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In­nen­mi­nis­ter Hol­ger Hö­vel­mann stellt
Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2007 vor

06.06.2008, Mag­de­burg – 124

  • Mi­nis­te­ri­um für In­ne­res und Sport

 

 

 

 

 

 

 

 

Mi­nis­te­ri­um des In­nern - Pres­se­mit­tei­lung Nr.: 124/08

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mi­nis­te­ri­um des In­nern -

Pres­se­mit­tei­lung Nr.: 124/08

 

 

 

Mag­de­burg, den 6. Juni 2008

 

 

 

 

 

In­nen­mi­nis­ter Hol­ger Hö­vel­mann stellt

Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2007 vor

 

 

 

¾

Rech­te Straf­ta­ten neh­men wei­ter zu

 

¾

Deut­li­cher Rück­gang bei rech­ten

Ge­walt­ta­ten

 

¾

Ver­klei­ne­rung des rechts-​ und des

links­ex­tre­mis­ti­schen Per­so­nen­po­ten­zi­als

 

¾ Wei­ter hohe

Ge­fähr­dung durch is­la­mis­ti­schen Ter­ro­ris­mus

 

 

 

 

 

In Mag­de­burg

stell­te In­nen­mi­nis­ter Hol­ger Hö­vel­mann (SPD) heute den Ver­fas­sungs­schutz­be­richt

für das Jahr 2007 vor. Die­ser be­schreibt offen und an­schau­lich die we­sent­li­chen

Ent­wick­lun­gen in den Be­rei­chen des po­li­ti­schen Ex­tre­mis­mus und stellt dar­über

hin­aus die wei­te­ren Ar­beits­fel­der der Ver­fas­sungs­schutz­be­hör­de und die

recht­li­chen Grund­la­gen ihrer Ar­beit dar.

 

¿Der Ver­fas­sungs­schutz­be­richt

be­stärkt mich in mei­nen Ein­schät­zun­gen über die Ge­fah­ren für un­se­re

de­mo­kra­ti­sche Ord­nung¿, so Hö­vel­mann. ¿Wir brau­chen wei­ter­hin ein

ent­schlos­se­nes ge­mein­sa­me Han­deln von Po­li­tik, Po­li­zei und Ge­sell­schaft, wie es

in der Kam­pa­gne Hin­gu­cken & Ein­mi­schen an­ge­legt ist. Die wich­tigs­ten

Schluss­fol­ge­run­gen aus dem Be­richt sind für mich:

 

¾ Die NPD ist als or­ga­ni­sie­ren­des

Zen­trum des Rechts­ex­tre­mis­mus eine Be­dro­hung für die De­mo­kra­tie. Sie strebt die

Zer­stö­rung un­se­rer frei­heit­li­chen Staats-​ und Ge­sell­schafts­ord­nung an und

pre­digt den Hass auf Aus­län­der, Juden und An­ders­den­ken­de. Ihr Ver­bot bleibt auf

der Ta­ges­ord­nung, auch wenn es dafür im Mo­ment keine Mehr­heit in den

an­trags­be­rech­tig­ten Ver­fas­sungs­or­ga­nen gibt.

 

¾ Gleich­zei­tig

gibt es kei­nen Grund, dass De­mo­kra­ten auf die NPD star­ren wie das Ka­nin­chen auf

die Schlan­ge. Mit ge­ra­de ein­mal 13 kom­mu­na­len Man­da­ten ist die Par­tei von

re­le­van­tem po­li­ti­schen Ein­fluss über die rech­te Szene hin­aus noch weit

ent­fernt. Die Mit­glie­der­zahl sta­gniert. Auch wenn es der­zeit kein Ver­bot gibt,

ist es un­se­re Auf­ga­be, die Schein­kon­zep­te der Rech­ten zu ent­lar­ven und sie mit

allen Mit­teln des Rechts­staats in die Schran­ken zu wei­sen.

 

¾ Links­ex­tre­mis­mus spielt im

Ver­gleich dazu in Sachsen-​Anhalt eine un­ter­ge­ord­ne­te Rolle. Ein sehr gro­ßer

An­teil der Straf­ta­ten aus die­sem Be­reich re­sul­tiert aus di­rek­ten Kon­flik­ten

zwi­schen rech­ten und lin­ken Ex­tre­mis­ten im De­mons­tra­ti­ons­ge­sche­hen.

