Polizeiliche Kriminalstatistik 2011
Erneuter Rückgang des Kriminalitätsgeschehens ?dennoch besteht für Entwarnung kein Grund
27.02.2012, Magdeburg – 15
- Ministerium für Inneres und Sport
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?Sachsen-Anhalt ist im Bereich der Inneren Sicherheit insgesamt
gut aufgestellt?, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) bei der
Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2011.
Die Anzahl der Straftaten ist gegenüber dem Jahr 2010, als
bereits ein historischer Tiefstand erreicht worden war, nochmals um 1.883
Delikte gesunken und liegt nunmehr bei 187.281 Fällen.
Betrachtet man die Kriminalitätsentwicklung und die
demographische Entwicklung der vergangenen zehn Jahre, so ist bei der Anzahl
der Straftaten ein Rückgang um knapp 21 Prozent, bei der Anzahl der Einwohner ein
Rückgang um knapp zehn Prozent festzustellen.
Die Aufklärungsquote liegt bei 57,4 Prozent (minus 0,9 Prozentpunkte),
was im bundesweiten Vergleich einen guten Wert darstellt. Die Häufigkeitszahl,
also die Anzahl der erfassten Straftaten bezogen auf 100.000 Einwohner, liegt mit
8.021 Fällen auf dem tiefsten Stand seit 1994.
Holger Stahlknecht: ?Insgesamt haben wir in vielen Bereichen
Rückgänge zu verzeichnen. Das ist erfreulich. Dennoch darf nicht aus den Augen
verloren werden, dass wir im Bundesvergleich in vielen Bereichen noch auf einem
zu hohen Niveau liegen. Der Weg, den wir gehen, ist also richtig, aber er ist
auch noch lang.?
Tatverdächtige
Im Jahr 2011 wurden 71.276 Tatverdächtige ermittelt,
das sind 1.231 Personen weniger als im Vorjahr. Rund 74 Prozent der
Tatverdächtigen sind männlich.
Der Anteil Jungtatverdächtiger (unter
21 Jahren) an allen Tatverdächtigen betrug 2011 nur noch 20,9 Prozent. Das sind
1,8 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr und der geringste Anteil seit dem Jahr
1994.
Der Anteil junger Intensivtäter (Jungtatverdächtige
mit mehr als neun Straftaten im Kalenderjahr) hat sich um 0,2 Prozentpunkte
verringert und liegt bei 2,8 Prozent. 411 Intensivtäter wurden registriert.
Opfer
Im vergangen Jahr wurden 28.794
Menschen als Opfer bzw. Geschädigter einer Straftat registriert (2010: 28.320).
59,8 Prozent (17.222) der Opfer sind männlich. Unterteilt nach Altersklassen
ergibt sich folgendes Bild: 21.351
Erwachsene (entspricht einem Anteil von 74,2 Prozent), 2.573 Heranwachsende
(8,9 Prozent), 2.396 Jugendliche (8,3 Prozent) und 2.474 Kinder (8,6
Prozent).
Polizeibeamte als Opfer
Erstmals seit 2011 ist in dieser Kategorie eine Spezifikation
nach Polizeibeamten möglich. Insgesamt sind im vergangenen Jahr 1.188
Polizeibeamte als Opfer/Geschädigte einer Straftat erfasst worden.
Gegen 934 Beamte richtet sich das Delikt Widerstand gegen
Vollstreckungsbeamte, 156 Polizistinnen und Polizisten wurden Opfer von
Körperverletzungen, 86 Staatsdiener wurden bedroht. Zwei Polizeibeamte wurden
als Opfer eines versuchten Totschlagdeliktes erfasst.
Anteile einzelner Deliktsfelder an der Gesamtkriminalität
Der Diebstahl insgesamt hat mit
41,0 Prozent (76.781 Fälle) den höchsten Anteil an der Gesamtkriminalität.
