Innenminister Holger Hövelmann stellt
Verfassungsschutzbericht 2007 vor
06.06.2008, Magdeburg – 124
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 124/08
Ministerium des Innern -
Pressemitteilung Nr.: 124/08
Magdeburg, den 6. Juni 2008
Innenminister Holger Hövelmann stellt
Verfassungsschutzbericht 2007 vor
¾
Rechte Straftaten nehmen weiter zu
¾
Deutlicher Rückgang bei rechten
Gewalttaten
¾
Verkleinerung des rechts- und des
linksextremistischen Personenpotenzials
¾ Weiter hohe
Gefährdung durch islamistischen Terrorismus
In Magdeburg
stellte Innenminister Holger Hövelmann (SPD) heute den Verfassungsschutzbericht
für das Jahr 2007 vor. Dieser beschreibt offen und anschaulich die wesentlichen
Entwicklungen in den Bereichen des politischen Extremismus und stellt darüber
hinaus die weiteren Arbeitsfelder der Verfassungsschutzbehörde und die
rechtlichen Grundlagen ihrer Arbeit dar.
¿Der Verfassungsschutzbericht
bestärkt mich in meinen Einschätzungen über die Gefahren für unsere
demokratische Ordnung¿, so Hövelmann. ¿Wir brauchen weiterhin ein
entschlossenes gemeinsame Handeln von Politik, Polizei und Gesellschaft, wie es
in der Kampagne Hingucken & Einmischen angelegt ist. Die wichtigsten
Schlussfolgerungen aus dem Bericht sind für mich:
¾ Die NPD ist als organisierendes
Zentrum des Rechtsextremismus eine Bedrohung für die Demokratie. Sie strebt die
Zerstörung unserer freiheitlichen Staats- und Gesellschaftsordnung an und
predigt den Hass auf Ausländer, Juden und Andersdenkende. Ihr Verbot bleibt auf
der Tagesordnung, auch wenn es dafür im Moment keine Mehrheit in den
antragsberechtigten Verfassungsorganen gibt.
¾ Gleichzeitig
gibt es keinen Grund, dass Demokraten auf die NPD starren wie das Kaninchen auf
die Schlange. Mit gerade einmal 13 kommunalen Mandaten ist die Partei von
relevantem politischen Einfluss über die rechte Szene hinaus noch weit
entfernt. Die Mitgliederzahl stagniert. Auch wenn es derzeit kein Verbot gibt,
ist es unsere Aufgabe, die Scheinkonzepte der Rechten zu entlarven und sie mit
allen Mitteln des Rechtsstaats in die Schranken zu weisen.
¾ Linksextremismus spielt im
Vergleich dazu in Sachsen-Anhalt eine untergeordnete Rolle. Ein sehr großer
Anteil der Straftaten aus diesem Bereich resultiert aus direkten Konflikten
zwischen rechten und linken Extremisten im Demonstrationsgeschehen.
¾ Die Bedrohung durch den
islamistischen Terrorismus nehmen wir ernst, auch wenn zur Zeit in unserem Land
keine Strukturen islamistischer Organisationen feststellbar sind.
Die Arbeit der
Verfassungsschützer bleibt ein wichtiger Beitrag zur wehrhaften Demokratie. Der
beste Schutz für unsere Verfassung sind aber Bürgerinnen und Bürger, die sich
in und gegenüber den demokratischen Institutionen, in Parteien, Gewerkschaften,
Bürgerinitiativen, Verbänden und Selbstverwaltungsorganisationen in großer Zahl
für ihre Interessen und für unsere demokratische Gesellschaft engagieren. Wer
die Kraft solidarischen Handelns kennen gelernt hat, ist immun gegen Führerkult
und Herrenmenschenideologie.¿
Hövelmann stellte
die wichtigsten Themenbereiche des Berichts vor:
I. Rechtsextremismus
Die Anzahl der
Rechtsextremisten ging in Sachsen-Anhalt gegenüber dem Vorjahr leicht zurück.