 

¾ Die Be­dro­hung durch den

is­la­mis­ti­schen Ter­ro­ris­mus neh­men wir ernst, auch wenn zur Zeit in un­se­rem Land

keine Struk­tu­ren is­la­mis­ti­scher Or­ga­ni­sa­tio­nen fest­stell­bar sind.

 

Die Ar­beit der

Ver­fas­sungs­schüt­zer bleibt ein wich­ti­ger Bei­trag zur wehr­haf­ten De­mo­kra­tie. Der

beste Schutz für un­se­re Ver­fas­sung sind aber Bür­ge­rin­nen und Bür­ger, die sich

in und ge­gen­über den de­mo­kra­ti­schen In­sti­tu­tio­nen, in Par­tei­en, Ge­werk­schaf­ten,

Bür­ger­initia­ti­ven, Ver­bän­den und Selbst­ver­wal­tungs­or­ga­ni­sa­tio­nen in gro­ßer Zahl

für ihre In­ter­es­sen und für un­se­re de­mo­kra­ti­sche Ge­sell­schaft en­ga­gie­ren. Wer

die Kraft so­li­da­ri­schen Han­delns ken­nen ge­lernt hat, ist immun gegen Füh­rer­kult

und Her­ren­men­schen­ideo­lo­gie.¿

 

 

 

Hö­vel­mann stell­te

die wich­tigs­ten The­men­be­rei­che des Be­richts vor:

 

 

 

I. Rechts­ex­tre­mis­mus

 

Die An­zahl der

Rechts­ex­tre­mis­ten ging in Sachsen-​Anhalt ge­gen­über dem Vor­jahr leicht zu­rück.

Den größ­ten An­teil an der Ge­samt­zahl von 1.460 Per­so­nen bil­det mit 800 Per­so­nen

nach wie vor das ge­walt­be­rei­te, sub­kul­tu­rell ge­präg­te Spek­trum.

 

Der weit

über­wie­gen­de Teil der par­tei­ge­bun­de­nen Rechts­ex­tre­mis­ten ist in der

¿Na­tio­nal­de­mo­kra­ti­schen Par­tei Deutsch­lands¿ (NPD) or­ga­ni­siert. Seit etwa drei

Jah­ren ver­harrt die NPD bei einen Mit­glie­der­be­stand zwi­schen 250 und 260

Per­so­nen.

 

Die etwa 50

Mit­glie­der der NPD-​Jugendorganisation ¿Junge Na­tio­nal­de­mo­kra­ten¿ (JN) wer­den

aus­schließ­lich der Neo­na­zi­sze­ne zu­ge­rech­net. Trotz viel­fäl­ti­ger, zum Teil

öf­fent­lich­keits­wirk­sa­mer Ak­ti­vi­tä­ten und einer of­fen­si­ven In­ter­net­pu­bli­zis­tik

ist es den JN-​Funktionären im Jahr 2007 nicht ge­lun­gen, die Mit­glie­der­zah­len

ihrer Or­ga­ni­sa­ti­on zu er­hö­hen und diese struk­tu­rell wei­ter aus­zu­bau­en.

 

Der Neo­na­zi­sze­ne

ge­hö­ren in Sachsen-​Anhalt ins­ge­samt etwa 270 Rechts­ex­tre­mis­ten an, die

mehr­heit­lich in so ge­nann­ten Ka­me­rad­schaf­ten or­ga­ni­siert sind.

 

Zur Ka­te­go­rie

¿Sons­ti­ge Per­so­nen­zu­sam­men­schlüs­se¿ zählt die ¿Exil­re­gie­rung Deut­sches Reich¿.

Sie ver­lor im Be­richts­jahr zwei Drit­tel ihrer Mit­glie­der und ist da­durch

Haupt­ur­sa­che für den Rück­gang der Ge­samt­zahl an Rechts­ex­tre­mis­ten.

 

 

 

 

Rechts­ex­tre­mis­ten[1][1][1]

 

 

2006

 

 

2007

 

 

 

 

Par­tei­en und

Ver­ei­ni­gun­gen

 

 

400

 

 

350

 

 

 

 

Neo­na­zis

 

 

250

 

 

270

 

 

 

 

Ge­walt­be­rei­te

Rechts­ex­tre­mis­ten

 

 

800

 

 

800

 

 

 

 

Sons­ti­ge

Per­so­nen­zu­sam­men­schlüs­se

 

 

120

 

 

40

 

 

 

 

Ge­samt:

 

 

1.570[2]

 

 

1.460[3]

 

 

 

 

Die An­zahl der ge­walt­be­rei­ten

Rechts­ex­tre­mis­ten hatte im Jahr 2002 mit bun­des­weit 10.700 Per­so­nen ihren

Hö­he­punkt er­reicht und ver­rin­ger­te sich im Be­richts­jahr auf nun­mehr 10.000 Per­so­nen.