Gegenüber dem Vorjahr ist ein Anstieg um einen Prozentpunkt
(1.041 Fälle) zu verzeichnen.
Sonstige Straftaten gemäß Strafgesetzbuch
wurden mit einem Anteil von 22,2 Prozent an der Gesamtkriminalität registriert.
Gegenüber dem Jahr 2010 ging der Anteil um 0,4 Prozentpunkte zurück.
Die Sachbeschädigung hat im Jahr
2011 einen Anteil von 12,8 Prozent (an der Gesamtkriminalität. Gegenüber dem
Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 4,2 Prozent (1.046 Fälle).
Der Anteil der Vermögens- und
Fälschungsdelikte liegt mit 33.853 Fällen bei 18,1 Prozent. Dies entspricht einem
Rückgang zum Vorjahr um 1,1 Prozentpunkte (36.379 Fälle). Hierzu gehören
verschiedene Formen des Betrugs, der Unterschlagung sowie Urkunden-, Geld- und
Wertzeichenfälschungen.
Die Straftatenhauptgruppe der Rohheitsdelikte
und der Straftaten gegen die persönliche Freiheit hat einen Anteil von 13,1
Prozent (24.555 Delikte). Im Jahr zuvor
lag ihr Anteil an der Gesamtkriminalität mit 25.027 erfassten Delikten bei 13,2
Prozent.
Der Anteil der Straftaten gegen
die sexuelle Selbstbestimmung (0,7 Prozent) hat sich gegenüber dem Vorjahr
nicht verringert. Unverändert blieb auch der Anteil der Straftaten gegen das
Leben mit 0,1 Prozent an
der Gesamtkriminalität.
Straftaten gegen das
Leben/Morde
Die Anzahl der Straftaten gegen das Leben befinden sich mit
insgesamt 125 Fällen auf dem Niveau des Vorjahres.
Mit 17 Fällen ist jedoch ein deutlicher Anstieg bei den
Morddelikten ausgewiesen. Der Grund dafür ist, dass im Jahr 2011 acht Mordfälle
aus den Jahren 1945 und 1946 erstmals statistisch erfasst worden sind.
Ausgangspunkt war ein von dem (mittlerweile verstorbenen) Harzer Ortschronisten
Werner Hartmann verfasster Artikel ?zahlreiche Morde blieben ungesühnt?, der im
November 2005 von der Volksstimme veröffentlicht wurde. Im Ergebnis der
eingeleiteten Ermittlungen wurde festgestellt, dass den Vorfällen aus den
Jahren 1945 und 1946 tatsächliche Tötungshandlungen zugrunde lagen. In Folge
dessen verfügte die Staatsanwaltschaft im Februar 2011 die Einleitung
entsprechender Ermittlungsverfahren, die im August vergangenen Jahres abgeschlossen
wurden.
Lässt man diese unberücksichtigt, weist die Polizeiliche
Kriminalstatistik vier vollendete und fünf Versuchshandlungen aus.
Besonders erwähnenswert ist der Ermittlungserfolg der
Polizei bei der Aufklärung eines Tötungsdeliktes zum Nachteil einer Schweizerin.
Nach dem Auffinden von menschlichen Skelettresten in einem Waldstück im
Landkreis Mansfeld-Südharz konnte in Zusammenarbeit mit den Schweizer Behörden
nachgewiesen werden, dass es sich um die Leichenteile einer 2007 vermissten
51-jährigen Schweizerin handelte. Der ehemalige Lebenspartner der Frau steht im
Verdacht, diese getötet zu haben. Gegenwärtig wird von der Staatsanwaltschaft
Halle (Saale) auf dem Weg der Rechtshilfe mit der Schweiz die Anklage wegen
Mordes vorbereitet.
Gewaltkriminalität
Die Entwicklung bei der Gewaltkriminalität
im Jahr 2011 ist leicht rückläufig.