Den größten Anteil an der Gesamtzahl von 1.460 Personen bildet mit 800 Personen
nach wie vor das gewaltbereite, subkulturell geprägte Spektrum.
Der weit
überwiegende Teil der parteigebundenen Rechtsextremisten ist in der
¿Nationaldemokratischen Partei Deutschlands¿ (NPD) organisiert. Seit etwa drei
Jahren verharrt die NPD bei einen Mitgliederbestand zwischen 250 und 260
Personen.
Die etwa 50
Mitglieder der NPD-Jugendorganisation ¿Junge Nationaldemokraten¿ (JN) werden
ausschließlich der Neonaziszene zugerechnet. Trotz vielfältiger, zum Teil
öffentlichkeitswirksamer Aktivitäten und einer offensiven Internetpublizistik
ist es den JN-Funktionären im Jahr 2007 nicht gelungen, die Mitgliederzahlen
ihrer Organisation zu erhöhen und diese strukturell weiter auszubauen.
Der Neonaziszene
gehören in Sachsen-Anhalt insgesamt etwa 270 Rechtsextremisten an, die
mehrheitlich in so genannten Kameradschaften organisiert sind.
Zur Kategorie
¿Sonstige Personenzusammenschlüsse¿ zählt die ¿Exilregierung Deutsches Reich¿.
Sie verlor im Berichtsjahr zwei Drittel ihrer Mitglieder und ist dadurch
Hauptursache für den Rückgang der Gesamtzahl an Rechtsextremisten.
Rechtsextremisten[1][1][1]
2006
2007
Parteien und
Vereinigungen
400
350
Neonazis
250
270
Gewaltbereite
Rechtsextremisten
800
800
Sonstige
Personenzusammenschlüsse
120
40
Gesamt:
1.570[2]
1.460[3]
Die Anzahl der gewaltbereiten
Rechtsextremisten hatte im Jahr 2002 mit bundesweit 10.700 Personen ihren
Höhepunkt erreicht und verringerte sich im Berichtsjahr auf nunmehr 10.000 Personen.
In Sachsen-Anhalt werden dieser Szene wie im Vorjahr etwa 800 Personen
zugerechnet.
Der Anteil der
rechtsextremistischen Skinheads ist innerhalb dieses Spektrums weiter
rückläufig, was sich besonders am klassischen äußeren Erscheinungsbild feststellen
lässt. Das gewohnte ¿Skinheadoutfit¿ wird mehr und mehr von Stilelementen des
jugendlichen Mainstreams, wie zum Beispiel durch das Tragen von modischer
Kleidung bestimmter Marken oder von Piercings, sowie durch den Einfluss anderer
subkultureller Strömungen verdrängt. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch ein
zunehmender ¿Germanenkult¿. Häufig erschließt sich der jeweils aktuelle
Dress-Code nur ¿Eingeweihten¿.
Aus der
subkulturellen Szene stammt der weit überwiegende Teil derjenigen
Rechtsextremisten, die politisch motivierte Straftaten begehen.
Gegenüber dem
Vorjahreszeitraum stieg die Anzahl der politisch motivierten Straftaten
-rechts- um fast 9 Prozent auf 1.350 Delikte an (2006: 1.240 Delikte). Um mehr
als 16 Prozent zugenommen haben dabei Propagandadelikte, wie zum Beispiel
Hakenkreuzschmierereien, das Zeigen des so genannten Hitlergrußes oder auch das
Tragen des alten, bislang in Sachsen-Anhalt verbotenen ¿Thor-Steinar¿-Logos,
das allein 117mal polizeilich verfolgt wurde. [4]
Politisch
motivierte Gewalttaten -rechts- gingen im Jahr 2007 entgegen dem oben genannten
Trend um fast 19 Prozent auf 99 Delikte zurück (2006: 122 Delikte). Ursachen
dieser Entwicklung sind unter anderem die Intensivierung der polizeilichen
Maßnahmen und eine gestiegene Bereitschaft der Bevölkerung, dem gewaltbereiten
Rechtsextremismus entschieden entgegenzutreten.