In Sachsen-​Anhalt wer­den die­ser Szene wie im Vor­jahr etwa 800 Per­so­nen

zu­ge­rech­net.

 

Der An­teil der

rechts­ex­tre­mis­ti­schen Skin­heads ist in­ner­halb die­ses Spek­trums wei­ter

rück­läu­fig, was sich be­son­ders am klas­si­schen äu­ße­ren Er­schei­nungs­bild fest­stel­len

lässt. Das ge­wohn­te ¿Skin­hea­d­out­fit¿ wird mehr und mehr von Stil­ele­men­ten des

ju­gend­li­chen Main­streams, wie zum Bei­spiel durch das Tra­gen von mo­di­scher

Klei­dung be­stimm­ter Mar­ken oder von Pier­cings, sowie durch den Ein­fluss an­de­rer

sub­kul­tu­rel­ler Strö­mun­gen ver­drängt. Eine wich­ti­ge Rolle spielt dabei auch ein

zu­neh­men­der ¿Ger­ma­nen­kult¿. Häu­fig er­schließt sich der je­weils ak­tu­el­le

Dress-​Code nur ¿Ein­ge­weih­ten¿.

 

Aus der

sub­kul­tu­rel­len Szene stammt der weit über­wie­gen­de Teil der­je­ni­gen

Rechts­ex­tre­mis­ten, die po­li­tisch mo­ti­vier­te Straf­ta­ten be­ge­hen.

 

Ge­gen­über dem

Vor­jah­res­zeit­raum stieg die An­zahl der po­li­tisch mo­ti­vier­ten Straf­ta­ten

-​rechts- um fast 9 Pro­zent auf 1.350 De­lik­te an (2006: 1.240 De­lik­te). Um mehr

als 16 Pro­zent zu­ge­nom­men haben dabei Pro­pa­gan­da­de­lik­te, wie zum Bei­spiel

Ha­ken­kreuz­schmie­re­rei­en, das Zei­gen des so ge­nann­ten Hit­ler­gru­ßes oder auch das

Tra­gen des alten, bis­lang in Sachsen-​Anhalt ver­bo­te­nen ¿Thor-​Steinar¿-​Logos,

das al­lein 117mal po­li­zei­lich ver­folgt wurde. [4]

 

Po­li­tisch

mo­ti­vier­te Ge­walt­ta­ten -​rechts- gin­gen im Jahr 2007 ent­ge­gen dem oben ge­nann­ten

Trend um fast 19 Pro­zent auf 99 De­lik­te zu­rück (2006: 122 De­lik­te). Ur­sa­chen

die­ser Ent­wick­lung sind unter an­de­rem die In­ten­si­vie­rung der po­li­zei­li­chen

Maß­nah­men und eine ge­stie­ge­ne Be­reit­schaft der Be­völ­ke­rung, dem ge­walt­be­rei­ten

Rechts­ex­tre­mis­mus ent­schie­den ent­ge­gen­zu­tre­ten.

 

Im Be­richts­jahr

fan­den zehn rechts­ex­tre­mis­ti­sche Kon­zer­te statt. Seit 2003 hatte diese Zahl

durch­weg höher ge­le­gen. Gleich­zei­tig stieg ¿ nicht zu­letzt dank der ef­fek­ti­ven

Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen den Ordnungs-​ und Si­cher­heits­be­hör­den und ihres

kon­se­quen­ten Vor­ge­hens ¿ die Zahl der po­li­zei­lich ver­hin­der­ten Kon­zer­te an, so

dass ins­ge­samt von einem po­si­ti­ven Trend ge­spro­chen wer­den kann.