Die Fallzahlen verringerten sich in diesem Bereich von 5.937 Delikten im Jahr
2010 auf nunmehr 5.765 Delikte im Jahr 2011 (minus 2,9 Prozent). Das bedeutet auch, dass die Anzahl der Delikte erneut unter
der 6.000-er Marke liegt. Dies war erstmals im Jahr 2010 der Fall.
Die Aufklärungsquote von 79,5
Prozent zeigt zudem, dass die Polizei
gerade auch bei schweren Straftaten sehr professionell und erfolgreich arbeitet.
So konnte beispielsweise in
Magdeburg nach umfangreichen Ermittlungen ein 31-jähriger Tatverdächtiger
ermittelt werden, der seit dem Jahr 2010 mindestens 15 Raubdelikte und
Diebstahlsdelikte, zumeist zum Nachteil älterer Menschen, verübt hatte.
Etwa 71 Prozent der registrierten Gewaltdelikte sind gefährliche und schwere Körperverletzungen.
Im Vergleich zum Vorjahr sind diese um knapp 4 Prozent (-169 Fälle) rückläufig.
Raub und räuberische Erpressung
Beim Raub, der
räuberischen Erpressung und dem räuberischen Angriff ist mit 1.372 erfassten Fällen
ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr registriert worden.
Im Rückblick der
letzten zehn Jahre bewegen sich die Fallzahlen in diesem Deliktsbereich aber
auf einem eher niedrigen Niveau, wenngleich anzumerken ist, dass die damit
verbundenen Auswirkungen für die Opfer im Einzelfall äußerst leidvoll sein
können.
Sachbeschädigung
Im
Bereich der Sachbeschädigungen - einem jugendtypischen Delikt ? sind im Jahr
2011 23.951 Delikte, davon 4.755 durch illegale Graffiti, registriert worden.
Betrachtet man die Fallzahlen bis in das Jahr 2008 zurück, so sind diese seitdem um 23,1 Prozent (- 7.208
Fälle) zurückgegangen. Auch der seit dem Jahr 2008 registrierte Rückgang der
Fallzahlen bei den Sachbeschädigungen durch illegale Graffiti (2008: 7.126
Delikte) setzte sich analog fort.
Vermögens- und Fälschungsdelikte
Der in den letzten drei
Jahren zu verzeichnende Trend steigender Fallzahlen bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten
setzte sich 2011 nicht fort.
Das Fallaufkommen
liegt bei 33.853 Delikten und ist um 6,9 Prozent rückläufig (2010: 36.379
Fälle). Ein wesentlicher Grund dafür sind zum einen die sinkenden Fallzahlen
beim Erschleichen von Leistungen (minus 17,4 Prozent) und zum anderen die um
6,6 Prozent gesunkenen Fallzahlen des Waren- und Warenkreditbetruges.
Den Hauptanteil für
den Rückgang beim Erschleichen von Leistungen tragen dabei die rückläufigen
Fallzahlen bei den Beförderungserschleichungen (das sogenannte Schwarzfahren).
Diese Entwicklung wird dabei ausnahmslos vom Kontroll- und Anzeigeverhalten der
Verkehrsbetriebe beeinflusst.
Tatmittel Internet
Neben den vielen Vorteilen, die das Internet bietet, stellen
jedoch Straftaten über das Internet eine wachsende Bedrohung für die
Gesellschaft und besondere Herausforderung für die Strafverfolgungsbehörden
dar.
Hier sind insbesondere die massenhafte Infizierung von
Rechnern mit Schadprogrammen (sogenannte Viren, Würmer, Trojaner) mit der
Zielrichtung des Identitätsdiebstahls, der Manipulation von Online-Überweisungen
und der kriminellen Nutzung illegal abgegriffener Daten durch hochprofessionell
und arbeitsteilig vorgehende internationale Tätergruppierungen zu nennen. Eine
Vielzahl der Straftaten wird von den Geschädigten nicht bemerkt oder nicht
angezeigt.
