenannten Stalking und Gewalt in engen sozialen
Beziehungen.
Positiv ist auch die
Leistungsbilanz bei der Verkehrsunfallbekämpfung und der Verkehrsüberwachung.
2004 waren z.B. 745 Unfälle mit Personenschaden weniger zu verzeichnen als
2003. Dies entspricht einem Rückgang von 6,7 %. Im gleichen Zeitraum
verringerte sich die Zahl der im Straßenverkehr Getöteten um 3,7 % und die der
Schwerverletzten um 15,3 %.
-
Unsere Polizei brachte
im Jahr 2004 ca. 32 000 Verkehrsstraftaten zur Anzeige und ahndete fast 650 000
Verkehrsordnungswidrigkeiten. In ca. 14 000 Fällen wurde ein Fahrverbot
ausgesprochen. Zur Verkehrssicherheitsarbeit gab es etwa 14 000 Veranstaltungen
bzw. Aktionen mit über 345 000 Teilnehmern aus den verschiedensten Zielgruppen.
-
Es ist eine
Landeseinsatzkonzeption entwickelt worden zur Gewährleistung der Sicherheit in
Sachsen-Anhalt während der Fußballweltmeisterschaft 2006. Die
Praxistauglichkeit dieser Konzeption ist mit guten Ergebnissen beim
Confederations - Cup 2005 getestet worden.
-
Unsere Polizei hat in
den letzten Jahren schwierige Einsatzlagen innerhalb und außerhalb unseres
Landes erfolgreich gemeistert: Sie hat z.B. als Geburtstagsfeiern getarnte
Skinheadkonzerte und andere Veranstaltungen extremistischer Gruppierungen wirksam verhindert.
-
Bei der
Hochwasserkatastrophe im Sommer 2002, beim Weltjugendtag in Köln oder bei
Castor-Transporten hat unsere Polizei eine hervorragende Arbeit geleistet und
ihren hohen Einsatzwert bewiesen.
Aus den Kontingenten der
internationalen Missionen sind Polizeibeamte des Landes Sachsen-Anhalt nicht
mehr wegzudenken. Ob im Kosovo oder in Bosnien-Herzegowina, in Afghanistan, in
Georgien oder bei der Identifizierung der Opfer der Tsunami-Katastrophe:
überall dort erbringen unsere Beamtinnen und Beamten unter schwierigsten
Bedingungen dauerhaft ausgezeichnete Leistungen ¿ auch wenn sie persönlich
höchsten Gefahren ausgesetzt sind. Erst vor wenigen Tagen habe ich eine Polizeibeamtin
in den Sudan verabschiedet, wo sie gemeinsam mit Kollegen aus anderen Ländern
sudanesische Polizisten ausbilden wird.
Anrede,
die von mir genannten Beispiele
belegen sehr deutlich, dass die Polizei ihre Leistungen verbessert hat, trotz
ihres Beitrages zur Haushaltskonsolidierung. Haushaltskonsolidierung führt also
auch im öffentlichen Dienst nicht zwangsläufig zu weniger Leistung. Im
Gegenteil: Die Leistung kann bei Minderung der Ausgaben gesteigert werden, wenn
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut motiviert sind ¿ dies ist der Fall ¿
und wenn ihre Möglichkeiten zu einer wirksamen Aufgabenerfüllung oder ¿ mit
anderen Worten ¿ wenn die Voraussetzungen für eine leistungsfähige Polizei
verbessert werden. Dies ist keine einfache Aufgabe; viele haben dafür
uneigennützig und hart gearbeitet. Und diese Arbeit verdient hohen Respekt.
Anrede,
welche einzelnen Maßnahmen waren
es nun, die uns vorangebracht haben?
Auch hierzu will ich einige
Beispiele nennen:
Zunächst zu den gesetzlichen
Vorschriften ¿ nur kurz, weil ich hier im Kreis von Fachleuten bin: Auf
Initiative der Landesregierung hat der Landtag im Sommer 2003 mit einer
Änderung des SOG LSA eine Reihe von Regelungen zu wirksamen Gefahrenabwehr
beschlossen. Nunmehr ist klargestellt, dass die Polizei im Rahmen der
Gefahrenabwehr auch für die Verfolgung künftiger Straftaten vorzusorgen hat.
Zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität wurde der
Anwendungsbereich der Vorschrift zu lagebildabhängigen Kontrollen auf Autohöfe
und die Straßenverbindungen zwischen Autobahnen und Autohöfen ausgedehnt. Die
präventiv-polizeiliche Rasterfahndung ist an die aktuellen Erfordernisse der
Verbrechensbekämpfung angepasst worden. Bei der Befugnis zur erweiterten
Platzverweisung ist die Beschränkung auf bestimmte Katalogstraftaten sowie die
Befristung auf 4 bzw. 14 Tage aufgehoben worden und gegenüber potenziellen
Straftätern kann nun ein Platzverweis für die Dauer von bis zu 12 Monaten
ausgesprochen werden. Für Fälle häuslicher Gewalt wurde das Wegweisungsrecht
gesetzlich ausdrücklich festgeschrieben.
Anrede,
was haben wir organisatorisch
verbessert? Die polizeiliche Organisation ist in vielen Bereichen verändert und
den heutigen Bedürfnissen angepasst worden:
Es gibt heute nur noch ein
Polizeirevier pro Landkreis. Weitere im Landkreis befindliche Polizeireviere
wurden in Polizeikommissariate umgewandelt und den örtlich zuständigen
Polizeirevieren unterstellt. Die ¿Kleinstpolizeistationen¿ wurden aufgelöst und
in personal- und leistungsstarke Revierstationen überführt. Präsenzaufgaben
können nun verstärkt wahrgenommen, bei Bedarf auch Kriminalbeamte zum Einsatz
gebracht werden.
Für die
Bereitschaftspolizei wurde Anfang 2004
die Änderung des Verwaltungsabkommen mit dem Bund unterzeichnet. Die
Solleinsatzstärke ist wie vereinbart auf 480 Vollzugsbeamtinnen und ¿beamte
reduziert worden. Mit der Konzentration der Bereitschaftspolizei am Standort in
Magdeburg ist dafür gesorgt, dass der Einsatzwert gestiegen ist und der interne
Verwaltungsaufwand reduziert werden konnte.
Im
Landeskriminalamt sind aus sechs Abteilungen fünf und aus 27 Dezernaten 16
gebildet worden; sachlich zusammenhängende Aufgabenbereiche wurden konzentriert
und zusammengelegt. Das SEK ist aus der Polizeidirektion Magdeburg herausgelöst
und zum 01.01.2005 dem Landeskriminalamt zugeordnet worden. Die Zusammenfassung
der Spezialeinheiten unter einem Dach schafft Optimierungspotenziale bei der
Bekämpfung der Schwerstkriminalität.
Im
Technischen Polizeiamt sind die Aufgaben der vier Abteilungen und 18 Dezernate
in drei Abteilungen und 14 Dezernaten gebündelt worden.
Am 14. Februar dieses Jahres
ging das elektronische Polizeirevier in den Echtbetrieb. Damit waren wir eines
der ersten Bundesländer, das die polizeiliche Präsenz und Ansprechbarkeit auch
im Internet erhöht hat. In den ersten sechs Monaten, registrierten wir
z. B. 673 Anzeigen, 180 Hinweise, 43 Danksagungen - aber auch 47
Beschwerden. Um die Attraktivität und den Erfolg dieser Präsentation für die
verschiedenen Altersgruppen zu erhöhen, werden wir die Plattform um kinder- und
seniorenspezifische Elemente erweitern. Ich bitte Sie: werben Sie für das neue
polizeiliche Medium.
Mit der landesweiten Einführung
des Bedarfsorientierten Schichtdienstmanagements ist die Polizei im letzten
Jahr einen weiteren Schritt in Richtung zu mehr Professionalität gegangen.