 

Wie be­reits in den

Vor­jah­ren kommt dem Treff­punkt der rechts­ex­tre­mis­ti­schen Szene in Sot­ter­hau­sen

(Land­kreis Mansfeld-​Südharz) eine her­aus­ra­gen­de Be­deu­tung zu. Die in dem

Wohn­ob­jekt des Neo­na­zis En­ri­co MARX oft­mals par­al­lel zu den wö­chent­li­chen

Sze­ne­par­tys statt­fin­den­den Pro­ben rechts­ex­tre­mis­ti­scher Mu­sik­grup­pen wer­den

nicht sel­ten für die an­we­sen­den Par­ty­gäs­te ge­öff­net und neh­men da­durch

Kon­zert­cha­rak­ter an. MARX zählt nach wie vor zu den um­trie­bigs­ten

Rechts­ex­tre­mis­ten in Sachsen-​Anhalt.

 

Im

Be­richts­zeit­raum haben lan­des­weit sechs Online-​Vertriebe ihr

rechts­ex­tre­mis­ti­sches Ma­te­ri­al über pro­fes­sio­nell ge­stal­te­te In­ter­net­sei­ten zum

Kauf an­ge­bo­ten. Zwei die­ser Ver­trie­be boten ihre Waren zu­sätz­lich in ei­ge­nen

La­den­ge­schäf­ten an. Diese fun­gier­ten auch als re­gio­na­le Sze­ne­treff­punk­te.

 

Rechts­ex­tre­mis­ten

miss­brauch­ten er­neut all­ge­mei­ne Ge­denk­ta­ge wie den 1. Mai, den 8. Mai

(Jah­res­tag der Be­frei­ung vom Fa­schis­mus) und den Volks­trau­er­tag sowie die

Jah­res­ta­ge von Bom­bar­de­ments deut­scher Städ­te im Zwei­ten Welt­krieg, um diese im

Sinne ihrer Pro­pa­gan­da um­zu­deu­ten. Sie grif­fen zu die­sem Zweck auch all­ge­mein

dis­ku­tier­te Er­eig­nis­se wie den in Hei­li­gen­damm (Mecklenburg-​Vorpommern)

statt­ge­fun­de­nen G8-​Gipfel auf.

 

Dar­über hin­aus

ent­fal­te­ten Rechts­ex­tre­mis­ten Ak­ti­vi­tä­ten im Zu­sam­men­hang mit den am 22. April

durch­ge­führ­ten Kom­mu­nal­wah­len, bei denen die Ver­tre­ter rechts­ex­tre­mis­ti­scher

Par­tei­en schließ­lich 15 Man­da­te er­ziel­ten.

 

13 die­ser Man­da­te

er­rang die NPD, die mit 115 Kan­di­da­ten in sie­ben von neun Land­krei­sen zur Wahl

an­ge­tre­ten war, davon al­lein im Bur­gen­land­kreis mit 55 Be­wer­bern. Zahl­rei­che

Hel­fer aus an­de­ren Bun­des­län­dern un­ter­stütz­ten den Wahl­kampf des

Lan­des­ver­ban­des aktiv. Neben dem Par­tei­vor­sit­zen­den Udo VOIGT be­tei­lig­ten sich

auch zahl­rei­che an­de­re NPD-​Kader und -​Abgeordnete an den dies­be­züg­li­chen Ver­an­stal­tun­gen.

 

Äu­ße­run­gen

maß­geb­li­cher Funk­tio­nä­re der NPD ent­spra­chen auch im Be­richts­jahr der ge­wohn­ten

ras­sis­ti­schen, an­ti­se­mi­ti­schen und re­vi­sio­nis­ti­schen Agi­ta­ti­on der Par­tei und

ver­un­glimpf­ten staat­li­che Re­prä­sen­tan­ten und In­sti­tu­tio­nen. Mit oft ag­gres­si­ven

und be­wusst em­pö­ren­den Ti­ra­den set­zen Par­tei­funk­tio­nä­re dabei auf den Ef­fekt

der Selbst­skan­da­li­sie­rung, um sich eine all­ge­mei­ne Auf­merk­sam­keit zu si­chern.

 

In Sachsen-​Anhalt

ist der weit über­wie­gen­de Teil der par­tei­ge­bun­de­nen Rechts­ex­tre­mis­ten in der

NPD or­ga­ni­siert. Seit nun­mehr drei Jah­ren ver­harrt diese bei einem

Mit­glie­der­be­stand zwi­schen 250 und 260 Per­so­nen.[5] Die

viel­fäl­ti­gen Ak­ti­vi­tä­ten der NPD im Bun­des­ge­biet, auch ihr Wir­ken in zwei

Lan­des­par­la­men­ten oder auf kom­mu­na­ler Ebene, haben der Par­tei in Sachsen-​Anhalt

al­ler­dings kei­nen nen­nens­wer­ten Auf­trieb ver­schafft.