Im Berichtsjahr
fanden zehn rechtsextremistische Konzerte statt. Seit 2003 hatte diese Zahl
durchweg höher gelegen. Gleichzeitig stieg ¿ nicht zuletzt dank der effektiven
Zusammenarbeit zwischen den Ordnungs- und Sicherheitsbehörden und ihres
konsequenten Vorgehens ¿ die Zahl der polizeilich verhinderten Konzerte an, so
dass insgesamt von einem positiven Trend gesprochen werden kann.
Wie bereits in den
Vorjahren kommt dem Treffpunkt der rechtsextremistischen Szene in Sotterhausen
(Landkreis Mansfeld-Südharz) eine herausragende Bedeutung zu. Die in dem
Wohnobjekt des Neonazis Enrico MARX oftmals parallel zu den wöchentlichen
Szenepartys stattfindenden Proben rechtsextremistischer Musikgruppen werden
nicht selten für die anwesenden Partygäste geöffnet und nehmen dadurch
Konzertcharakter an. MARX zählt nach wie vor zu den umtriebigsten
Rechtsextremisten in Sachsen-Anhalt.
Im
Berichtszeitraum haben landesweit sechs Online-Vertriebe ihr
rechtsextremistisches Material über professionell gestaltete Internetseiten zum
Kauf angeboten. Zwei dieser Vertriebe boten ihre Waren zusätzlich in eigenen
Ladengeschäften an. Diese fungierten auch als regionale Szenetreffpunkte.
Rechtsextremisten
missbrauchten erneut allgemeine Gedenktage wie den 1. Mai, den 8. Mai
(Jahrestag der Befreiung vom Faschismus) und den Volkstrauertag sowie die
Jahrestage von Bombardements deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg, um diese im
Sinne ihrer Propaganda umzudeuten. Sie griffen zu diesem Zweck auch allgemein
diskutierte Ereignisse wie den in Heiligendamm (Mecklenburg-Vorpommern)
stattgefundenen G8-Gipfel auf.
Darüber hinaus
entfalteten Rechtsextremisten Aktivitäten im Zusammenhang mit den am 22. April
durchgeführten Kommunalwahlen, bei denen die Vertreter rechtsextremistischer
Parteien schließlich 15 Mandate erzielten.
13 dieser Mandate
errang die NPD, die mit 115 Kandidaten in sieben von neun Landkreisen zur Wahl
angetreten war, davon allein im Burgenlandkreis mit 55 Bewerbern. Zahlreiche
Helfer aus anderen Bundesländern unterstützten den Wahlkampf des
Landesverbandes aktiv. Neben dem Parteivorsitzenden Udo VOIGT beteiligten sich
auch zahlreiche andere NPD-Kader und -Abgeordnete an den diesbezüglichen Veranstaltungen.
Äußerungen
maßgeblicher Funktionäre der NPD entsprachen auch im Berichtsjahr der gewohnten
rassistischen, antisemitischen und revisionistischen Agitation der Partei und
verunglimpften staatliche Repräsentanten und Institutionen. Mit oft aggressiven
und bewusst empörenden Tiraden setzen Parteifunktionäre dabei auf den Effekt
der Selbstskandalisierung, um sich eine allgemeine Aufmerksamkeit zu sichern.
In Sachsen-Anhalt
ist der weit überwiegende Teil der parteigebundenen Rechtsextremisten in der
NPD organisiert. Seit nunmehr drei Jahren verharrt diese bei einem
Mitgliederbestand zwischen 250 und 260 Personen.[5] Die
vielfältigen Aktivitäten der NPD im Bundesgebiet, auch ihr Wirken in zwei
Landesparlamenten oder auf kommunaler Ebene, haben der Partei in Sachsen-Anhalt
allerdings keinen nennenswerten Auftrieb verschafft.