Unter besserer Ausnutzung der bereits vorhandenen technischen Möglichkeiten
sowie auf Grund der Kreativität und des Engagements der Mitarbeiter hat ein
Prozess des optimierten Einsatzes der zur Verfügung stehenden polizeilichen
Ressourcen begonnen. Die nunmehr praktizierten flexiblen Dienstzeiten und
Dienststärken entsprechen besser den dienstlichen Erfordernissen; sie sollen
aber auch den Interessen der Mitarbeiter weitestgehend entgegen kommen. Ich
weiß, diesem Prozess steht eine über Jahre geübte Praxis entgegen: z. B.
die Dienstverrichtung in festen Dienstgruppen und gleichbleibende
Schichtfolgen. Ich hoffe, dass auftretende Probleme möglichst schnell und
pragmatisch gelöst werden.
Wichtig ist, dass wir nicht auf
halber Strecke stehen bleiben, sondern unser System ausbauen und ¿ wo
zweckmäßig - auf andere Dienstbereiche ausdehnen. Zum Bemühen um mehr Effizienz
und Effektivität gehört auch das Thema ¿Einzelstreifen¿. Es ist zum Teil
umstritten; für Aufregung besteht jedoch kein Anlass.
Die Polizeidirektionen Stendal
und Halle sind seit dem 01. Mai 2005 Pilotbehörden; dort wird systematisch
überprüft, ob und wie man alltägliche polizeiliche Sachverhalte durch einzeln
handelnde Polizeibeamte aufnehmen und regeln lassen kann. Das ist nichts, was
nicht auch jetzt schon in vielen Dienstbereichen praktiziert wird. Auch bisher
erledigten einzelne Polizeibeamte verschiedene Aufgaben mit geringem
Gefahrenpotential z. B.: die Kontaktbeamten und Kradstreifen, die wie
selbstverständlich zu passenden Zeiten und Anlässen allein unterwegs sind.
Ich betone es auch an dieser
Stelle, dass es nicht meine Absicht ist, im Rahmen des Projektes den generellen
Einsatz von einzeln handelnden Polizeibeamten als allgemeine Funkwagenstreife
anzuordnen, denn Einsparungsbemühungen finden ihre Grenzen dort, wo sie Gefahr
laufen, zu Lasten der Sicherheit unserer Polizeibeamten zu gehen.
Anrede,
ein wichtiges Thema auch bei der
Landespolizei ist die Unterbringung. Mir ist klar: auf diesem Gebiet sind nicht
alle Probleme gelöst. Der erforderliche Bau- und Sanierungsbedarf kann
kurzfristig nicht vollständig bewältigt werden. Aber mit einigen Beispielen will ich zeigen, was wir bisher - mit
enormer Belastung für den Landeshaushalt - erreicht haben.
In den Jahren 2003/2004 ist das
Unterbringungsproblem der Polizei in Stendal gelöst worden. Im Juni 2003 habe
ich ein neues Dienstgebäude - Investitionsaufwand ca. 7,8 Mio. Euro - für die
Bediensteten der Polizeidirektion übergeben; der Neubau für das Polizeirevier
Stendal - Investitionsaufwand ca. 2,7 Mio. Euro - konnte im August letzten
Jahres übergeben werden.
Die Zentralisierung der
Landesbereitschaftspolizei ist am 04. April dieses Jahres abgeschlossen worden
mit der Übergabe des sanierten Unterbringungskomplexes für die
2. Einsatzhundertschaft und das Landespolizeiorchester. Allein diese
Sanierung hat ca. 2,3 Mio. Euro gekostet. Am 27. April wurde das seit Jahren
bestehende Unterbringungsproblem der Polizeidirektion Halle gelöst - das neue
Dienstgebäude in der Merseburger Straße in Halle konnte seiner Bestimmung
übergeben werden. Das nach modernsten Anforderungen konzipierte Gebäude -
z. B. der Zuschnitt der
Räumlichkeiten - bieten unserer Polizei
optimale Arbeitsbedingungen. Der Investitionsaufwand betrug ca. 13 Mio. Euro.
Am 01. Juli bekam auch die
Diensthundführerschule in Pretzsch ein saniertes Unterkunftsgebäude
(Investitionsaufwand ca. 800.000 Euro). In der Diensthundführerschule stehen
nun 81 Betten in 64 Zimmern mit moderner Ausstattung zur Verfügung.