 

Die im Jahr 2006

bun­des­weit ge­grün­de­te NPD-​Frauenorganisation ¿Ring Na­tio­na­ler Frau­en¿ (RNF)

ver­fügt in Sachsen-​Anhalt der­zeit über fünf Re­gio­nal­grup­pen in Halle, im

Saa­le­kreis, im Salz­land­kreis und in den Land­krei­sen Mansfeld-​Südharz und

Anhalt-​Bitterfeld. Haupt­ziel der lan­des­weit etwa 25 RNF-​Mitglieder ist es

Ei­gen­an­ga­ben zu­fol­ge, das ¿po­li­ti­sche In­ter­es­se und die po­li­ti­sche

Mit­ver­ant­wor­tung einer jeden Frau in Sachsen-​Anhalt zu we­cken¿. Der RNF wähl­te

am 20. Ok­to­ber einen neuen Vor­stand. Dabei wurde die sachsen-​anhaltische

Rechts­ex­tre­mis­tin Ju­dith ROTHE als stell­ver­tre­ten­de Bun­des­spre­che­rin der

Or­ga­ni­sa­ti­on be­stä­tigt. Rothe ist gleich­zei­tig Bei­sit­ze­rin im

NPD-​Landesvorstand und Vor­sit­zen­de des NPD-​Kreisverbandes Mansfeld-​Südharz. Sie

un­ter­stützt zudem wei­ter­hin die zahl­rei­chen rechts­ex­tre­mis­ti­schen Ak­ti­vi­tä­ten

ihres Le­bens­ge­fähr­ten En­ri­co MARX.

 

Die

NPD-​Jugendorganisation ¿Junge Na­tio­nal­de­mo­kra­ten¿ (JN) hat in Sachsen-​Anhalt

etwa 50, aus­schließ­lich der Neo­na­zi­sze­ne zu­zu­rech­nen­de Mit­glie­der in acht so

ge­nann­ten JN-​Stützpunkten (Bern­burg, Blan­ken­burg, Halle, Mag­de­burg,

Sangerhau­sen, Schö­ne­beck, Staß­furt und Wer­ni­ge­ro­de). Trotz viel­fäl­ti­ger, zum

Teil öf­fent­lich­keits­wirk­sa­mer Ak­ti­vi­tä­ten und einer of­fen­si­ven

In­ter­net­pu­bli­zis­tik ist es den Funk­tio­nä­ren im Be­richts­jahr nicht ge­lun­gen, die

Mit­glie­der­zah­len zu er­hö­hen und die Or­ga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren aus­zu­bau­en. Am 6.

Ok­to­ber fand im sachsen-​anhaltischen Haus­nein­dorf (Land­kreis Harz) ein

JN-​Bundeskongress statt, bei dem der bis­he­ri­ge stell­ver­tre­ten­de

JN-​Landesvorsitzende Mi­cha­el SCHÄ­FER (Wer­ni­ge­ro­de, Land­kreis Harz) zum neuen

Bun­des­vor­sit­zen­den der Or­ga­ni­sa­ti­on ge­wählt wurde. Der sachsen-​anhaltische

JN-​Landesvorsitzende Phil­ipp VA­LEN­TA wurde als stell­ver­tre­ten­der

Bun­des­vor­sit­zen­der be­stä­tigt. Mit der Wahl hie­si­ger Neo­na­zis an die

JN-​Bundesspitze ist auch die Bun­des­ge­schäfts­stel­le von Sach­sen nach

Sachsen-​Anhalt ver­legt wor­den. Diese be­fin­det sich jetzt in den Räu­men des

JN-​Landesverbandes im ¿Na­tio­na­len Zen­trum Bern­burg¿ (NZB).

 

Der Lan­des­ver­band

der ¿Deut­schen Volks­uni­on¿ (DVU) exis­tiert so gut wie nicht mehr. Von dem 1998

mehr als 700 Mit­glie­der star­ken Lan­des­ver­band blie­ben 2007 noch etwa 30

Mit­glie­der, die sich un­re­gel­mä­ßig zu den noch statt­fin­den­den ¿Stamm­ti­schen¿ in

Halle, Dessau-​Roßlau und Bit­ter­feld ver­sam­meln. Vom Lan­des­ver­band gehen

kei­ner­lei An­stren­gun­gen aus, re­gel­mä­ßi­ge Mit­glie­der­ver­samm­lun­gen durch­zu­füh­ren

oder öf­fent­lich­keits­wirk­sa­me po­li­ti­sche Ak­ti­vi­tä­ten zu ent­fal­ten. Bei den

Kom­mu­nal­wah­len er­lang­te die DVU ein Man­dat im Stadt­rat von Dessau-​Roßlau.