Darüber hinaus werden vermehrt Straftaten über das Internet
vom Ausland aus begangen. So hat zum Beispiel ein ukrainischer Staatsbürger
seit März 2011 von seinem Wohnort in der Ukraine aus in 831 Fällen
Personalcomputer in Sachsen-Anhalt mit einer Schadsoftware (Ransomware)
infiziert. Der aus der Polizeilichen Kriminalstatistik abzulesende Rückgang der
Straftaten mit dem Tatmittel Internet (2010 6.719 Fälle, 2011 6.200 Fälle)
offenbart insoweit eine Schwäche dieser Statistik, da in der PKS nur im Inland
begangene Straftaten erfasst werden können.
Aus diesem Grund sind das gemeinsame Vorgehen von
IT-Spezialisten und Ermittlern und die damit erreichte Kompetenzbündelung für
eine wirkungsvolle Kriminalitätsbekämpfung geboten. Im Landeskriminalamt (LKA) Sachsen-Anhalt
wird daher gegenwärtig eine Spezialdienststelle zur Bekämpfung der sogenannten
Cyber-Crime eingerichtet, die entgegen den allgemeinen Sparzwängen mit
zusätzlichem Fachpersonal ausgestattet wird. Aktuell hat das LKA sieben Stellen für Informatiker und vergleichbare
Wissenschaftler ausgeschrieben.
Diebstahl
Einen Deliktsbereich, der der klassischen Form der
Kriminalität angehört, bilden die Diebstahlsdelikte.
Die Fallzahlen 2011 sind entgegen
dem Trend der vorangegangenen Jahre nunmehr leicht um 1,4 Prozent auf 76.781
Fälle (2010 75.740 Fälle) angestiegen. Mit einem Anteil von 41 Prozent bildet der
Diebstahl nach wie vor den Schwerpunkt der Kriminalität. Allerdings verlief die
Entwicklung in den einzelnen Deliktsfeldern sehr uneinheitlich.
So sind rückläufige
Zahlen beim Diebstahl von unbaren Zahlungsmitteln, beim Diebstahlhandlungen aus
Kraftfahrzeugen sowie beim Ladendiebstahl festzustellen.
Verstärkt von
Diebstählen betroffen waren hingegen Baustellen, Boden- und Kellerräume, Fahrräder
und vor allem Wohnungen.
Bei Diebstahlsdelikten
im Zusammenhang mit Baustellen hatten es die Täter oftmals auf Kraftstoffe oder
metallische Rohstoffe abgesehen. Hier ist festzustellen, dass die Fallzahlen
sich parallel zu den jeweiligen Marktpreisen entwickeln.
Von der Polizei wurden
dazu im Jahr 2011 Ermittlungsgruppen zur Bekämpfung von Straftatenserien unter
anderem in den Phänomenbereichen des Diebstahls von Buntmetall, Schrott und von
Diesel und Benzinkraftstoff eingerichtet, die zum Teil beachtliche Aufklärungen
zur Folge hatten.
So hat beispielsweise
in der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost eine Ermittlungsgruppe 50 Straftaten
aufgeklärt. Von den Tatverdächtigen im Alter von 15 bis 23 Jahren wurde aus
Betrieben und Lagerhallen vorwiegend Bund- und Altmetall sowie Schrott
entwendet. Zwei Tatverdächtige befinden sich in Untersuchungshaft und die
Ermittlungen zu möglichen weiteren Tatorten sind noch nicht abgeschlossen.
Rauschgift
Die
Anzahl der registrierten Rauschgiftdelikte lag im vergangenen Jahr bei 5.662
Fällen, was einen Anstieg um 1.192 Delikte bedeutet. Die Aufklärungsquote
betrug in diesem Kriminalitätsbereich 94,4 Prozent (2010: 93 Prozent). Der Wert aller
Sicherstellungen lag bei 3.145.419 Euro und lag damit knapp 1 Mio. Euro über
dem Wert des Jahres 2010.
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