Die im Jahr 2006
bundesweit gegründete NPD-Frauenorganisation ¿Ring Nationaler Frauen¿ (RNF)
verfügt in Sachsen-Anhalt derzeit über fünf Regionalgruppen in Halle, im
Saalekreis, im Salzlandkreis und in den Landkreisen Mansfeld-Südharz und
Anhalt-Bitterfeld. Hauptziel der landesweit etwa 25 RNF-Mitglieder ist es
Eigenangaben zufolge, das ¿politische Interesse und die politische
Mitverantwortung einer jeden Frau in Sachsen-Anhalt zu wecken¿. Der RNF wählte
am 20. Oktober einen neuen Vorstand. Dabei wurde die sachsen-anhaltische
Rechtsextremistin Judith ROTHE als stellvertretende Bundessprecherin der
Organisation bestätigt. Rothe ist gleichzeitig Beisitzerin im
NPD-Landesvorstand und Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes Mansfeld-Südharz. Sie
unterstützt zudem weiterhin die zahlreichen rechtsextremistischen Aktivitäten
ihres Lebensgefährten Enrico MARX.
Die
NPD-Jugendorganisation ¿Junge Nationaldemokraten¿ (JN) hat in Sachsen-Anhalt
etwa 50, ausschließlich der Neonaziszene zuzurechnende Mitglieder in acht so
genannten JN-Stützpunkten (Bernburg, Blankenburg, Halle, Magdeburg,
Sangerhausen, Schönebeck, Staßfurt und Wernigerode). Trotz vielfältiger, zum
Teil öffentlichkeitswirksamer Aktivitäten und einer offensiven
Internetpublizistik ist es den Funktionären im Berichtsjahr nicht gelungen, die
Mitgliederzahlen zu erhöhen und die Organisationsstrukturen auszubauen. Am 6.
Oktober fand im sachsen-anhaltischen Hausneindorf (Landkreis Harz) ein
JN-Bundeskongress statt, bei dem der bisherige stellvertretende
JN-Landesvorsitzende Michael SCHÄFER (Wernigerode, Landkreis Harz) zum neuen
Bundesvorsitzenden der Organisation gewählt wurde. Der sachsen-anhaltische
JN-Landesvorsitzende Philipp VALENTA wurde als stellvertretender
Bundesvorsitzender bestätigt. Mit der Wahl hiesiger Neonazis an die
JN-Bundesspitze ist auch die Bundesgeschäftsstelle von Sachsen nach
Sachsen-Anhalt verlegt worden. Diese befindet sich jetzt in den Räumen des
JN-Landesverbandes im ¿Nationalen Zentrum Bernburg¿ (NZB).
Der Landesverband
der ¿Deutschen Volksunion¿ (DVU) existiert so gut wie nicht mehr. Von dem 1998
mehr als 700 Mitglieder starken Landesverband blieben 2007 noch etwa 30
Mitglieder, die sich unregelmäßig zu den noch stattfindenden ¿Stammtischen¿ in
Halle, Dessau-Roßlau und Bitterfeld versammeln. Vom Landesverband gehen
keinerlei Anstrengungen aus, regelmäßige Mitgliederversammlungen durchzuführen
oder öffentlichkeitswirksame politische Aktivitäten zu entfalten. Bei den
Kommunalwahlen erlangte die DVU ein Mandat im Stadtrat von Dessau-Roßlau.
Die ¿Deutsche
Partei¿ (DP), in der die DVU-Abspaltung ¿Freiheitliche Deutsche Volkspartei¿
(FDVP) 2003 aufgegangen war, erzielte bei der Kommunalwahl 2007 ¿ wohl auch
bedingt durch einen gewissen Bekanntheitsgrad der Kandidatin ¿ einen Sitz im Wittenberger Kreistag.