 

Die ¿Deut­sche

Par­tei¿ (DP), in der die DVU-​Abspaltung ¿Frei­heit­li­che Deut­sche Volks­par­tei¿

(FDVP) 2003 auf­ge­gan­gen war, er­ziel­te bei der Kom­mu­nal­wahl 2007 ¿ wohl auch

be­dingt durch einen ge­wis­sen Be­kannt­heits­grad der Kan­di­da­tin ¿ einen Sitz im Wit­ten­ber­ger Kreis­tag.

Davon ab­ge­se­hen blie­ben die DP und die üb­ri­gen rechts­ex­tre­mis­ti­schen Par­tei­en

in Sachsen-​Anhalt weit­ge­hend be­deu­tungs­los.

 

In Sachsen-​Anhalt

kön­nen der ¿Exil­re­gie­rung Deut­sches Reich¿ noch etwa 30 bis 40 Per­so­nen

zu­ge­rech­net wer­den. Sie­ben davon be­klei­den ein Amt in den zahl­rei­chen

¿Mi­nis­te­ri­en¿ der Or­ga­ni­sa­ti­on. Im Be­richts­jahr war ein deut­li­cher

Mit­glie­der­schwund er­kenn­bar. Die für Sachsen-​Anhalt ge­nann­ten und im In­ter­net

ver­öf­fent­li­chen ¿Mel­de­stel­len¿ exis­tie­ren nicht mehr. Auch konn­ten 2007 in

Sachsen-​Anhalt keine Ver­an­stal­tun­gen der Grup­pie­rung fest­ge­stellt wer­den.

 

 

 

II. Links­ex­tre­mis­mus

 

Zu­rück­zu­füh­ren auf eine Ver­klei­ne­rung der Au­to­no­men­sze­ne nahm das

links­ex­tre­mis­ti­sche Per­so­nen­po­ten­zi­al im Land Sachsen-​Anhalt im Jahr 2007

ins­ge­samt leicht ab.

 

 

 

 

Links­ex­tre­mis­ten[6]

 

 

2006

 

 

2007

 

 

 

 

Au­to­no­me

 

 

300

 

 

270

 

 

 

 

Par­tei­en und sons­ti­ge

Grup­pie­run­gen

 

 

270

 

 

270

 

 

 

 

Ge­samt:

 

 

570

 

 

540

 

 

 

 

Das LKA Sachsen-​Anhalt re­gis­trier­te für das

Be­richts­jahr 211 po­li­tisch mo­ti­vier­te Straf­ta­ten -​links- (2006: 291). Dies

be­deu­tet einen Rück­gang um 27 Pro­zent. Im glei­chen Zeit­raum nahm der An­teil der

ent­spre­chend mo­ti­vier­ten Ge­walt­ta­ten sogar um mehr als 54 Pro­zent ab (2007: 32

De­lik­te, 2006: 70 De­lik­te).

 

Schwer­punkt­re­gio­nen der etwa 270 Per­so­nen

um­fas­sen­den Au­to­no­men­sze­ne sind in Sachsen-​Anhalt nach wie vor die Städ­te

Mag­de­burg und Halle. Nen­nens­wer­te Ak­ti­vi­tä­ten gab es fer­ner in der Harz­re­gi­on

und in der Alt­mark.

 

Ein be­son­de­res Thema auch für die hie­si­ge Au­to­no­men­sze­ne war die

Vor­be­rei­tung der Pro­tes­te an­läss­lich des G8-​Gipfels in Hei­li­gen­damm

(Mecklenburg-​Vorpommern).

 

Haupt­ak­ti­ons­feld au­to­no­mer Zu­sam­men­schlüs­se blieb al­ler­dings der

¿An­ti­fa­schis­ti­sche Kampf¿ gegen tat­säch­li­che oder ver­meint­li­che

rechts­ex­tre­mis­ti­sche Ak­ti­vi­tä­ten und Struk­tu­ren. Gleich­wohl nahm die An­zahl der

von Au­to­no­men aus­ge­gan­ge­nen kör­per­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit

Rechts­ex­tre­mis­ten im Be­richts­zeit­raum deut­lich ab.

