Innenminister stellt Kommunalfinanzbericht
2009 vor
07.09.2009, Magdeburg – 188
- Ministerium für Inneres und Sport
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 188/09
Ministerium des Innern - Pressemitteilung Nr.: 188/09
Magdeburg, den 7. September 2009
Innenminister stellt Kommunalfinanzbericht
2009 vor
Verschuldung
der Kreise, Städte und Gemeinden ging 2008 weiter zurück/Angespannte Lage 2009
¿Die finanzielle Situation der Landkreise, Städte
und Gemeinden hat sich 2008 weiter leicht entspannt. Die Konsolidierungspartnerschaft
von Land und Kommunen muss aber fortgesetzt werden. Unsere Politik zielt
darauf, die Erfüllung der kommunalen Aufgaben ebenso zu sichern wir ihre
Handlungsspielräume für kommunale Schwerpunktsetzungen.¿ Das erklärte
Innenminister Holger Hövelmann (SPD) heute in Magdeburg bei der Vorstellung des
Kommunalfinanzberichts 2009. ¿Angesichts der Wirtschaftskrise ist aber nicht zu
erwarten, dass sich die positive Entwicklung des letzten Jahres 2009
wiederholen wird.¿
Insgesamt erzielten die Kommunen im
Finanzierungssaldo 2008 einen Überschuss von knapp 350 Millionen Euro. Der
positive Saldo betrifft alle drei kommunalen Gruppen (Landkreise, kreisfreie
Städte, kreisangehörige Städte und Gemeinden). Die Schulden der Kommunen gingen
um mehr als 126 Millionen Euro auf knapp 3,9 Milliarden Euro zurück.
Der Bericht enthält auch die Ergebnisse einer
¿Blitzumfrage¿ zur Haushaltssituation der Landkreise im laufenden Jahr 2009.
Mit Blick auf die Finanzsituation ist im laufenden Haushaltsjahr 2009 für die
Landkreise in Sachsen-Anhalt keine Entspannung spürbar. Angesichts der zu
erwartenden Belastungen durch die aufgrund der Konjunkturkrise aktuell
einbrechenden Steuereinnahmen sowie den zu befürchtenden Zuwächsen in den
Ausgaben für soziale Leistungen ist dies besonders besorgniserregend.
Der Grad der Verschuldung und das weiterhin hohe
Niveau der Kassenkredite sind ein deutlicher Beleg dafür, dass das geltende
¿Verbundquotenmodell¿ des kommunalen Finanzausgleiches den verfassungsgemäßen
Vorgaben einer den Aufgaben angemessenen Finanzausstattung nicht gerecht
geworden ist und zu einer massiven strukturellen Unterfinanzierung der
Landkreise und kreisfreien Städte in Sachsen-Anhalt geführt hat.
Hövelmann: ¿Die Novellierung des
Finanzausgleichsgesetzes, die gegenüber dem Verbundquotenmodell 2010 und 2011
eine Verbesserung der Finanzausstattung der Kommunen bringen wird, ist deshalb
der richtige Weg. Ich bin zuversichtlich, dass im parlamentarischen Verfahren
ein fairer Interessenausgleich zwischen den kommunalen Gruppen gelingt.¿
Kurzfassung
Mit dem ¿Kommunalfinanzbericht 2009¿ informiert das
Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt über die Entwicklung der
Haushalts- und Finanzwirtschaft der Gemeinden und Landkreise des Landes
Sachsen-Anhalt im Haushaltsjahr 2008. Grundlage der Berichterstattung sind die
amtlichen vierteljährlichen Kassenergebnisse der kommunalen Haushalte des
Statistischen Bundesamtes für den Ländervergleich sowie die Berichte des
Statistischen Landesamtes, insbesondere der Bericht ¿Gemeindefinanzen ¿
Ausgaben und Einnahmen¿ (L II hj-2/3).
Finanzierungssaldo
1. Ländervergleich:
Die Kommunen in Sachsen-Anhalt erzielten in 2008 einen Finanzierungsüberschuss
in Höhe von 349,8 Mio. ¿, nachdem bereits in den Vorjahren Überschüsse
erwirtschaftet wurden (2006 rd. 177 Mio. ¿ und 2007 rd. 271 Mio. ¿). In den
Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen betragen die
Finanzierungsüberschüsse 517,7 Mio. ¿, 223,6 Mio. ¿, 930,8 Mio. ¿ und 278,1 Mio. ¿.