Davon abgesehen blieben die DP und die übrigen rechtsextremistischen Parteien
in Sachsen-Anhalt weitgehend bedeutungslos.
In Sachsen-Anhalt
können der ¿Exilregierung Deutsches Reich¿ noch etwa 30 bis 40 Personen
zugerechnet werden. Sieben davon bekleiden ein Amt in den zahlreichen
¿Ministerien¿ der Organisation. Im Berichtsjahr war ein deutlicher
Mitgliederschwund erkennbar. Die für Sachsen-Anhalt genannten und im Internet
veröffentlichen ¿Meldestellen¿ existieren nicht mehr. Auch konnten 2007 in
Sachsen-Anhalt keine Veranstaltungen der Gruppierung festgestellt werden.
II. Linksextremismus
Zurückzuführen auf eine Verkleinerung der Autonomenszene nahm das
linksextremistische Personenpotenzial im Land Sachsen-Anhalt im Jahr 2007
insgesamt leicht ab.
Linksextremisten[6]
2006
2007
Autonome
300
270
Parteien und sonstige
Gruppierungen
270
270
Gesamt:
570
540
Das LKA Sachsen-Anhalt registrierte für das
Berichtsjahr 211 politisch motivierte Straftaten -links- (2006: 291). Dies
bedeutet einen Rückgang um 27 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm der Anteil der
entsprechend motivierten Gewalttaten sogar um mehr als 54 Prozent ab (2007: 32
Delikte, 2006: 70 Delikte).
Schwerpunktregionen der etwa 270 Personen
umfassenden Autonomenszene sind in Sachsen-Anhalt nach wie vor die Städte
Magdeburg und Halle. Nennenswerte Aktivitäten gab es ferner in der Harzregion
und in der Altmark.
Ein besonderes Thema auch für die hiesige Autonomenszene war die
Vorbereitung der Proteste anlässlich des G8-Gipfels in Heiligendamm
(Mecklenburg-Vorpommern).
Hauptaktionsfeld autonomer Zusammenschlüsse blieb allerdings der
¿Antifaschistische Kampf¿ gegen tatsächliche oder vermeintliche
rechtsextremistische Aktivitäten und Strukturen. Gleichwohl nahm die Anzahl der
von Autonomen ausgegangenen körperlichen Auseinandersetzungen mit
Rechtsextremisten im Berichtszeitraum deutlich ab.
Die verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen innerhalb der
Autonomenszene zwischen ¿Antiimperialisten¿ und ¿Antideutschen¿ hielten dagegen
an.
In Sachsen-Anhalt waren 2007 die ¿Marxistisch-Leninistische Partei
Deutschlands¿ (MLPD), die ¿Deutsche Kommunistische Partei¿ (DKP), deren
Jugendorganisation ¿Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend¿ (SDAJ), die
¿Kommunistische Partei Deutschlands¿ (KPD/Ost) und die ¿Kommunistische Partei
Deutschlands/Marxisten Leninisten¿ (KPD/ML) mit eigenen Strukturen präsent.
Diese Organisationen setzten weiter auf traditionelle Konzepte eines
langfristig betriebenen Klassenkampfes. Ihre Vertreter versuchten erneut, sich
in gesellschaftliche Protestkampagnen einzubringen.
III. Sicherheitsgefährdende
und extremistische Bestrebungen von Ausländern
Im Hinblick auf
die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus ist auch die Bundesrepublik
nach wie vor als Teil des weltweiten Gefahrenraumes anzusehen und inzwischen
sogar in das direkte Zielspektrum entsprechender Gruppierungen gelangt. Dies
belegen Pläne für Terroranschläge in Deutschland, deren Umsetzung im
Berichtsjahr durch die Verhaftung von drei Tatverdächtigen in
Nordrhein-Westfalen vereitelt werden konnte. Davor hatten Polizei und
Verfassungsschutz im Rahmen der ¿Operation Alberich¿ über mehrere Monate hinweg
die Aktivitäten dieser Personen beobachtet.