 

Die ver­ba­len und kör­per­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen in­ner­halb der

Au­to­no­men­sze­ne zwi­schen ¿An­ti­im­pe­ria­lis­ten¿ und ¿An­ti­deut­schen¿ hiel­ten da­ge­gen

an.

 

In Sachsen-​Anhalt waren 2007 die ¿Marxistisch-​Leninistische Par­tei

Deutsch­lands¿ (MLPD), die ¿Deut­sche Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei¿ (DKP), deren

Ju­gend­or­ga­ni­sa­ti­on ¿So­zia­lis­ti­sche Deut­sche Ar­bei­ter­ju­gend¿ (SDAJ), die

¿Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Deutsch­lands¿ (KPD/Ost) und die ¿Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei

Deutsch­lands/Mar­xis­ten Le­ni­nis­ten¿ (KPD/ML) mit ei­ge­nen Struk­tu­ren prä­sent.

 

Diese Or­ga­ni­sa­tio­nen setz­ten wei­ter auf tra­di­tio­nel­le Kon­zep­te eines

lang­fris­tig be­trie­be­nen Klas­sen­kamp­fes. Ihre Ver­tre­ter ver­such­ten er­neut, sich

in ge­sell­schaft­li­che Pro­test­kam­pa­gnen ein­zu­brin­gen.

 

 

 

III. Si­cher­heits­ge­fähr­den­de

und ex­tre­mis­ti­sche Be­stre­bun­gen von Aus­län­dern

 

Im Hin­blick auf

die Be­dro­hung durch den is­la­mis­ti­schen Ter­ro­ris­mus ist auch die Bun­des­re­pu­blik

nach wie vor als Teil des welt­wei­ten Ge­fah­ren­rau­mes an­zu­se­hen und in­zwi­schen

sogar in das di­rek­te Ziel­spek­trum ent­spre­chen­der Grup­pie­run­gen ge­langt. Dies

be­le­gen Pläne für Ter­ror­an­schlä­ge in Deutsch­land, deren Um­set­zung im

Be­richts­jahr durch die Ver­haf­tung von drei Tat­ver­däch­ti­gen in

Nordrhein-​Westfalen ver­ei­telt wer­den konn­te. Davor hat­ten Po­li­zei und

Ver­fas­sungs­schutz im Rah­men der ¿Ope­ra­ti­on Al­be­rich¿ über meh­re­re Mo­na­te hin­weg

die Ak­ti­vi­tä­ten die­ser Per­so­nen be­ob­ach­tet.

 

Diese zu­neh­men­de

Be­dro­hung durch den is­la­mis­ti­schen Ter­ro­ris­mus macht deut­lich, dass die

Zu­sam­men­ar­beit sämt­li­cher Si­cher­heits­be­hör­den und deren ope­ra­ti­ve Tä­tig­kei­ten

wei­ter stän­dig in­ten­si­viert und op­ti­miert wer­den müs­sen. Ein kon­kre­tes Bei­spiel

hier­für ist das 2007 in­ner­halb des ¿Ge­mein­sa­mes Ter­ro­ris­mus­ab­wehr­zen­trums¿

(GTAZ) in Ber­lin ein­ge­rich­te­te ¿Ge­mein­sa­me In­ter­net Zen­trum¿, mit des­sen Hilfe

auch die or­ga­ni­sa­to­ri­sche Vor­aus­set­zung für eine Bün­de­lung der fach­li­chen

Kom­pe­ten­zen bei der Be­ob­ach­tung und Aus­wer­tung ein­schlä­gi­ger In­ter­net­an­ge­bo­te

ge­schaf­fen wer­den soll.

 

In Sachsen-​Anhalt

sind keine fest ge­füg­ten Struk­tu­ren is­la­mis­ti­scher Or­ga­ni­sa­tio­nen be­kannt

ge­wor­den. Al­ler­dings gab es Hin­wei­se auf Per­so­nen, die in Sachsen-​Anhalt woh­nen

und is­la­mis­ti­schen Grup­pie­run­gen in an­de­ren Bun­des­län­dern zu­zu­rech­nen sind.