2. Waren die
kreisfreien Städte (KSt) als auch die Landkreise (LK) bis einschl. des Jahres
2006 im Verwaltungshaushalt noch unterfinanziert, so hat sich im Jahr 2007 eine
leichte Verbesserung eingestellt (KSt = +29,017 Mio. ¿, LK = +17,042 Mio. ¿).
Im Jahr 2008 erzielten die KSt Überschüsse i.H.v. +77.502 Tsd. ¿ und die LK
i.H.v. +57.165 Tsd. ¿. Mittlerweile reichen die laufenden Einnahmen auch zur
Deckung der laufenden Ausgaben im Betrachtungszeitraum aus (KSt = +21.133 Mio.
¿, LK = +18.450 Mio. ¿). Eine sich verstetigende positive Entwicklung lässt
sich bei den kreisangehörigen Gemeinden (kaG) erkennen (2005= +100.711 Tsd. ¿,
2006= +198.188 Tsd. ¿, 2007 = +268.891 Tsd. ¿ und 2008 = +252.930 Tsd. ¿).
3. Der Überschuss im Verwaltungshaushalt der Gebietskörperschaften im
Haushaltsjahr 2008 i.H.v. gesamt 387.596 Tsd. ¿ wird im Wesentlichen von den
kreisangehörigen Gemeinden erwirtschaftet (+252.930 Tsd. ¿). Die
Verwaltungshaushalte der kreisfreien Städte tragen mit +77.502 Tsd. ¿ und die
Verwaltungshaushalte der Landkreise mit +57.165 Tsd. ¿ zum (Gesamt-)Finanzierungssaldo bei.
Die derzeit ausgewiesenen
Überschüsse der bereinigten Einnahmen über die bereinigten Ausgaben sind zwar
erfreulich, lassen jedoch die Tatsache unberücksichtigt, dass die Kommunen
Fehlbeträge aus Vorjahren über die Aufnahme von Kassenkrediten finanziert
haben. Für die Entwicklung des Finanzierungssaldos der Landkreise gilt
zusätzlich, dass der Rückgang der Steuereinnahmen der kreisangehörigen
Gemeinden zeitverzögert Einfluss auf die Einnahmen der Landkreise haben wird.
Entwicklung der Einnahmen
4. Ursache für die Verbesserung des Finanzierungssaldos 2008 ist die
Verstetigung der bereinigten Einnahmen auf dem Niveau des Vorjahres (Zuwachs
+0,57%). Die bereinigten Ausgaben dagegen sind rückläufig -0,02%.
5. Bereits die Jahre 2003 bis 2006 waren durch deutliche
Mehreinnahmen insbesondere bei der Gewerbesteuer gekennzeichnet. Auch im
erweiterten Berichtszeitraum hält dieser Trend, zwar abgeschwächt an, denn die
Einnahmen aus der Gewerbesteuer(netto) sind 2007 nur um 4,5 Mio. ¿ angestiegen.
Im Jahr 2008 sind die Einnahmen aus der Gewerbesteuer wieder deutlich (mit
einer zweistelligen Zuwachsrate) von 514,4 Mio. ¿ auf 583,4 Mio. ¿ (= rd. 69
Mio. ¿) angestiegen.
6. Die Einnahmen bei den Gemeindeanteilen an der
Einkommen- und Umsatzsteuer sind nach rückläufigen Einnahmen des Jahres 2007
wieder deutlich angestiegen (+84.759 Tsd. ¿). Allein der Gemeindeanteil aus der
Einkommen- und der Umsatzsteuer (2007 = 377.937 Tsd. ¿) ist ebenfalls deutlich,
um rd. 87.989 Tsd. ¿ (auf 465.926 Tsd. ¿), gestiegen.