Diese zunehmende
Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus macht deutlich, dass die
Zusammenarbeit sämtlicher Sicherheitsbehörden und deren operative Tätigkeiten
weiter ständig intensiviert und optimiert werden müssen. Ein konkretes Beispiel
hierfür ist das 2007 innerhalb des ¿Gemeinsames Terrorismusabwehrzentrums¿
(GTAZ) in Berlin eingerichtete ¿Gemeinsame Internet Zentrum¿, mit dessen Hilfe
auch die organisatorische Voraussetzung für eine Bündelung der fachlichen
Kompetenzen bei der Beobachtung und Auswertung einschlägiger Internetangebote
geschaffen werden soll.
In Sachsen-Anhalt
sind keine fest gefügten Strukturen islamistischer Organisationen bekannt
geworden. Allerdings gab es Hinweise auf Personen, die in Sachsen-Anhalt wohnen
und islamistischen Gruppierungen in anderen Bundesländern zuzurechnen sind.
Zu den
nichtislamistischen Organisationen, von denen in Sachsen-Anhalt
sicherheitsgefährdende und extremistische Aktivitäten ausgehen, zählen vor
allem der ¿Volkskongress Kurdistans¿ (KONGRA-GEL), der ¿Nationale Widerstandsrat
Iran¿ (NWRI) und die ¿Volksfront für die Befreiung Palästinas¿ (PFLP). Während
der KONGRA-GEL mit Vereinen in Sachsen-Anhalt präsent ist, wurden bislang keine
festgefügten Strukturen anderer Organisationen festgestellt, wenngleich
Aktivitäten einzelner Anhänger und Sympathisanten bekannt sind.
IV. Spionageabwehr
Die Bundesrepublik
Deutschland ist nach wie vor ein Schwerpunkt der Aufklärungstätigkeit der
Nachrichtendienste zahlreicher fremder Staaten. Diesbezüglich entwickelten
neben den Nachrichtendiensten der Volksrepublik China die Dienste der
Russischen Föderation die intensivsten Aktivitäten in der Bundesrepublik
Deutschland.
Vor allem die
Industrie- und Wirtschaftsspionage stellt eine Gefahr auch für
sachsen-anhaltische Unternehmen und Forschungseinrichtungen dar.
Der
Verfassungsschutzbericht 2007 steht ab sofort unter der Internetadresse https://www.mi.sachsen-anhalt.de/
zum Download bereit.
Anlage
Straf-
und Gewalttatenstatistik [7]
Vorbemerkung:
Bei den
statistischen Angaben zu den Straf- und Gewalttaten handelt es sich um Zahlen,
die dem Landeskriminalamt im Rahmen des kriminalpolizeilichen Meldedienstes
¿Politisch motivierte Kriminalität¿ zu übermitteln sind.
Dieser Meldedienst beruht auf einem bundesweit einheitlichen Definitionssystem,
das die Sitzung der Ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der
Länder (IMK) am 10. Mai 2001 beschlossen und rückwirkend zum 1. Januar 2001
eingeführt hat. Danach werden Straftaten nach einem einheitlichen
Kriterienkatalog erfasst und einem Phänomenbereich (im Wesentlichen Politisch
motivierte Kriminalität -links-, Politisch motivierte Kriminalität -rechts-,
Politisch motivierte Ausländerkriminalität) zugeordnet.
In Sachsen-Anhalt
wurden im Berichtsjahr in den Phänomenbereichen Politisch motivierte
Kriminalität -links-, Politisch motivierte Kriminalität -rechts- und Politisch
motivierte Ausländerkriminalität insgesamt 1.567 [8] (Vorjahr: 1.536) Straftaten
registriert.
Diese verteilen
sich wie folgt:
Politisch motivierte Straftaten
nach
Phänomenbereich
2006
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