 

Zu den

nicht­is­la­mis­ti­schen Or­ga­ni­sa­tio­nen, von denen in Sachsen-​Anhalt

si­cher­heits­ge­fähr­den­de und ex­tre­mis­ti­sche Ak­ti­vi­tä­ten aus­ge­hen, zäh­len vor

allem der ¿Volks­kon­gress Kur­di­stans¿ (KONGRA-​GEL), der ¿Na­tio­na­le Wi­der­stands­rat

Iran¿ (NWRI) und die ¿Volks­front für die Be­frei­ung Pa­läs­ti­nas¿ (PFLP). Wäh­rend

der KONGRA-​GEL mit Ver­ei­nen in Sachsen-​Anhalt prä­sent ist, wur­den bis­lang keine

fest­ge­füg­ten Struk­tu­ren an­de­rer Or­ga­ni­sa­tio­nen fest­ge­stellt, wenn­gleich

Ak­ti­vi­tä­ten ein­zel­ner An­hän­ger und Sym­pa­thi­san­ten be­kannt sind.

 

 

 

IV. Spio­na­ge­ab­wehr

 

Die Bun­des­re­pu­blik

Deutsch­land ist nach wie vor ein Schwer­punkt der Auf­klä­rungs­tä­tig­keit der

Nach­rich­ten­diens­te zahl­rei­cher frem­der Staa­ten. Dies­be­züg­lich ent­wi­ckel­ten

neben den Nach­rich­ten­diens­ten der Volks­re­pu­blik China die Diens­te der

Rus­si­schen Fö­de­ra­ti­on die in­ten­sivs­ten Ak­ti­vi­tä­ten in der Bun­des­re­pu­blik

Deutsch­land.

 

Vor allem die

Industrie-​ und Wirt­schafts­spio­na­ge stellt eine Ge­fahr auch für

sachsen-​anhaltische Un­ter­neh­men und For­schungs­ein­rich­tun­gen dar.

 

Der

Ver­fas­sungs­schutz­be­richt 2007 steht ab so­fort unter der In­ter­net­adres­se https://www.mi.sachsen-​anhalt.de/

zum Down­load be­reit.

 

 

 

An­la­ge

 

Straf-​

und Ge­walt­ta­ten­sta­tis­tik [7]

 

Vor­be­mer­kung:

 

Bei den

sta­tis­ti­schen An­ga­ben zu den Straf-​ und Ge­walt­ta­ten han­delt es sich um Zah­len,

die dem Lan­des­kri­mi­nal­amt im Rah­men des kri­mi­nal­po­li­zei­li­chen Mel­de­diens­tes

¿Po­li­tisch mo­ti­vier­te Kri­mi­na­li­tät¿ zu über­mit­teln sind.

Die­ser Mel­de­dienst be­ruht auf einem bun­des­weit ein­heit­li­chen De­fi­ni­ti­ons­sys­tem,

das die Sit­zung der Stän­di­gen Kon­fe­renz der In­nen­mi­nis­ter und -​senatoren der

Län­der (IMK) am 10. Mai 2001 be­schlos­sen und rück­wir­kend zum 1. Ja­nu­ar 2001

ein­ge­führt hat. Da­nach wer­den Straf­ta­ten nach einem ein­heit­li­chen

Kri­te­ri­en­ka­ta­log er­fasst und einem Phä­no­men­be­reich (im We­sent­li­chen Po­li­tisch

mo­ti­vier­te Kri­mi­na­li­tät -​links-, Po­li­tisch mo­ti­vier­te Kri­mi­na­li­tät -​rechts-,

Po­li­tisch mo­ti­vier­te Aus­län­der­kri­mi­na­li­tät) zu­ge­ord­net.

 

 

 

In Sachsen-​Anhalt

wur­den im Be­richts­jahr in den Phä­no­men­be­rei­chen Po­li­tisch mo­ti­vier­te

Kri­mi­na­li­tät -​links-, Po­li­tisch mo­ti­vier­te Kri­mi­na­li­tät -​rechts- und Po­li­tisch

mo­ti­vier­te Aus­län­der­kri­mi­na­li­tät ins­ge­samt 1.567 [8] (Vor­jahr: 1.536) Straf­ta­ten

re­gis­triert.

 

 

 

Diese ver­tei­len

sich wie folgt:

 

 

 

 

Po­li­tisch mo­ti­vier­te Straf­ta­ten

nach

Phä­no­men­be­reich

 

 

2006

 

 

 

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