Anrede,
nun zum Thema Haushaltsmittel:
Trotz der angespannten Haushaltslage ist es für den Doppelhaushalt 2005/2006
gelungen, die Polizei mit ausreichenden Haushaltsmitteln auszustatten, obwohl
Kürzungen zu verkraften sind: bei den budgetbezogenen Sachausgaben insgesamt
für das Jahr 2005 1,25 Mio. ¿ und für das Jahr 2006 insgesamt 1,1 Mio. ¿ und
bei den Investitionen von 0,5 Mio. ¿ für 2005 und rd. 1,0 Mio. ¿ für
2006 zu. Diese Kürzungen bewirken
z. B. einen nicht unerheblichen Einschnitt in die finanzielle
Ausstattung für die Ersatzbeschaffungen ¿ sowohl beim Kauf als auch beim
Leasing - von Dienstkraftfahrzeugen. Insgesamt betrachtet kann der bestehende
Haushaltsansatz für die Jahre 2005 und 2006 aber noch als ausreichend
bezeichnet werden, um die polizeilichen Aufgaben im vollen Umfang erfüllen zu
können. Die erfolgreiche Arbeit der Polizei bestätigt dies.
Zusätzlich benötigte
Haushaltsmittel für die Erfüllung der tariflichen Vereinbarungen im Zuge der
Privatisierung von logistischen Aufgaben in der Landespolizei sind bereits beim
Finanzministerium beantragt.
Anrede,
kommen wir zur
Personalentwicklung:
Ich werte es als großen Erfolg
unserer gemeinsamen Arbeit für die Weiterentwicklung unserer Polizei, dass es
gelungen ist, die Ausgabeentwicklung bei den Personalausgaben stabil zu halten
und dennoch die dringend erforderlichen Einstellungen, Übernahmen, Aufstiege
und natürlich nicht zuletzt Beförderungen zu ermöglichen.
Das Thema ¿Beförderungen¿
spreche ich in diesem Jahr weitaus lieber an als in den beiden vergangenen
Jahren; und ich bin sehr froh darüber, dass es uns gelungen ist, den
entstandenen Beförderungsstau abzubauen. Während nach dem sogenannten
Beförderungsstop 2003 im Jahr 2004 lediglich 40 Beförderungen in der
Landespolizei vorgenommen werden konnten, waren es in diesem Jahr ¿ die
Höhergruppierungen eingerechnet - bereits 730. Davon entfielen 642 auf den
Polizeivollzug und 88 auf die Verwaltung.
Ich hoffe und erwarte natürlich,
dass dies dazu beiträgt, die nach wie vor hohe Berufsmotivation in der
Landespolizei nicht nur zu erhalten, sondern weiter zu steigern. Für die
Zukunft ¿ noch in diesem Jahr - halte ich es für möglich, dass weitere
Beförderungen ausgesprochen werden können.
Besonders wichtig ist der
Einstellungskorridor, auf dessen Grundlage jährlich 20 Anwärter für den
mittleren und 50 für den gehobenen Polizeivollzugsdienst mit Übernahmegarantie
eingestellt werden und auch die Einstellung von jährlich 2 Seiteneinsteigern
für den höheren Polizeivollzugsdienst ermöglicht wird. So ist es gelungen, seit
dem Jahr 2002 insgesamt 376 Anwärter einzustellen und 264 Aufsteiger vom
mittleren in den gehobenen Dienst zuzulassen.
Anrede,
dieser Weg kann aber erfolgreich
nur weiter beschritten werden, wenn wir in unseren gemeinsamen Bemühungen nicht
nachlassen, einen konsequenten und insbesondere sozialverträglichen Stellen-
und Personalabbau zu verfolgen. Hervorzuheben ist, dass seit 2002 530
Altersteilzeitanträge von Polizeivollzugsbeamten genehmigt wurden. Und
erwähnenswert ist auch, dass wir den Justizvollzug voraussichtlich mit 53
Beamten unterstützen können. Zum 01. Oktober sind die ersten 19 Beamten
versetzt worden. In der Polizeiverwaltung konnten seit 2002 insgesamt 539 Altersteilzeitverträge
abgeschlossen werden, 116 Arbeitnehmer nutzten die Abfindungsregelungen und 62
wurden in andere Geschäftsbereiche versetzt.