Entwicklung der Ausgaben
7. Größter Posten auf der Ausgabenseite der Verwaltungshaushalte sind
die Personalkosten in Höhe von 1.455,9 Mio. ¿, die sich im Vergleich zum
Vorjahr um rd. 4% erhöhten (+55.551 Tsd. ¿). Mit rd. 5% verzeichneten die
kreisangehörigen Städte und Gemeinden im Vergleich des Jahres 2008 zu 2007 den
höchsten Zuwachs. Über den Berichtszeitraum 2005 bis 2008 beträgt die absolute
Einsparung von Personalausgaben 30.390 Tsd. ¿. Der Rückgang der
Personalausgaben der kreisfreien Städte beträgt insgesamt 45.180 Tsd. ¿. Die
Personalausgaben der Landkreise haben sich über den Berichtszeitraum um 3.171
Tsd. ¿ verringert. Bei den kreisangehörigen Städten und Gemeinden hingegen sind
die Personalkosten über den Berichtszeitraum gestiegen (+17.960 Tsd. ¿).
8. Die Ausgaben für Sozialhilfe bzw. (ab 2005) nach dem SGB II der
Kommunen in Sachsen-Anhalt (in 1.000 ¿) entwickelten sich im Vergleich der
Jahre 2007 und 2008 rückläufig (2007 = 902.206, 2008 = 838.438, -7,07%). Gleichwohl liegen
die Ausgaben deutlich über den Niveau des Jahres 2005 (= 796.679 Tsd. ¿). Die
Minderausgaben der Landkreise im Vergleich der Jahre 2008 zu 2007 betragen rd.
59,6 Mio. ¿, die Minderausgaben der kreisfreien Städte betragen rd. 4 Mio. ¿
(-2,36%).
9. Landesweit verstetigten sich die Zinsausgaben der Kommunen im
Berichtszeitraum. Einen spürbaren Rückgang ihrer Zinsausgaben verzeichnen die
kreisangehörigen Gemeinden (-3,63%); rückläufig, wenn auch nur um 2,38%, ist
die Zinsbelastung für die kreisfreien Städte. Die Landkreise hingegen müssen
Zuwächse von 8,59% verkraften.
10. Die Ausgaben der Kommunen für Investitionen
(Baumaßnahmen in 1.000 ¿) sind im Berichtszeitraum deutlich zurückgegangen
(-131 Mio. ¿). Dabei ist der Rückgang der Investitionen bei den kreisfreien
Städten überdurchschnittlich hoch. Nach Jahren relativ gleich hoher Ausgaben
(2003, 2004 und 2005) ist im Jahr 2006 im Vergleich zum Vorjahr ein Einbruch zu
verzeichnen (-40%), im Jahre 2007 liegt die Quote bei -8,17%, im Jahre 2008 bei
-5,95%. Noch deutlicher rückläufig sind die Ausgaben für Investitionen bei den
Landkreisen (-18,55%, das entspricht einem Investitionsvolumen von 18,4 Mio.
¿).
Kreditmarktschulden und Kassenkredite
11. Die Kreditmarktschulden (einschl. der Schulden
bei öffentlichen Haushalten) konnten 2008 ¿ wie bereits in den Vorjahren ¿ auf
2.920,1 Mio. ¿ verringert werden (-132,37 Mio. ¿). Die Verschuldung pro
Einwohner beträgt nunmehr 1.218 Euro (2007: 1.257 Euro).
12. Zusätzlich zur Kreditmarktverschuldung und der
Schuldenaufnahme bei öffentlichen Haushalten wurden auch in 2008 Kassenkredite
aufgenommen: der Stand der Kassenkredite beträgt nunmehr 968,6 Mio. ¿ (2007 =
971,4 Mio. ¿).
13. Betrachtet
man die tatsächliche Verschuldung unter Einbeziehung der Kassenkredite, ist
festzustellen, dass sich der Schuldenstand seit 2006 (= 4.162 Mio. ¿)
kontinuierlich verringert (um 138 Mio. ¿ im Jahr 2007, Stand 4.024 Mio. ¿) und
um weitere 126,3 Mio. ¿. Die Gesamtverbindlichkeiten belaufen sich zum
Jahresende 2008 auf den jetzigen Stand von 3.897,5 Mio. ¿.
Kommunalfinanzbericht
2009: https://www.sachsen-anhalt.de/
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