Anrede,
auch hier will ich sehr deutlich
sagen, dass es ohne diese Maßnahmen nicht möglich wäre, die Entwicklung der
Personalausgaben stabil zu halten und dann sämtliche personalwirtschaftliche
Maßnahmen wie Einstellungen, Übernahmen, Aufstiege und insbesondere auch
Beförderungen ausgeschlossen wären.
Wir sind hier auf dem richtigen
Weg und dürfen in Anbetracht der vielen
neuen Herausforderungen an die Polizei nicht nachlassen, kontinuierlich für den
erforderlichen Stellenabbau ohne Abstriche bei der Leistungsfähigkeit zu
sorgen.
Anrede,
sehr oft werde ich auf die
finanziellen Mittel für die technische Ausstattung der Polizei angesprochen.
Hier muss ich etwas voranstellen: Die Polizei unseres Bundeslandes verfügt
heute über eine technische Ausstattung, die sich keineswegs hinter der anderer
Bundesländer verstecken muss.
Alle Polizeidienststellen sind
mit moderner Technik bedarfsgerecht ausgerüstet. Der gesamte Ausstattungsbedarf
der Polizei wird ständig im Rahmen der zur Verfügung stehenden finanziellen
Mittel mit entsprechender Prioritätenfestlegung auf dem neuesten Stand
gehalten, ergänzt und fortgeschrieben. So sind zum Beispiel die
Polizeidienststellen mit einer ausreichenden Zahl an Einsatzfahrzeugen
ausgestattet. Bei 1.950 Kraftfahrzeugen bedeutet dies, dass für jeweils vier
Polizeivollzugsbeamte ein Polizeidienstfahrzeug zur Verfügung steht.
Entgegen oft propagierter
Auffassungen hat unsere Polizei
insgesamt keinen veralteten Fuhrpark. Im Rahmen der ständigen
Ersatzbeschaffungen werden die unwirtschaftlich gewordenen Fahrzeuge durch neue
ersetzt. Fahrzeuge mit teurer
Spezialtechnik und geringer Laufleistung können selbstverständlich älter als der Durchschnitt sein. Mit dem
wirtschaftlichen Schritt zum Fahrzeug-Leasing für Polizeieinsatzfahrzeuge wurde
in den vergangenen zwei Jahren erreicht, dass zum Einen der Haushalt durch
geringere Investitionen entlastet wird und zum Anderen durch die Kürze der
Laufzeit stets die neusten Fahrzeuge
eingesetzt werden können.
Auch auf dem Gebiet der
Körperschutzausstattung konnte der vorhandene Ausstattungsgrad weiter erhöht
werden. Die veraltete Oberkörperschlagschutzausstattung wurde durch neue
Oberkörperschlag- und ¿stichschutzausstattungen ersetzt. Als Ergänzung zu
dieser hochwertigen Ausrüstung sind
2004 890 Wetterschutzanzüge beschafft und
in diesem Jahr weitere 430 Wetterschutzanzüge bestellt worden. Mit
dieser Ergänzung wird ein weiterer Schritt zur vollständigen Mann- (und
natürlich auch Frau-) Ausstattung in den Einsatzhundertschaften erreicht. Somit
werden bis zum Jahresende 2005 erstmalig alle Einsatzkräfte in den
Hundertschaften der Landeseinsatzorganisation Elbe mit Witterungsschutz versorgt sein. Jede Polizeidirektion verfügt
dann über je 140 und die Bereitschaftspolizeiabteilung über insgesamt 480
Stück Witterungsschutz. Darüber hinaus werden die Einsatzkräfte der
Landeseinsatzorganisation mit einem sogenannten Equipmentsystem ausgestattet:
bestehend aus einem Ober- und Untergürtel, einem Einsatzmehrzweckstock ¿leicht¿
und dem dazugehörenden Holster sowie einem Umbausteg für die bereits
vorhandenen Handfesseln mit Holster. Ein entsprechendes Sekundärsicherungsholster
für die Dienstpistole wird im Rahmen der Ersatzbeschaffung diese Ausstattung komplettieren. Damit
werden den Beamtinnen und Beamten weitere Führungs- und Einsatzmittel als
persönliche Ausstattung bereitgestellt, die eine ordnungsgemäße Eigensicherung
gewährleistet. Die weitere Ausrüstung des polizeilichen Einzeldienstes obliegt
den Polizeibehörden eigenständig.
Anrede,
bundesweit wird derzeit die
Einführung eines einheitlichen digitalen Sprech- und Datenfunksystems
vorangetrieben. Dieses für alle Sicherheitsbehörden ¿ Polizei, Feuerwehren,
Rettungsdienste und Katastrophenschutzverwaltungen ¿ der Bundesrepublik
vorgesehene moderne Funksystem soll bis zum Jahr 2010 bundesweit aufgebaut
werden, um das technisch veraltete Analogfunknetz abzulösen. Die Einführung des
Digitalfunks ist eines der größten, anspruchsvollsten und kostenintensivsten
Vorhaben der öffentlichen Verwaltung der letzten Jahrzehnte mit einem
geschätzten Gesamtfinanzierungsvolumen von 3,5 Milliarden Euro. Für das Land
Sachsen-Anhalt wird der Netzaufbau ab 2007 erfolgen. In diesem Zusammenhang ist
auch geplant, die Polizeibehörden mit neuen Einsatzleitsystemen auszustatten.
Ein besonderes Augenmerk im
IT-Bereich wird auf die Erneuerung technisch veralteter Systeme und den
weiteren Ausbau sehr bewährter Anwendungen, wie zum Beispiel des elektronischen
Fingerabdrucksystems Livescan, gelegt. Hier nehmen wir einen Spitzenplatz in
der Bundesrepublik ein.
Die für alle Bediensteten zugänglichen
neuen Intranet-Anwendungen ¿Polizeiliche Unfallstatistik¿ und ¿Polizeiliche
Lagestatistik¿ bringen tagaktuell einen Überblick über die polizeilich
relevanten Ereignisse und Verkehrsunfälle im Land. Ziel ist es dabei, die
einzelnen Dienststellen von der täglichen Routinearbeit bei der Erstellung
aktueller Berichte zu entlasten und so Kapazitäten für gezielte Analysen
freizusetzen. Darüber hinaus wird durch eine Vereinheitlichung der
Lageübersichten auch eine bessere Vergleichbarkeit der Daten erzielt. Weitere
Mittel, die für den Ausbau des informationstechnischen Netzes und der
Basisinfrastruktur verwendet werden, sind notwendig, um den ständig
ansteigenden Anforderungen der Informationstechnik gerecht zu werden; sie
erhöhen zudem die Qualität des IT-Services.
Anrede,
die gesellschaftlichen und
ökonomischen Rahmenbedingungen ändern sich ständig. Die Polizei muss auf diese
Änderungen auch zukünftig sachgerecht reagieren.
Heute können wir
feststellen, dass die Polizei Sachsen-Anhalt aufgrund einer hohen beruflichen
Motivation und der von mir genannten Maßnahmen ihre Leistungen für die
Bürgerinnen und Bürger verbessert hat, dass Ihr Beitrag zur Inneren Sicherheit
gestiegen ist, dass sie trotz Sparmaßnahmen erfolgreicher arbeitete. Diese
Erfolgsbilanz ¿ zu der auch Sie beigetragen haben ¿ dürfen wir nicht vergessen,
wenn wir auf die vor uns liegenden Aufgaben schauen. Ich bin sehr
zuversichtlich, dass die Polizei auch in den kommenden Jahren die ihr
übertragenen Aufgaben gut erfüllt. Dies werde ich - soweit es in meiner Macht
steht - fördern und unterstützen.
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit.
Impressum:
Verantwortlich: Dr. Matthias Schuppe
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